Wiesenbeet
Ein Wiesenbeet soll eigentlich fast der ganze Garten sein, und das Ziel unseres Wirkens ist ja (u.a.) die Umwandlung des zunächst recht artenarmen Rasens (immerhin gab es aber schon ein paar Nähstoff-Armutszeiger in bestimmten Bereichen, wie z.B. Rotes Straußgras (Agrostis tenuis), Heidenelke (Wildform? - Dianthus deltoides) oder Schönes Widertonmoos (Polytrichum formosum), die - an kleinen Stellen - schon damals davon zeugten, dass unsere Vorbesitzer nicht den ganzen Garten konsequent düngten (was wir als großes Plus betrachten), sondern "nur" für sie besonders wichtige Bereiche, vor allem die, wo Bäume und Sträucher Obst erzeugen sollen (Kirschbaum, Johannisbeere, Josta), Blumen gepflanzt wurden (besonders nordwestlichster Gartenbereich, heutiges Heidebeet) oder prunkvolle Büsche (besonders Rhododendron - nordöstlicher Gartenbereich, aber auch der Flieder im späteren Kalk-Saumbeet) in ihrer Blühpracht unterstützt werden sollten. Besonders übel jedoch der Bereich des damaligen Gewächshauses (südöstlicher Gartenbereich), der heute noch unsere Nahrungszone (Kompostfeld) ist. Dort fanden wir reichlich Blaukorn vor und eine sehr dunkle Erde, die wohl z.T. aus gekaufter düngerhaltiger Blumenerde bestand (und noch besteht). Aber dazu in der Site über das Nahrungsfeld dann mehr.
Der Gartenrasen bestand am Anfang nur aus wenigen Grasarten - vor allem Ausdauernder Lolch (Englisches Raygras, Lolium perenne), Einjähriges Rispengras (Poa annua), dazu aber immerhin Rotschwingel (Festuca rubra s.l.) und örtlich (s.o.) etwas Rotes Straußgras. Die Vielfalt der Gräser ist heute höher, da wir auch Gräser gezielt einbringen - beispielsweise das Zittergras (Briza media), das heute an mehreren Stellen des Gartens dabei ist, sich zu vermehren. Lolch drängen wir relativ konsequent zurück (durch Ausreißen und Ausstechen) - ein Unterfangen, das noch anhält. Wir wollen die Art nicht ausrotten, aber auf ein begrenztes Maß zurück stutzen. Ähnlich gehen wir mit anderen ruderalen Rasen-Arten vor (Breitwegerich, Haarfeiner Pippau, Kriechender Hahnenfuß u.a.).
Nun - der Garten ist zwar klein. Um ihn als Ganzes auf einmal umzugestalten, ist er trotzdem zu groß, und so begannen wir bereits 2016 damit, einen kleinen Bereich so abzugrenzen, dass dort einerseits Erde abgetragen und durch neue unverdächtige (ungedüngt nährstoffarme) Erde ersetzt wurde, andererseits bereits damals erste Pflanzen eingebracht wurden, so z.B. Acker-Witwenblume (Knautia arvensis) und Aufrechte Trespe (Bromus erectus) - zum Einen durch Samen, gelegentlich aber auch durch Ausgraben an nicht geschützten (also erlaubten) Standorten. Die Abgrenzung des damals noch kleinen (sich mit den Jahren erweiternden) Wiesenbeetes nahm ich zunächst nur durch einen Wall aus Erde vor, der an der Südgrenze des damaligen Wiesenbeetes von mir angelegt wurde - nördlich davon also der Beginn der Umgestaltung letztlich des ganzen Gartenrasens in eine Magerwiese.
Wiesenbeet am 09.07.2017 - der Erdwall aus nährstoffarmer Erde zur Abgrenzung (von S. fotographiert - nach N das beginnende Wiesenbeet) - als eine der ersten eingebrachten Pflanzen sehen Sie (vegetativ) die Aufrechte Trespe (Bromus erectus) in der Bildmitte |
Wiesenbeet am 06.06.2018 (ebenfalls von S fotographiert, mit Blick auf den noch nicht vollständig bewachsenen Wall). Botanisch erkennen Sie v.a. die blühenden Acker-Witwenblumen (Knautia arvensis) in einer ungemähten Wiese am Beginn der Umgestaltung in eine Magerwiese |
Wiesenbeet am 22.08.2018 - mit Blick auf die Hauswand des südlich angrenzenden Nachbarhauses sehen Sie im Wiesenbeet u.a. Kohldistel (Cirsium oleraceum) sowie Teufelsabbiss (Succisa pratensis). Besonders an letzterer Pflanze haben wir viel Freude und wir hoffen, dass sich die Art beginnt von selbst in unserem Garten zu vermehren. |
Wiesenbeet am 23.01.2020 - erweiterte Zone im N des Beetes. Sie sehen links den Sandsteinweg (Angulatensandsteine aus unserem Garten, die beim Umgraben etc. anfallen) angeschnitten - dieser führt derzeit von der Garage aus zwischen Morchelbeet und Kalk-Saumbeet hindurch, am Wiesenbeet vorbei (dieses links liegen lassend) bis zu unseren Nussbaum, dann um die Hausecke bis vor zur Josta und dem dahinter liegenden Heidebeet. Die hier gezeigte Erweiterungszone wirkt noch ruderal und benötigt noch etwas Zeit. |
Wiesenbeet am 13.04.2020 - links sehen Sie in etwa den auf dem letzten Foto gezeigten Bereich, mehr rechts zum Wall hin (der fast nur noch durch die größeren Grasbüschel u.a. von Aufrechter Trespe erkennbar ist) das anfängliche Wiesenbeet. Die unten im Bild gezeigten Bereiche (und die nicht mehr zu sehenden, wo der Photograph steht) sind derzeit noch wenig verändert, außer durch Samen-Einbringung (s.u.). Im Hintergrund (oben links im Bild) das Morchelbeet mit der Basis des Kirschbaums und den blaugrünen Pflanzen des Färberwaids (Isatis tinctoria). |
Wiesenbeet am 15.05.2020 - von der anderen Seite aus (von SO) photographiert. Rechts angeschnitten das Morchelbeet mit einer Jung-Esche und dem Färber-Waid, links das Wiesenbeet u.a. mit blühenden Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis) und Wiesenpippau (Crepis biennis). Letztere beiden Arten (besonders die erste, eigentlich eine Artengruppe) sterben auf zu früh gemähten Wiesen bald aus, da es sich um einjährige (Bocksbart) bzw. zweijährige (Pippau) Pflanzen handelt, die eben nicht dauerhaft aus ihren unterirdischen Pflanzenteilen wieder kommen. Wir mähten am Anfang die ganzen Wiesen-Anteile des Gartens spät im Jahr (August). Inzwischen bin ich dazu übergegangen, gar nicht mehr mit einem Gerät zu mähen. Da ich ohnehin so oft es geht im Garten bin und Kleinigkeiten verändere, mache ich auch die ganze Mahd per Hand. Dabei kann ich ganz gezielt Arten entfernen, andere belassen, zumindest bis sie ausgefruchtet haben. Ich rupfe mich also durch den Garten (was unsere Nachbarn vermutlich als debiles Verhalten klassifizieren) - und das ist für unsere Zwecke ziemlich effektiv :-) |
noch einmal Wiesenbeet am 15.05.2020 - auch hier u.a. mit Bocksbart und Wiesenpippau, aus anderem Blickwinkel |
Wiesenbeet am 24.05.2020 - im Hintergrund links das Kalk-Saumbeet u.a. mit Ebensträußiger Wucherblume (Tanacetum corymbosum), rechts das Morchelbeet mit Färberwaid und Kirschbaum, dahinter die Nahrungszone (Kompostfeld). Im Vordergrund und rechts dann das Wiesenbeet (ganz rechts die ältesten Teile) u.a. mit blühendem Bocksbart, dazu u.a. rechts Wiesenknöterich (Polygonum bistorta) |
noch ein Foto vom 24.05.2020 - im Vordergrund Aspekt des Roten Wiesenklees (Trifolium pratense) außerhalb des eigentlichen Wiesenbeetes, das auf dem Foto nur als schmaler Streifen zwischen Klee und Morchelfeld zu sehen ist. Links Kalk-Saumbeet und Garage. Ganz hinten die Grenzmauer zum südöstlichen Nachbarn - eine Schutzmauer wegen seines direkt dahinter liegenden Gastanks. Wir sind über die Mauer trotz ihrer Hässlichkeit froh, denn sie puffert uns vor seiner intensiven Düngung und seinem Pestizide-Einsatz. Anfangs strich er noch die Ziegel mit Breitband-Biozid (Moos-Ex) - wir konnten ihn aber dazu überreden, das nicht mehr zu tun. |
noch ein Foto vom 15.05.2020 - wie das letzte von NW aus aufgenommen. Wir sehen blühenden Körnigen Steinbrech (Saxifraga granulata), den wir durch gesammelte Samen einbringen und (noch spärlich und unsicher) einbürgern konnten. |
Wiesenbeet am 10.06.2020 - sehr hochgewachsene Wiese mit blühender Acker-Witwenblume (u.a.) . Nicht mehr sehr lange bis zur Mahd ... |
noch ein Foto vom 10.06.2020 - diesmal wieder wie 3 Fotos zurück ein Bereich, der (noch) nicht zur eigentlichen Umgestaltungszone zum Wiesenbeet gehört. Neben Rotem Wiesenklee (s.o.) auch blühender Zottiger Klappertopf (Rhinanthus aletorolophus). Die Halbschmarotzer unter den früheren Rachenblütlern (jetzt zu den Sommerwurz-Gewäschsen gestellt) haben wir gezielt durch Samen-Eintrag in unseren Garten gefördert. Wir "haben" auch schon Kleinen K. (R. minor), Steifen Augentrost (Euphrasia stricta) und Roten Zahntrost (Odontites serotina), daneben noch unsicher eingebürgert Echten Augentrost (E. rostkoviana). Wir arbeiten weiter daran :-) |
Wiesenbeet am 15.07.2020 - von der Terrasse aus photographiert. Sie sehen (fast) das ganze Wiesenbeet, eingerahmt vom Nachbarhaus SW (Hintergrund), Morchelbeet (l. nur kleiner Anschnitt) und Kalk-Saumbeet (zentraler Bereich l. angeschnitten, westlicher Bereich im Vordergrund). Im Jahr 2020 habe ich nicht mehr an einem Stück gemäht, sondern immer dann Pflanzen punktuell abgeschnitten, wenn es der Zeitpunkt nahelegte. |
Wiesenbeet am 06.03.2021 - im Vorfrühlings-Zustand. Einzelne Pflanzenarten sind noch nicht in Blüte und dadurch erkennbar - aber sieht das nicht schon fast wie eine richtige Magerwiese aus? |
Heute (April 2021) blicke ich mit Vorfreude auf das momentane Wiesenbeet (und den restlichen Garten) und warte darauf, welche Pflanzen in diesem Frühling und Sommer zu Blüte und Frucht kommen, welche PIlze eventuell dort entdeckt werden können und welche Insekten dieses Jahr auf den blühenden Pflanzen rasten und Nahrung suchen bzw. sich auf den grünen Pflanzenteilen (u.a.) entwickeln. Ich kann nicht alles dokumentieren (dazu fehlt mir nicht nur Zeit, sondern auch - trotz der unschätzbaren Hilfe durch das Forum nafoku - die Expertise), aber ich möchte so viel wie möglich versuchen.