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Pilz des Monats Juli 2024 – Spindelsporiger Schlammschüppling („Deconicasubfusispora)

Den heute vorgestellten Pilz kenne ich seit dem 5. September 2018, als er bei einem Seminar an einem bekannten Exkursionsort im Schwäbischen Wald erstmals gefunden wurde. Fundort war eine vorher meist aufgrund der Nässe fast unzugängliche kleine Bachaue mit Schwarzerlen (Alnus glutinosa), die im Zuge des trockenen Sommers nahezu völlig ausgetrocknet war; in dem noch etwas feuchten Schlamm standen kleine hellbraune Lamellenpilze („LBM“s, die ich „en passant“ im Gelände zunächst vor allem aufgrund des Standortes für mögliche Erlenschnitzlinge (Naucoria), eventuell auch für Ackerlinge (Agrocybe), Schüpplinge (Pholiota s.l.) oder Häublinge (Galerina) hielt. Eine Art, die in Frage kam, fiel mir aber nicht ein, und ich habe ja durchaus einige Arten im Kopf 😊 Da die Pilze schon ein wenig ungewöhnlich aussahen, machte ich (was ja bei Kursen immer ein wenig schwierig ist) ein paar schnelle Fotos und nahm eine Probe zum Mikroskopieren mit.

Spindelsporiger Schlammschüppling („Deconicasubfusispora) - Potpourri von Makro-Fotos: u.l.: 05.09.2018, Deutschland, Baden-Württemberg, Schwäbisch-Fränkischer Wald, Alfdorf-Hintersteinenberg, "Hafental", MTB 7124.1, 490 m NN, GPS: N48°53'24.79" E9°44'8.74", in schlammiger Flur unter Alnus glutinosa nahe Bachufer, derzeit ausgetrocknet, dort in weiten des Jahres Wasser stehend und Vorkommen von Wasserstern (Callitriche palustris s.l.), leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner (während PIlzkurs) - o.l. und M: daselbst am 18.9.2018, leg., det. , Foto Lothar Krieglsteiner - o.r., M.l.:  20.09.2020, Deutschland, Rheinland-Pfalz, Pfälzer Wald, "Moosbachtal" bei Dahn, MTB 6812.2, 237 m NN, GPS: N49°9'1.54" E7°44'57.84", an feuchtem Wegrand in Kontakt zu Sumpfgebiet mit Ohrweiden-Gebüschen und Torfmoos-Rasen, auf nackter, momentan ausgetrockneter, sandiger Erde auf saurem Boden, leg., det., Fotos Lothar Krieglsteiner (bei Pilzkurs) - u.r.: 10.10.2018, Deutschland, Sachsen, Mittelsächsisches Löss-Hügelland, Colditzer Forst w. Colditz, MTB 4842.3, 201 m NN, GPS: N51°8'1.78" E12°44'19.98", Schlammflur an Graben- und Wegrand unter Alnus, Carpinus, Quercus, Pinus u.a.. auf saurem Boden, an mehreren Stellen, leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner (bei Pilzkurs)

 

Unter dem Mikroskop war dann durch die glatten Sporen mit Porus sowie die Huthaut aus radialen Hyphen schnell klar, dass es eine andere Gattung sein musste, und so suchte ich den Fundort am 18.9. noch einmal auf, machte weitere Fotos und nahm eine weitere Probe. Der Pilz blieb allerdings zunächst unbestimmt. Nach vergeblicher Suche in Gattungen wie Agrocybe (da passt z.B. die Huthaut nicht), Pholiota s.l. und Galerina in den gängigen Werken (Horak, Funga Nordica, Ludwig u.a.) stieß ich erst bei Bon (1982: Cle monographique des especes Galero-Naucorioides, Documents Mycologiques 21(84): 1-84) schließlich erstmals auf Phaeogalera subfusispora, die makro- und auch mikroskopisch recht gut zu passen schien.

Spindelsporiger Schlammschüppling („Deconicasubfusispora) - Potpourri der Mikro-Merkmale: alle vom Fund 05.09.2018, Deutschland, Baden-Württemberg, Schwäbisch-Fränkischer Wald, Alfdorf-Hintersteinenberg, "Hafental", MTB 7124.1, 490 m NN, GPS: N48°53'24.79" E9°44'8.74", in schlammiger Flur unter Alnus glutinosa nahe Bachufer, derzeit ausgetrocknet, dort in weiten des Jahres Wasser stehend und Vorkommen von Wasserstern (Callitriche palustris s.l.), leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner (während PIlzkurs) - o.l., o.r. Lamellenschneide mit Cheilozystiden, u.l.: Sporen - M r: Huthaut mit inkrustierendem Pigment - u.r.: Caulozystiden

 

Die Fundortangabe „tourbieres en zone alpine“ sah ich etwas ambivalent, „Moor“ – o.k., aber alpine Stufe? Ich suchte weiter und stieß dann bei Horak (1987 (1986): Sydowia 39: 104-123) auf eine ebenfalls gut passende Darstellung (der Autor kombiniert die Art hier übrigens in die Gattung Galerina um – erstmals beschrieben wurde sie durch  F.H. Møller1945 als Naematoloma, ein früherer Name für Hypholoma). Der Erstbeschreibung aus den arktischen Faroer-Inseln fügt Horak die Beschreibung eines Fundes aus den Ötztaler Alpen auf nacktem Hochmoor-Torf in der alpinen Zone auf 2280 m NN hinzu. Ferner untersuchte Horak auch den von ihm für identisch angesehenen Typus von Galerina subdecurrens A.H. Smith 1953, der aus einer Hochgebirgsregion in Nordamerika stammt (Mount Rainier National Park im Bundesstaat Washington - aufgeführt unter „zusätzliches untersuchtes Material“) – G. subdecurrens wird allerdings heute im Index of Fungi als eigenständiges Taxon beibehalten. Nun – wie auch immer, also ein arktisch-alpines Taxon, das für meine Funde nicht in Frage kommt? Wir werden sehen … -

Wenig neue Information, aber eine neue Kombination nach Deconica, bietet die Strophariaceae-Monographie von Noordeloos (2011, Fungi Europaei) – diese erfolgt ohne allzu viel unnötige Begründung und trotz des für die Gattung doch sehr hellen (wenn auch dort durchaus variablen) Sporenpulvers. Die Einstufung in Deconica wurde dann übernommen von Hausknecht (2013, in Österr. Zeitschr. f. Pilzkunde 22, 2013), der eine ausführliche Beschreibung mit Fotos und Zeichnungen beisteuert, die meine Zweifel an der richtigen Zuordnung ausräumten. Unter der Rubrik „Habitat“ gibt Hausknecht an: „in anmoorigem Gelände, auf der Böschung eines Entwässerungskanals, teilweise bei Moosen, ca. 1720 m s. m. (WU 09680), was erneut auf einen (sub)alpinen Standort schließen lässt, unter „untersuchte Kollektionen“ zählt er aber mehrere Funde ohne Meereshöhen-Angaben auf, die sich beim Googeln der Ortsangaben wenigstens zum großen Teil als collin-submontane Standorte im Norden Österreichs und fernab der Alpen heraus stellen.

Inzwischen hatte ich den Pilz auch in Sachsen (noch im Oktober 2018), ebenfalls, auf schlammigem Sandboden an boden-verdichttetem Waldweg in dort nahezu ausgetrocknetem feuchtem Mischwald (örtlich Erle, Kiefer u.a.)., in  Rheinland-Pfalz (an feucht-schlammigem Wegrand am Rand eines sauren Sumpfgebietes mit Strauchweidengebüschen – dort wachsen mit z.B. Lactarius aspideus, Russula subrubens und Cortinarius uliginosus weitere pilzliche Besonderheiten) sowie in Nordrhein-Westfalen (an Wegpfütze im Nationalpark Eifel) gefunden. Allen Fundorten gemein ist der nasse Standort über mehr oder weniger saurem Boden, der zum Zeitpunkt der Fruchtkörperbildung fast, aber nicht vollständig trocken gefallen war.

Anlass für die heutige Vorstellung als Pilz des Monats ist der vor wenigen Wochen erschienene Artikel von Alexander Karich im jüngsten Boletus (45/1, 2024, S. 3-13, mit dem Titel: Deconica subfusispora – ein seltener Blätterpilz auf der Suche nach einer Gattung). Ich hatte auch geplant, einmal einen regulären Aufsatz über die Art zu machen und deshalb eine Vorstellung als Pilz des Monats bisher vermieden. Nun aber besteht dazu kein Anlass mehr. Karich beschreibt die Art sehr gut anhand von Makro- und Mikrofotos, die sehr gut zu meinen Aufsammlungen passen. Karich wurde fündig in trockengefallenen Feuchtgebieten, auf feuchtem Schlammboden (2019 und 2022 in Brandenburg und Sachsen), also besteht gute Übereinstimmung nicht nur in Habitus und Morphologie (auf eine ausführliche Darstellung über die Foto-Tafeln hinaus verzichte ich hier), sondern auch in puncto Ökologie.

Karich ließ seine Aufsammlungen auch sequenzieren (auch von meinen ersten 3 Funden liegen Sequenzen vor, die ich noch nicht mit anderen verglichen habe) und erstellte einen DNA-Baum. Die Stellung in Deconica hat sich damit für künftig erübrigt und es sieht so aus, als ob die Art eine eigenen Gattung für sich bekommen müsste (vgl. Ausatz-Titel von Karich, s.o.), denn sie bildet ein eigenes Cluster, und zwar relativ fern von Deconica, Galerina und Phaeogalera, dafür aber nahe von Splittern der auseinander gefallenen Gattung Pholiota, nämlich besonders nahe am Erlen-Schüppling (Flammula alnicola), etwas weiter weg vom Safranroten Schüppling (ganz neu als Pyrrhulomyces astragalinus). Die neue Gattung habe ich sozusagen oben mit meinem deutschen Namensvorschlag schon vorweg genommen. Wir bleiben dran 😊

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