Anm vom August 2018.:
Auf dieser Site habe ich nun verschiedene Texte gespeichert, die bisher auf der Startseite gepostet wurden. Man hat mich darauf hingewiesen, dass dies Leute von der Pilzkunde abschrecken würde. Das kann stimmen. Ich möchte aber nicht verstummen und mundtot werden - und mich weiterhin klar gegen die extrem überhöhte Stickstoffbelastung unserer Natur-Reste durch Gülle und Kunstdünger äußern. Täte ich dies nicht, oder nicht auf meiner Website, dann könnte ich morgens nicht mehr in den Spiegel sehen. Insofern bitte ich um Entschuldigung, dass ich Sie hiermit belästige. Und ich verspreche Ihnen: ich werde es weiterhin tun :-)
"Düngt die Felder wieder mit altem Mist,
Sonst ist alles Mist. Sonst ist alles Mist"
Franz Josef Degenhardt - "Wölfe mitten im Mai" (1965)
20.11.2020:
Zusammenfassende Gedanken und Fakten zum Thema Pilze und Nährstoffeinträge habe ich in einem kurzen Vortrag zusammen gefasst - ich musste ihn in zwei Teile Teilen, damit er "klein" genug zum Hochladen war.
Düngung und Pilzvorkommen Teil 1
Düngung und Pilzvorkommen Teil 2
aktuell am 18.01.2019:
Grüne Kreuze - welch starke Symbolik für das Artensterben in Feld, Flur und Wald
Solche grünen Kreuze sieht man seit einiger Zeit häufiger in der Feldflur aufgestellt, vor allem an Stellen, wo intensive landwirtschaftliche Nutzung statt findet. Man hat mir gesagt, dass sie von Bauern aufgestellt wurden. Nun - das kann eigentlich nur einen nachvollziehbaren Grund haben (oder?):
Grünes Kreuz in der Feldflur - als Symbol für die Zerstörung unserer heimischen Artenvielfalt - allen voran durch intensive "konventionelle" Landwirtschaft (Überdüngung und Biozide). Foto nördlich von Künzelsau (Baden-Württemberg, 10.01.2020, Foto Lothar Krieglsteiner) |
Das Kreuz ist ja der christlichen Symbolik entlehnt und steht für den Tod. Die grüne Farbe ist das Symbol der Natur und steht für den Verlust der Biodiversität. Urheber der Kreuze sind die Landwirte. Ich freue mich also, dass diese Berufsgruppe so viel Einsicht zeigt und endlich damit beginnt, die Früchte ihres seit 2-3 Generationen stark zum Negativen und Umweltschädlichen veränderten Wirtschaftens ("intensive", "konventionelle" Form der Landwirtschaft mit viel zu viel konzentriertem Dünger und mit viel zu viel Gift-Einsatz) zu reflektieren und zu bedauern. Ich nehme an, die Landwirte protestieren gegen den weltweiten "Freihandel" (in Wirklichkeit eine totale Deregulierung auf Kosten jeglicher moralischer Maßstäbe) und die damit verbundenen Sachzwänge zu falschem Wirtschaften und unsere Politik, die an der unsäglichen Wachstums-Ideologie, die zu diesen Auswüchsen führen muss, weiterhin festhält. Ich sage: Applaus, Ihr Bauern, weiter so! Wehrt Euch gegen die weitere Degradierung Eures wertvollen und traditionsreichen Berufsstandes zum skrupellosen, umweltschädlichen Agronomentum.
Ich halte ausdrücklich fest: unsere Artenvielfalt wurde über viele Generationen von Bauern ausdrücklich gefördert, ihr Wirtschaften hat zum Entstehen zahlreicher Nischen für Tiere und Pflanzen (und natürlich auch Pilze) geführt. Dies muss ganz hoch gewürdigt werden - und man muss (global!) versuchen, dahin wieder zurück zu kommen. Ich freue mich ganz entschieden darüber, dass dies auch von den Landwirten selbst so gesehen wird. Ein Hoffnungszeichen!
(P.S. Leider ist das - Sie haben es bemerkt - Satire. Greifen wir Sie auf!)
https://www.spektrum.de/news/jenseits-der-landwirtschaft/1690036 - ein sehr lesenswerter Beitrag! (Link eingestellt 11.12.2019)
aktuell am 18.09.2019:
Zum Folgenden (Beitrag vom 15.9.) passend mein Schluss-Statement als Pilz-Experte auf die Frage "Was macht den Pilzen zu schaffen" der Moderatorin Evelin König in der Sendung "Kaffee oder Tee" im SWR am 18.09.2019 - hören Sie bitte die letzten ca. 2 Minuten der Sendung an:
aktuell am 15.09.2019 -
Anmerkungen zum Volksbegehren "Artenschutz Rettet die Bienen Baden-Württemberg"
Am 24.09.2019 startet das im Titel genannte Volksbegehren. Ich möchte voraus schicken, dass wir dieses Volksbegehren in hohem Maße unterstützen und ihm viel Erfolg wünschen. Wir bitten alle unsere Leser, sich die Mühe zu machen und zu unterschreiben.
Leider sehen wir aber ein Problem: das Volksbegehren greift unserer Meinung nach viel zu kurz und müsste um etliche weitere Punkte erweitert werden. Ist es erfolgreich und wird umgesetzt, aber nicht ergänzt und zumindest einige der von uns unten genannten Punkte ebenfalls verwirklicht, dann wird auch ein erfolgreiches Volksbegehren unserer Artenvielfalt wenig helfen. Bitte lesen und verbreiten Sie die nun folgenden Zeilen - es ist ein Anschreiben von Katharina und Dr. Lothar Krieglsteiner an die Initiatoren des Volksbegehrens, mit mehreren Umweltverbänden und "grünen" Institutionen in der Kopie. Eine Antwort erhilelten wir leider nur - abe rimmerhin! - von Herrn Prange (die ich ebenfalls unter unserem Schreiben anfüge). Der Klimawandel ist in der Tat ein wichtiges Problem und es sollte uns freuen, dass er mittlerweile ein politisches Thema geworden ist. Der Verlust der Artenvielfalt - unserer Meinung nach vor allem durch Überdüngung - ist aber nicht minder wichtig. Nicht nur Herr Bolsonaro in Brasilien zerstört Artenvielfalt, wir tun es auch. Ganz normal, und von kaum jemandem kritisiert. ...
Nun also unser Anschreiben, unsere Forderungen:
Von: "
Datum: Freitag, 21. Juni 2019 um 15:41
An: "Volksbegehren Artenschutz (proBiene)"<
Cc: "
Betreff: Biodiversität - was wirklich helfen würde
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir (Katharina & Dr. Lothar Krieglsteiner) betreiben die Pilzschule Schwäbischer Wald in Ruppertshofen (nahe Schwäbisch Gmünd, Baden-Württemberg) und führen einerseits Seminare für Privatpersonen im botanischen und vor allem mykologischen Bereich durch, andererseits nehmen wir auch wissenschaftliche Aufträge mit mykologischem Fokus z.B. für Nationalparks und Naturschutzbehörden, aber auch im Zuge von Umweltverträglichkeits-Gutachten an. Ich (Dr. Lothar Krieglsteiner) habe eine sehr reiche Gelände-Erfahrung seit seiner frühen Kindheit, habe also die Entwicklung unser heimischen Flora und Funga (und auch Fauna) seit ca. 50 Jahren intensiv beobachtet.
Deshalb liegt uns die Umwelt sehr am Herzen und wir freuen uns über jegliches Engagement, um die Situation der extrem an den Rand gedrängten Natur in Deutschland (und anderswo) zu verbessern.Deshalb möchten wir uns heute an Sie wenden, um Ihre Forderungen im Volksbegehren „Rettet die Bienen“ in Baden-Württemberg auszuweiten.Wenn wir wirklich etwas erreichen wollen, das nicht nur für die Honigbiene, sondern für alle Insektengruppen und deren Wirtspflanzen (die solle man nicht vergessen) nachhaltig hilfreich ist, dann genügt es nicht, die Belastung durch Pestizide (und andere Umweltgifte) zu beschränken. Die Fokussierung auf "Bio-Landbau" (den stellt man sich auch m.E. zu umweltfreundlich vor) hilft nur sehr begrenzt, denn die Vergiftung ist nicht die einzige, vielleicht noch nicht einmal die hauptsächliche Ursache für den Artenrückgang.Wir sind der Meinung, dass der allgegenwärtige Rückgang der Wirtspflanzen (den man ja auch beklagen muss) mindestens ebenso zur prekären Situation der Insekten beiträgt, denn viele Arten finden schlichtweg ihre Nahrungspflanzen (für ihre Larval-Entwicklung, nicht so sehr in Bezug auf die Nahrung der Imagines) nicht mehr vor.Wir bitten Sie deshalb, Ihren Katalog von geforderten Maßnahmen auszubauen:
- Abschaffung des "Bestandsschutzes der Nutzung" in Naturschutzgebieten. Dieses Gesetz ist ein unsäglicher Anachronismus, das dazu führt, dass selbst innerhalb der Grenzen von NSG "konventionelle Landwirtschaft" ausgeführt wird, mit der Ausbringung von Pestiziden und nicht zuletzt von Gülle und(/oder Kunstdünger. Der Status NSG sollte unvereinbar sein mit der Ausbringung solcher unwelt- und naturschädigender Agentien.
- Erstellung genügend großer Pufferzonen um NSG, in denen keine Landwirtschaft statt findet und vor allem nicht gedüngt werden darf, weder mit Gülle noch mit Kunstdünger - und auch nicht mit Stallmist. Man kann heute wunderbar beobachten, dass NSG vor allem in Tallagen vollkommen eutrophiert sind, und man sieht oft an der Vegetation z.B. in Hanglagen genau, wo Einträge oft von oberhalb (Oberflächenwasser) statt finden (wo z.B. ein Acker liegt) und wo nicht. In Kalkgebieten ist zu bedenken, dass Sickerwasser aus Äckern seine Last an Dünger noch weit entfernt wieder zutage treten lässt.
- Absolutes Düngeverbot für Waldlichtungen. Dort ist es besonders leicht, wieder einigermaßen nährstoffarme und somit ökologisch wertvolle Bedingungen herzustellen.
- Überzählige Gülle sollte nicht auf Wiesen ausgebracht werden, sondern in Biogas-Anlagen verstromt werden. Der dabei entstehende Gärrest kann in speziellen Kläranlagen wieder in Luft-Stickstoff überführt werden. Diese Infrastruktur sollte jedenfalls massiv gefördert werden, und Anreize dafür geschaffen werden, dass sich genau dies für die Landwirte lohnt - dass es sich eben nicht rechnet, Gülle in die Umwelt auszubringen.
- Die Anlage von Blühwiesen sollte nur aus heimischen, nicht gezüchteten, kultivaren Arten bestehen. Ansaaten aus Buchweizen, Büschelschön & co. (wie z.B. in den "Blumenwiesen" von Greenpeace verwendet) helfen vielleicht der Honigbiene und noch einigen anderen Insekten mehr bei der Nahrungs-Suche, aber nicht für die Entwicklung der Mehrzahl der heimischen Insekten-Arten. Es gibt Firmen, die Saatgut von heimischen Pflanzen bereit stellen.
- Massive Erschwernis der Abgabe von Umweltgiften und Kunstdünger in Baumärkten. Es ist ein Skandal, der auch schon öfter angeprangert wurde, wie leicht es für naive Gartenbesitzer ist, sich mit extrem schädlichen Chemikalien zu versorgen. Die Realität entspricht hier in keiner Weise der durchaus vorhandenen (wenn auch viel zu laschen) Gesetzgebung.
- Der Naturschutz sollte sich positive, nicht defensive Ziele setzen. Im Zuge von Natura 2000 findet man nur das Ziel, Zustände zu erhalten, die bereits deutlich gegenüber der Realität vor 2 Generationen verschlechtert waren. Es sollte Ziel sein, die Situation in NSG und anderen Schutzgebieten zu verbessern.
Das Thema Düngung wird meist nur in Bezug auf die Nitratbelastung des Menschen diskutiert. Eutrophierung - das weiß jeder Freiland-Biologe sehr genau - ist aber das Hauptproblem beim Verlust der Artenvielfalt in D.So wird nun die Düngeverordnung so verändert, dass in den am Schlimmsten belasteten Regionen weniger gedüngt werden darf, überall sonst bleibt alles beim Alten. Für die Natur stellt es sich aber so dar, dass man in den schwächer belasteten Regionen reduzierten sollte, denn dort lohnt es sich noch für die Pflanzen, dort gibt es noch genügend Restbestände. Ich wiederhole: wo eine intakte Vegetation besteht, sieht es auch in der Regel für die Insekten besser aus. Und dann noch die Pestizide & co. reduzieren, wunderbar!Dass auch die NOx-Abgase reduziert werden müssen, die auch zur Eutrophierung beitragen, will ich nicht weglassen. Der Direktvergleich von z.B. Flächen neben und vor allem hang-unterhalb von Agrarnutzung mit solchen weiter abseits zeigt jedoch schon deutlich, dass Gülle & Kunstdünger die wesentlich stärkere Belastung darstellen. Und leider ist "Bio-Landbau" (so gut dies klingen mag) kein Mittel, um die N-Belastung deutlich zu reduzieren, leider!Wir bitten also darum, für Ihr wichtiges Volksbegehren und für weitere Naturschutzarbeit diese Themen nicht zu vernachlässigen. Sonst wird es nichts mit Natur- & Insektenschutz.Mit freundlichem GrußDr. Lothar & Katharina Krieglsteiner
Dr. Lothar Krieglsteiner
Diplom-Biologe
Pilzschule Schwäbischer Wald
Ausbilder der Deutschen Gesellschaft für Mykologie DGfM (PSV, Fachberater, Pilzcoach)
Editorial Board der Zeitschrift für Mykologie
www.pilzkunde.de
www.pilzschule-schwaebischer-wald
Katharina Krieglsteiner
M. Eng. Umweltschutz
Pilzsachverständige der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (PSVDGfM)
PilzCoach-Ausbilderin der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM)
Brunnenweg 32
73565 Spraitbach
Tel.: +49 (0)176 96983800
E-mail:
Antwort von Herrn Sven Prange, Koordinator des Volksbegehrens Artenschutz in Baden-Württemberg:
Sehr geehrte Frau und Herr Krieglsteiner,
vielen Dank für Ihre Unterstützung und Ihre Ausführungen.
Wir unterstützen das inhaltlich alles. Der erste Punkt ist ja auch in unserem Gesetzentwurf bereits enthalten.
Wir haben den Gesetzentwurf mit einem breiten Bündnis an Naturschutzverbänden und Landwirtschaftsorganisationen diskutiert und erstellt, dabei sowohl ökologisch wie politisch wünschenswertes als auch rechtlich und politisch machbares Erwogen. Herausgekommen ist der vorliegende Gesetzentwurf, den wir – so schreibt es das entsprechende Landesgesetz vor – bis zum Ende des Volksbegehrens auch nicht mehr ändern dürfen.
Ihre sinnvollen und richtigen Forderungen sind zum Teil so weitgehend, dass sie mit dem geltenden – von grün-rot seinerzeit sehr eng und bürokratisch gefassten – Volksabstimmungsgesetz in Baden-Württemberg rechtlich nicht vereinbar sind. Nichtsdesto trotz wären sie natürlich auch aus unserer Sicht wünschenswert. Wir glauben ja ohnehin, dass unser Gesetzentwurf nur ein Anfang sein kann. Wenn Sie also interessiert sind, Ihre Forderungen mit einer starken zivilgesellschaftlichen Bewegung weiter zu diskutieren und voranzutreiben, würde ich mich freuen, Sie in unserem Unterstützer- und/oder Aktivistenkreis zu begrüßen.
Mit besten Grüßen
Sven Prange
Koordinator Volksbegehren Artenschutz
Antwort an Herrn Prange am 26.6.2019:
Sehr geehrter Herr Prange,
vielen Dank für Ihre schnelle und freundliche Antwort.
Dass die Abschaffung des Bestandsschutzes der Nutzung in Ihrem Gesetzentwurf steht, können wir leider nicht bestätigen. Wir finden lediglich Zeilen darüber, dass Sie fordern, dass der Pestizid-Einsatz in NSG (u.a.) beschränkt oder auch verboten werden kann oder soll. Über Kunstdünger- und Gülle-Ausbringung finden wir keinen Text - können Sie uns sagen, wo diese Forderung genau steht?
Wir freuen uns darüber, dass Sie unserer Analyse Recht geben und dass Sie schreiben, dass der Gesetz-Entwurf nur ein erster Schritt sein kann. Nun - wir hätten uns einen ersten Schritt gewünscht, der auch das zentrale Problem in den Focus stellt: die Düngung.
Natürlich unterstützen wir die Aktion trotzdem und werden auf unseren Kursen und auch privat jedem nahe legen, dafür abzustimmen.
Dass wir unsere Meinung gerne in die öffentliche Diskussion einbringen möchten, ist ja aus unserem ersten Schreiben ersichtlich - deshalb haben wir auch einen gewissen Adressatenkreis in den Verteiler genommen. Sie schreiben nun nur uns zurück. Wir würden gerne unser Schreiben und Ihre Antwort auch auf unsere Website stellen und auch sonst noch weiter verbreiten. Ich denke, dies ist für Sie in Ordnung?
Gerne führen wir die Diskussion mit Ihnen und einem breiten Kreis weiter.
Mit freundlichem Gruß
Katharina und Lothar Krieglsteiner
erneute Antwort von Herrn Prange am 26.6.2019
Sehr geehrte Frau und Herr Krieglsteiner,
Sie haben recht, Ihr erster Punkt ist nur verkürzt in unserem Gesetzentwurf enthalten. Ich bezog mich da auf die Pestizidbelastung.
Grundsätzlich dürfen Sie gerne weiter verbreiten, was ich Ihnen schrieb. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es nicht eigentlich zielführender wäre, Sie würden den Gesetzentwurf und unsere begleitenden Inhalte weiterverbreiten, die Sie auf www.volksbegehren-artenschutz.de finden.
Mit besten Grüßen
Sven Prange
........................
Ende des Beitrages zum Volksbegehren Artenschutz in Baden-Württemberg
https://www.tagesschau.de/inland/seehofer-braunbaer-101.html - aus aktuellem Anlass am 1.4.2018
Natürlich nur ein Aprilscherz ist der obige Link - schade! Nicht, dass ich meine, dass der Braunbär unbedingt in D wieder angesiedelt werden sollte. Dies würde nicht gehen - zu dicht ist D bevölkert und die Vorbehalte und Ängste in der Bevölkerung, die bei Wolf und Luchs schon enorm sind, wären riesig. Nein - wer einen Braunbär außerhalb eines entwürdigenden Geheges sehen möchte, der muss nach wie vor z.B. nach Kroatien, Rumänien oder Nordschweden fahren.
Ein anderer Satz aus dem Scherz-Artikel ist es, den ich eigentlich gar nicht witzig finde: "Heimat brauche auch eine starke indigene Flora und Fauna, meint Seehofer.". Ja - in der Tat wäre die Rettung der Arnika oder des Flachbärlapps vor dem Aussterben - und mit ihnen von Hunderten, ja Tausenden von Pflanzen (und Pilzen) etwas für einen Heimatminister. Wenn schon Umwelt- und Landwirtschaftsminister hier sich nicht zuständig sehen. Das Gleiche gilt für die Insektenwelt.
Also, Herr Seehofer, setzen Sie sich für unsere Heimat ein, für unsere heimischen Pflanzen und Tiere. Kämpfen Sie gegen schädliche Lobbys wie Bauernverband u.a., kämpfen Sie für eine Abschaffung des unsäglichen Bestandsschutz der Nutzung in Naturschutzgebieten (oder anders gesagt: tun Sie das Gegenteil dessen, was Sie schon lange tun). Viele dieser Gebiete sind das Papier oder das Blech der Schilder längst nicht mehr wert, auf dem sie stehen. Ja - dies wäre wirklich eine Aufbabe für einen Heimatminister.
Leute, die sich über den Islam und über zu viele Flüchtlinge beklagen, haben wir wirklich genug. Dafür, Wasser auf deren Mühlen zu schütten, brauchen wir Sie sicher nicht, Herr Seehofer!
am Seitenende finden Sie ein paar Bemerkungen zum Wesen der Pilze, zum Pilz-Schutz und zur verheerenden Rolle der Eutrophierung auf unsere Natur
wer sagt`s denn: heute auf Facebook ein Post der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zur Dünge-Problematik (4.1.2017) - Darstellung von Rita Lüder |
Lesen Sie hierzu bitte https://www.dgfm-ev.de/wissenswertes/pilze-und-guelleduengung
Wenn Sie selbst dazu aktiv werden wollen, empfehle ich:
https://www.campact.de/Duengeverordnung
Bemerkungen zum Wesen der Pilze, zum Pilz-Schutz und
zur verheerenden Rolle der Eutrophierung auf unsere Natur
Pilze sind keine Pflanzen - sie bilden ein eigenständiges Reich neben Pflanzen und Tieren (und vielfältigen "Protisten", Einzellern einschließlich der interessanten "Schleimpilze"). Was wir ernten, sind die Fruchtkörper der Pilze - der eigentliche Pilz lebt im Boden oder im "Substrat" (Holz, Laub- und Nadelstreu, Pflanzenreste u.a.). Unsere Vorstellung von Pilzen ist von den Fruchtkörpern, die wir sammeln und essen, geprägt. Die Fruchtkörper der Pilze stellen aber nur eine zur Fortpflanzung entwickelte Sonderstruktur dar. Ansonsten ist der Pilz (das "Myzel") eigentlich ein loses, möglichst viel Oberfläche berührendes Netzwerk aus miteinander verbundenen, aber nach allen Richtungen wachsenden Pilz-Fasern darstellt. Dies liegt daran, dass Pilze (bei den Sapromyzeten, den "Leichenzehrern") eine außerkörperliche Verdauung haben - was bei uns im Magen stattfindet, passiert bei Pilzen außerhalb. Die Pilze scheiden Wirkstoffe (Enzyme) aus, die das Material außerhalb des Pilzkörpers (der Gesamtheit der Zellen, der "Hyphen" - das Myzel) aufschließen können. Die große Oberfläche der Pilzfäden im Verhältnis zum Körper-Innenraum mit selektiver Durchlässigkeit der Zellwand dient der Aufnahme der gebildeten Spaltprodukte. Dies ermöglicht dem Pilz so nach Durchwachsen des Substrats dessen Aufschluss - die Ernährung des Lebewesens Pilz. Andere Pilze ernähren sich (zusätzlich) anders, indem sie enge Verbindungen mit lebenden Pflanzen (vor allem auch Bäumen) eingehen. Pilzfäden dringen in die Baumwurzeln (bei den meisten Pilzen nur zwischen, nicht ins Innere der Zellen) ein und liefern dem Baum viel Wasser und darin gelöste Salze und Mineralien, für die Pflanzen oft überlebenswichtig. Was hat der Pilz davon? Nun, er wird ernährt - durch den Baum, der für ihn "billigen" Kohlenstoff (das Haupt-Element auch unserer Nahrung aus Kohlenhydraten, Fetten und auch Proteinen) an den Pilz abgibt, in Form des vom Baum durch Photosynthese gebildeten Zuckers. Solche "Symbiose" (oder besser Verflechtung) gibt es in der Natur immer wieder - auch bei den sprichwörtlichen Flechten, die ja nichts als Pilze sind, die zu ihrer Ernährung Algen in ihr Körper-Inneres aufgenommen haben und dafür (um ihrer lebenswichtigen Alge Schutz vor Austrocknung zu bereiten) verdichtete, verhärtete Strukturen zu bilden (wie sie auch z.B. mehrjährige Fruchtkörper von "Baumpilzen" sind). Haben Sie alles verstanden? Vielleicht nicht - und vielleicht habe ich mich zu kompliziert ausgedrückt. Auf dem Kurs können Sie nachfragen - und ich bemühe mich sehr darum, Sie bei Ihrer Kenntnis "abzuholen", wie man heute so zu sagen pflegt :-)
Pilze sammeln ist ein schönes Hobby - Pilze essen sowieso. Pilze bestimmen und ihre Vielfalt kennen lernen lohnt sich nicht nur aus kulinarischen Gründen, sondern auch, weil sie ein besonders schöner Teil unserer wunderbaren Natur (mancher würde auch sagen Schöpfung) ist, auf vielfältige Weise mit den anderen Lebewesen im Ökosystem verbunden und interagierend. Der Wald als Internet der Bäume und Pilze ist ein Bild, das natürlich nicht wörtlich, aber im übertragenen Sinne durchaus passend "gemalt" werden kann. Die Beschäftigung mit Pilzen, Pflanzen, Tieren macht sehr viel Freude und bietet jederzeit Spannung und Unterhaltung.
Leider sieht man aber auch mit steigender Kenntnis immer besser, dass die Welt bei uns nicht in Ordnung ist. Die Artenvielfalt - ob bei Pilzen, Pflanzen oder Tieren (vor allem Insekten) - ist auf dem Rückzug. Ein wesentlicher Faktor ist die Eutrophierung ganz Deutschlands und auch sonst weiter Landstriche der Welt - überall dort, wo immer intensiver landwirtschaftliche (oder intensiv-forstwirtschaftliche) Nutzung statt findet. Nährstoffarme Standorte sind auf dem Rückzug. Gülle, Kunstdünger und die Abfälle des "Benzin vom Acker" überfluten unsere Äcker und Wiesen (direkt gedüngt) und sickern auch weit vom Rande und den Waldwegen her in die Wälder selbst ein. Nur die Kernbereiche größerer Waldgebiete sind (im Osten Baden-Württembergs) oft noch einigermaßen nährstoffarm (sofern nicht Waldkalkungen dem entgegen wirken) - und zum Teil Kuppenlagen, die bewaldet sind (im Schwäbisch-Fränkischen Wald heute selten). Auf Wiesen sieht die Lage deutlich verheerender aus - nährstoffarme Grasplätze sind nur noch in wenigen Regionen Deutschlands in größerem Umfang vorhanden. Allgemein ist es Usus geworden, die massenhaft anfallende Gülle noch auf dem letzten Stückchen Waldwiese auszubringen, auch zu ganz unpassenden Zeiten (Regenwetter). Offenbar ist es alternativlos, dass wir unsere Artenvielfalt umbringen. Ein Skandal ist ferner das Naturschutzgesetz, das in Naturschutzgebieten den "Bestandsschutz der Nutzung" enthält. Wo z.B. vor Unterschutz-Stellung Landwirtschaft war, darf weiterhin (konventionelle) Landwirtschat betrieben werden. Dies ist heute ein Treppenwitz - so manche Naturschutzgebiete verdienen ihren Namen kaum noch, sie ertrinken in den Stickstoff-Fluten zu Brennnessel-Meeren. Die Dünge-Problematik (dazu kommen natürlich N-Immissionen aus Verkehr und Industrie) ist nicht der einzige Faktor, aber aus nicht nur meiner Sicht derzeit gravierendste beim galoppierenden Verlust der heimischen Biodiversität (wie Sie wissen ein weltweites Problem ...). Ein Umdenken sollte hier dringend statt finden.
Dazu in geradezu grotesker Gegensätzlichkeit stehen die Verordnungen zum "Schutz" von Pilzen im Gesetz, das es verbietet, die Fruchtkörper bestimmter als bedroht angesehener Pilzarten zu sammeln. In NSG ergibt sich so die groteske Situation, dass Fruchtkörper nicht entnommen werden dürfen (was den Pilz-Myzelien wenig schadet), aber Dünger ausgebracht werden darf, was zum Verlust aller nährstoff-fliehenden Organismen führt, an Ort und Stelle sowie in unterschiedlich weiter Umgebung. Die Spitze des Eisbergs ist die Situation im Nachbarland Österreich, speziell in Kärnten, wo ein neues "Naturschutz"-Gesetz das Ganze auf die Spitze treibt. Der Pilzesammler und vor allem der freiberufliche Pilzkundler läuft Gefahr, in die Illegalität getrieben zu werden, indem dort ganze Pilz-Gattungen unter "Naturschutz" gestellt wurden. Darunter sind solche wie (nur die krassesten Beispiele) die Helmlinge (Mycena), die Faserlinge (Psathyrella) und die Risspilze (Inocybe) - alles Gattungen, die sehr viele, darunter etliche häufige und teils massenhaft auftretende Arten enthalten. Noch grotesker Weise fehlen gerade die gefährdesten Pilze wie die Fleisch- und Korkstachelinge (Sarcodon, Hydnellum u.a.) in der "Schutz"-Liste. Es wird Zeit, dass die wahren Ursachen des Pilze-Rückganges in Angriff genommen werden und nicht abgelenkt wird mit einem Sündenbock des Pilze-Sammlers. Pilze sammeln und essen ist, wenn es mit Augenmaß gemacht wird, keine Gefährdungs-Ursache von Belang, im Gegensatz zur übermäßigen Stickstoff-Kontaminierung durch konventionelle, aber auch "biologische" Landwirtschaft (ein Label, das zwar eine weniger schädliche, aber dennoch keineswegs nachhaltige Bewirtschaftung bezeichnet).
Pilze-Pflanzen-Natur
Pilzschule Schwäbischer Wald - http://www.pilzschule-schwaebischer-wald.de/
Pilzkurse - Pilzseminare - Pilzführungen - Mooskurse - Pflanzenkurse - Pilzausstellungen etc.