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Pilz des Monats Juni 2024 – Schiefes Schwarzkorn (Nigrograna obliqua)

Ein deutscher Name existierte bis eben nicht – und hier habe ich einfach den wissenschaftlichen Namen ins Deutsche übersetzt. Nun – kleine schwarze Pünktchen auf Holz (oder krautigen, grasigen u.a. Substraten) sind normalerweise Pilze, die nur selten vorgestellt und auch nur von wenigen Spezialisten bearbeitet werden und ich denke, dies ist hier auch Premiere für meinen „Pilz des Monats“. Dabei schaue ich mir solche Pilze durchaus bei verschiedensten Projekten an, allerdings eher erst nachdem andere Pilzgruppen abgearbeitet wurden. So muss ich auch zugeben, dass ich diese Aufsammlung kaum hätte bestimmen können ohne Björn Wergens Handbuch der Ascomyceten, wo sie durch ein wenig Blättern und Sporengrößen-Vergleich (ich maß für meine Aufsammlung Sporen von 15-20 (24)/5-6,5 (7) µm) identifiziert werden konnte. Besonders freute ich mich, dass es mir zumindest bei einem Fruchtkörper gut gelang, das schief (Artname!) ansitzende Rostrum mit Ostiolum (verlängerte Öffnung) passend zu schneiden und passabel zu photographieren (vgl. Makro-Tafel).

Schiefes Schwarzkorn (Nigrograna obliqua) am 14.04.2024 im Garten Heidi Krieglsteiner in der Beethovenstr. 1 in Durlangen (Ostalbkreis n. Schwäbisch Gmünd, Baden-Württemberg, Deutschland),  502 m NN, GPS: N48° 51' 35,09'' E9° 47' 23,03'' , an berindetem, abgestorbenen Zweig an stehendem Schneeball (Viburnum rhytidophyllum) in Hausgarten, leg., det., Fotos Lothar Krieglsteiner - das Prägnanteste an den winzigen, weitgehend eingesenkten Ascomata sind die schief ansitzenden Schnäbel (Rostrum) mit Ostiolum - das Merkmal war Grundlage für die Wahl des wissenschaftlichen Artnamens.
Nigrograna obliqua Asci bitunicat Sporen dreifach septiert braun Gehaeuse schwarz Pseudothecien ascolocular Entwicklung Mikroskopierkurs Krieglsteiner Pilzschule Ascus
Schiefes Schwarzkorn (Nigrograna obliqua) am 14.04.2024 im Garten Heidi Krieglsteiner in der Beethovenstr. 1 in Durlangen (Ostalbkreis n. Schwäbisch Gmünd, Baden-Württemberg, Deutschland),  502 m NN, GPS: N48° 51' 35,09'' E9° 47' 23,03'' , an berindetem, abgestorbenen Zweig an stehendem Schneeball (Viburnum rhytidophyllum) in Hausgarten, leg., det., Fotos Lothar Krieglsteiner

 

Bitunicate Pyrenomyceten (die Doppelwandigkeit sieht man auf dem Mikrofoto mit den unreifen Asci am Besten) sind heute in der Klasse Dothideomycetes zusammengefasst, die nicht ganz, aber doch zu einem guten Stück identisch ist mit der alten Bezeichnung Loculo-Ascomycetes mit ascolokulärer Entwicklung. Im Gegensatz zur ascohymenialen Entwicklung (so bei „normalen“ Pyrenomyceten, die in der Klasse Sordariomycetes zu finden) sind junge Primordien nicht hohl, sondern mit Zellen ausgefüllt, und der Raum für die wachsenden Schläuche entsteht erst durch Kollabieren dieser Zellen (vgl. u.a. Meike Piepenbring in ihrem Lehrbuch „Mykologie“, vgl. auch File:Abb3.101 Pilze Ascomycota Dothideomycetes Pseudothecium ascoloculär Perithecium ascohymenial Hamathecium 2021 (M. Piepenbring).png - Wikimedia Commons). Die Fruchtkörper von Bitunicaten sind demnach auch keine Perithezien (denen sie durchaus sehr ähnlich sehen), sondern der Definition nach Pseudothezien.

Die Erstbeschreibung (Voglmayr & Jaklitsch 2016, Studies in Mycology 85) basiert auf mehreren Funden aus Österreich und Frankreich, auf verschiedenen Laubholz-Substraten (angegeben sind Ribes uva-crispa, Salix caprea sowie Sambucus nigra und S. racemosa – also wilde Stachelbeere, Salweide sowie Schwarzer und Roter Holunder) – Wergen gibt nur „Laubholz, z.B. Salix“ an. Schneeball (Viburnum) scheint ein neues Substrat zu sein. Dabei ist interessant festzuhalten, dass sowohl Holunder als auch Schneeball heute in F. Adoxaceae (Moschuskrautgewächse – früher zu Caprifoliaceae, Geißblattgewächse) gehören.

Es wundert nicht, dass bisher nur ein Fundpunkt (in Niedersachsen) auf pilze-deutschland kartiert wurde. Leider enthält die Arbeit von Björn Wergen keine Funddaten und der Benutzer weiß nicht, wo eine Aufsammlung herstammt. Vermutlich liegt also eher kein Erstnachweis für Baden-Württemberg vor, da Björn Wergen als Leiter der Schwarzwälder Pilzlehrschau ja viel in diesem Bundesland arbeitet.