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Pilz des Monats Oktober 2013:

Rinden-Scharfporling (Oxyporus corticola)

Anm.. vom August 2021: Die hier vorgestellten Funde gehören nun (wieder) zu Oxyporus ravidus - ein Taxon, das zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Beitrages mit O. corticola vereinigt war. Letztere ist allerdings eine rein resupinate, eigenständige Art.

Ich kann mich noch erinnern, als ich als Teenager mit meinem Vater German J. Krieglsteiner die Porlingsflora im Raum Schwäbisch Gmünd erkundete. Schon damals fanden wir schöne Porlinge, so z.B. auch schon die heute häufig gewordene, damals aber als Seltenheit geltende, in Deutschland vorher noch nicht nachgewiesene (z.B. bei Jahn in seiner Porlingsarbeit nicht enthaltene) Orangefarbene Weichporling (Pycnoporellus fulgens), der auch einmal Pilz des Monats werden könnte. Und ja – Pilz-Verbreitungsbilder und –häufigkeiten fluktuieren im Verlauf der Zeiten immer wieder deutlich. So sind Häufigkeitangaben und auch ökologische Präferenzen bei Pilzen immer vorläufig – als gut anpassungsfähige Organismen können sie sich (in einem wie groß oder gering auch immer gearteten Rahmen) auch an veränderte Umweltbedingungen anpassen. Auf alle Fälle gehört neben dem Orangefarbenen Weichporling auch der Pilz des Monats September in diese Kategorie. Bei Jahn ist die Art als Oxyporus ravidus enthalten, als sehr seltene Art der Gebirgslagen. Ich erinnere mich noch daran, dass wir sie vergeblich im Schwäbisch-Fränkischen Wald zu finden suchten, in dem wir damals schon etliche montan verbreitete (d.h. in Mittelgebirgslagen aufwärts vorkommende) Porlinge wie etwa den Bergporling (Bondarzewia mesenterica), den Weißtannen-Lackporling (Ganoderma carnosum) oder den Gestielten Harzporling (Podofomes trogii) mehrfach nachgewiesen hatten – letztere Art habe ich in den letzten 25 Jahren aber im Schwäbisch-Fränkischen Wald nicht mehr gesehen (was nicht heißt, dass sie nicht noch vorkommt). Auf jeden Falle damals Fehlanzeige für Oxyporus ravidus. Vor erst relativ wenigen, vielleicht 7 oder 8 Jahren (ich müsste tief in meine Listen schauen, um den genauen Zeitpunkt zu eruieren) fand ich die Art erstmals „bei uns“, im „Taubental“ bei Schwäbisch Gmünd, und zwar an zwei verschiedenen, voneinander entfernten Stümpfen von Fichte, dem meiner Erfahrung nach häufigsten Substrat von Oxyporus corticola, an diesem Fundort wächst die Art seither jährlich in üppiger Ausbildung. Es gehört zu dem typischen Erscheinungsbild der pileaten Form von O. corticola, und das ist O. ravidus, der demnach wohl zu Recht in der Synonymie verschwunden ist, dass die Art ganze Stümpfe mit zahlreichen fast dachziegeligen Hüten überzieht.

Oxyporus-corticola-E-Nadelholz-Scharfporling-Taubental-Schwäbisch-Gmünd-Schwäbischer-Wald-
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Rinden-Scharfporling (Oxyporus corticola alias O. ravidus) - Fotos Lothar Krieglsteiner

Im typischen Falle und bei trockenem Wetter sind die Pilze nahezu rein weiß, vor allem die Unterseiten und das Fleisch. Anscheinend bei eher trockenen Wuchsbedingungen werden mehr resupinate Formen (ohne Hut) ausgebildet, die auch oft gelbliche Farbtöne aufweisen, so an besonnten Standorten in Wacholderheiden (bei Söhnstetten auf der Schwäbischen Alb, auf Fichtenstumpf) oder im Kulturland, dort an Apfelbaum (2 mal an diesem Substrat gefunden, einmal davon aber mit schönen Hüten). Überhaupt scheint die Art (neuerdings) nicht streng montan zu sein, das zeigen Funde von mir z.B. in Unterfranken (Klosterforst bei Kitzingen, ca. 200 m NN, September 2013) oder im Donautal bei Deggendorf.

Im Schwäbischen Wald habe ich seither etliche Stellen gesehen, einige davon üppige Ausbildungen; die Art scheint Fuß gefasst zu haben und kann bis auf weiteres (zumindest hier „bei uns“) als ziemlich häufig gelten. So ändern sich Pilz-Areale J

Oxyporus-corticola-6-Nadelholz-Scharfporling-Taubental-Schwäbisch-Gmünd-Schwäbischer-Wald-Pilzschule
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Oxyporus corticola von verschiedenen Fundstellen in Baden-Württemberg und Bayern -

Pilze stets an Nadelholz - alle Fotos L. Krieglsteiner

Bei typischer hütiger Ausbildung ist die Art fast unverwechselbar. Die Hüte zeigen oberseits eine sehr charakteristische, so bei keinem mir bekannten anderen Porling ausgebildete, auffällige, abstehende Längs-Struktur – diese sorgt auch für die „borstigen“ Hutränder.

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Oxyporus corticola (ravidus) - typische Fein-Struktur der Hutoberseite - Foto Lothar Krieglsteiner

Unter feuchten Bedingungen werden die Hüte wie bei der bekannteren Schwester-Art Treppenförmiger Scharfporling (Oxyporus populinus) und einigen anderen Porlingen (z.B. Buckel-Trameten Trametes gibbosa) oft von Grünalgen überwachsen, ansonsten sind sie etwas abhängig von den Wuchsbedingungen (s.o.) rein weiß oder eher creme-hellbräunlich gefärbt. Die Poren sind relativ klein, aber deutlich größer als bei O. populinus, der auch eine andere Wuchsform aufweist. Rein resupinate Ausbildungen sind schwieriger und nur mikroskopisch sicher zu bestimmen, da es dann doch einige Verwechslungsarten gibt. 

Porlinge sind auch sonst eine sehr interessante Pilzgruppe – etliche Arten können sehr gut makroskopisch identifiziert werden, was aber durchaus eine gewisse Kenntnis voraussetzt, da die Arten im Verlaufe ihrer Entwicklung oft beträchtlich Ihr Aussehen verändern können. Ein gutes Beispiel hierfür ist z.B. der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola), einer der häufigsten Porlinge, der aber so formenreich ist, dass er trotzdem in vielen Fällen nicht von vielen erkannt wird. Wer für Porlinge und ihre Formenvielfalt Begeisterung aufbringt, kann vom 7.-10. April 2014 viel lernen. Der Porlings-Kurs an der Pilzschule Schwäbischer Wald wird Ihnen die makroskopisch zugängliche Welt der Porlinge näher bringen. Porlinge treten uns oft als Parasiten oder Saprobionten an lebenden und toten Bäumen, liegenden Stämmen, Baumstümpfen und Ästen entgegen. Andere wachsen auf dem Erdboden und bilden Mykorrhizen aus. Viele Porlinge und andere Holzbewohner enthalten sehr interessante Wirkstoff-Kombinationen, die immunstabilisierend, blutdruck-harmonisierend und tumor-hemmend wirken. Manche Porlinge sind weich, andere das Härteste, was das Pilzreich hergibt und können es mit Holz aufnehmen. Einige der weichen Arten sind gute Speisepilze wie der Schwefelporling (Laetiporus sulphureus), der Kleine Schuppenporling (Polyporus tuberaster), der der Klapperschwamm (Grifola frondosa) oder der Schafporling (Albatrellus ovinus). Letzerer ist wie seine ganze Gattung aber geschützt und darf auch zu Speisezwecken nicht gesammelt werden (was davon zu halten ist, ist eine andere Frage, die ich an anderer Stelle häufig auf meine Weise beantworte)