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Pilz des Monats Dezember 2018: Bruchblattmoos-Moosbecherling (Lamprospora esterlechnerae) – und eine weitere Art der Gattung aus Norwegen

Wenn ich auf das Jahr 2018 zurück blicke, so werde ich – wie die meisten Pilzleute in Mitteleuropa – vorrangig an die lange und nicht aufhörende Trockenheit denken, an die vielen Tiefdruckgebiete, die immer wieder Regen angekündigten, aber dann doch kaum einmal hielten, was sie versprachen – und damit auch an einige Kurse, bei denen man sich – ich sage es zurückhaltend – mehr Pilze gewünscht hätte. Aber wie es so ist: auch oder gerade in solchen Jahren hat man am Ende einiges an Besonderheiten gesehen. Dies gilt auch für 2018 – und nicht nur für solche kleinen Pilzchen, wie ich sie heute zeigen möchte: Pilze aus der Gruppe der Moosbecherlinge (F. Pyronemataceae, O. Pezizales = operculate Becherlinge, K Pezizomycetes, UA. Pezizomycotina, Abt. Ascomycota = Schlauchpilze).

Als "Moosbecherlinge" werden klassisch die Gattungen bezeichnet, die in einem parasitischen Verhältnis zu Moosen (in der Regel Laubmoosen – es gibt aber auch Arten an Lebermoosen) stehen, so die Gattungen Octospora (mit glatten oder warzig ornamentierten, niemals runden Sporen), Lamprospora (mit runden, stets auf sehr vielfältige Weise ornamentierten Sporen) sowie Neottiella (mit ornamentierten Sporen und Randhaaren) – dazu kommen Gattungen wie Octosporella (winzig, auf Lebermoosen) und Octosporopsis, auf die ich hier und heute nicht weiter eingehe. Es ist auch wahrscheinlich, dass die momentane Gattungs-Abgrenzung so keinen Bestand hat und die „wahre Verwandtschaft“ neben Moos-Parasiten auch andere Arten enthält – darauf weisen schon erste molekulare Befunde hin. Inoperculate Becherlinge, die (wohl meist saprobiontisch) auf Moosen wachsen (solche gibt es durchaus …) werden im Normalfall nicht mit dem Begriff „Moosbecherlinge“ belegt.

Nun – der Fund von Lamprospora esterlechnerae, „Roswitha Estherlechners Moosbecherchen“ oder wie von mir oben bevorzugt der „Bruchblattmoos-Moosbecherling“ (beide Wort-Ungetüme beweisen eigentlich nur, dass man bei solch kleinen und wenig bekannten Pilzen lieber auf den lateinischen Namen zurückgreifen sollte) war nicht ohne eine gewisse Situationskomik abgelaufen.

Lamprospora esterlechnerae D. denudatum Isny Umg. Tobel 9 18.23.10. Medium
Lamprospora esterlechnerae D. denudatum Isny Umg. Tobel 2 18.23.10. Medium
Bruchblattmoos-Moosbecherling (Lamprospora esterlechnerae) am 23.10.2018 im Tobel bei Eglofstal, an Dicranodontium denudatum, leg., det. L. Krieglsteiner & A. Gminder, conf. J. Eckstein, Foto L. Krieglsteiner
Lamprospora esterlechnerae D. denudatum Isny Umg. Tobel 7 18.23.10. Medium
Bruchblattmoos-Moosbecherling (Lamprospora esterlechnerae), Apothezium von unten, am 23.10.2018 im Tobel bei Eglofstal, an Dicranodontium denudatum, leg., det. L. Krieglsteiner & A. Gminder, conf. J. Eckstein, Foto L. Krieglsteiner

Bei einem wissenschaftlichen Auftrag in „Tobelwäldern“ (das bedeutet in etwa so viel wie Schluchtwälder) im bayerischen Allgäu arbeitete ich am 23.10.2018 mit meinem Kollegen Andreas Gminder (www.pilzkurse.de und www.mykoshop.de) zusammen – und bei der Bearbeitung eines Plots (eigentlich ging es mehr um Boden- und Holzpilze) zeigte ich ihm das Bruchblattmoos (ich nenne es immer Bruchäste-Gabelzahnmoos - Dicranodontium denudatum; ich bin ja ein Fan der Moose und immer gerne dabei, anderen die Schönheit dieser Organismen zu vermitteln) und erwähnte dabei, dass auf diesem Moos ein Moosbecherling beschrieben ist, der bisher nur aus dem Nationalpark Bayerischer Wald bekannt ist (und der vom Autor Dieter Benkert zu Ehren der Erstfinderin Roswitha Esterlechner (s.o.) benannt wurde).

Dicranodontium denudatum CS Zofin 3 15.10.9. Medium
Bruchblattmoos bzw. Bruchäste-Gabelzahnmoos (Dicranodontium denudatum) auf morschem Nadelholzstamm im Urwaldrest Zofin (Tschechien), am 10.9.2015, Foto L. Krieglsteiner. D. denudatum ist in Mittelgebirgslagen an morschem (Laub- und) Nadelholz verbreitet, vor allem an luftfeuchten Standorten.
Dicranodontium denudatum Bruchste Wchtersbach 6 16.29.8. Medium
Bruchäste von Dicranodontium denudatum, fotographiert am 29.8.2016 unweit von Wächtersbach (südlicher Vogelsberg), Foto L. Krieglsteiner. Das Moos ist am Habitus und den Bruchästen, die beim Darüber-Streichen in großer Zahl hängen bleiben, gut zu erkennen. Da muss man nur noch den Moosbecherling finden ....

Kaum hatte ich dies gesagt, kam die Replik von Andreas: „hier ist ein Moosbecherling“ 😊.

Es ist durchaus so, dass ich nach dieser Art schon etwas länger suche …. – aber gefunden hatte ich die Art vorher nie. Sie ist die bisher einzig bekannte Art auf Dicranodontium denudatum - und durch noppig-warziges Sporenornament (in etwa ähnlich wie bei L. tuberculata) charakterisiert.

z Lamprospora esterlechnerae Dicranodontium Isny Umg. Tobel 4 18.23.10. Medium
Lamprospora esterlechnerae, Fund vom 23.10.2018: Schlauch mit noppig ornamentierten Sporen sowie Paraphysen-Spitzen. Auch diese haben artspezifische Inhalte - ein Muster an Vakuolen-Guttulen.
z Lamprospora esterlechnerae Dicranodontium Isny Umg. Tobel 8 18.23.10. Medium
Lamprospora esterlechnerae, Fund vom 23.10.2018: Sporen im optischen Schnitt, auf die Mitte scharf gestellt. Das Ornament ist als Noppen erkennbar, in der Mitte sieht man frei durch auf den großen Öltropfen. Oben im Bild ein Schlauch mit völlig unreifen (noch nicht ornamentierten) Sporen. Foto L. Krieglsteiner
 z Lamprospora esterlechnerae Dicranodontium Isny Umg. Tobel 8b 18.23.10. Medium
 Lamprospora esterlechnerae, Fund vom 23.10.2018: die gleichen Sporen wie im vorigen Bild im optischen Schnitt, auf die Oberfläche scharf gestellt. Das Ornament ist vor allem in der Mitte als Noppen erkennbar, der Rand ist unscharf geworden und der Sporen-Inhalt nicht erkennbar. Foto L. Krieglsteiner
 z Lamprospora esterlechnerae Dicranodontium Isny Umg. Tobel 9 18.23.10. Medium
 Lamprospora esterlechnerae, Fund vom 23.10.2018: ein weiteres Foto mit verschiedenen Ansichten des Sporen-Ornaments. Foto L. Krieglsteiner
 z Lamprospora esterlechnerae Dicranodontium Isny Umg. Tobel Hl 11 BWB 18.23.10. Medium
 Lamprospora esterlechnerae, Fund vom 23.10.2018: leichte Anfärbung des Sporen-Ornamentes mit Lactophenol-Baumwollblau. Die Sporenornamente sind durch den Kontrast besser zu sehen als bei den Aufnahmen in Wasser (oben). Foto L. Krieglsteiner
 z Lamprospora esterlechnerae Dicranodontium Isny Umg. Tobel A. Gminder BWB Stack 18 3.23.10. Medium
 Lamprospora esterlechnerae, Fund vom 23.10.2018: Sporen mit Lactophenol-Baumwollblau angefärbt. Die deutliche Anfärbung bringt das Ornament viel deutlicher hervor. Es erscheint jedoch gegenüber den Vor-Fotos leicht verändert - durch das Abtöten? Foto A. Gminder

Andreas Gminder danke ich für das Foto der mit Baumwollblau angefärbten Sporen. Ich denke immer, dass diese Färbung (die ja auch mit einem Abtöten der Sporen verbunden ist) zwar das Ornament deutlicher hervortreten lässt, dieses jedoch möglicherweise auch gegenüber dem Lebend-Zustand etwas verändert.

Ein anderer Moosbecherling, den ich dieses Jahr erstmals fand, ist Lamprospora lutziana – man könnte ihn „Lutzscher Moosbecherling“ nennen – oder auch „Quellmoos-Moosbecherling“, da er (wie die obige Art ausschließlich) an Gemeinem Quellmoos (Philonotis fontana) zu finden ist. Dieses Moos kommt auch im Flach- und Hügelland vor (auch wenn es dort in den meisten Regionen vor allem durch Nährstoffeinträge ausgerottet wurde) – der Becherling wurde jedoch bisher nur in arktisch-alpinen Regionen gefunden. So auch von mir (zusammen mit Katharina), im Nationalpark Jotunheimen (Norwegen), von wo die Fotos alle stammen. Funde aus Deutschland sind bisher meines Wissens nicht bekannt, aber z.B. aus alpinen Lagen in den Schweizer Alpen.

Lamprospora lutziana NOR Jotunheimen 2 Spiterstulen 2 18.16.07. Medium
Lamprospora lutziana NOR Jotunheimen Spiterstulen 6 18.16.07. Medium
Lamprospora lutziana Studio NOR Jotunheimen 18 18.17.07. Medium
Lamprospora lutziana Studio NOR Jotunheimen 25 18.17.07. Medium
Lamprospora lutziana bzw. Quellmoos-Moosbechelring an Gemeinem Quellmoos (Philonotis fontana) am 16.7.2018, Norwegen, Nationalpark Jotunheimen, an arktisch-alpinem Standort an Bachlauf in Fjell-Vegetation, unter Strauchweiden, an mehreren Stellen, leg., det. Katharina & Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner
 Philonotis fontana cf. c.per. Lindenfeld 08.09.06 Medium
 Philonotis fontana cfr NOR Jotunheimen 15.23.6. Medium
 Gemeines Quellmoos (Philonotis fontana) - der Wirt von Lamprospora lutziana. Oben "Splash-Cup-Mechanismus" (vergrößerte Blättchen um die Geschlechtsorgane, 9.6.2008 im NSG "Lindenfeld" bei Schwäbisch Gmünd-Weiler i.d.B.), unten Sporogone (23.6.2015, Norwegen, NP Jotunheimen). Fotos Lothar Krieglsteiner

L. lutziana hat im Vergleich zu L. esterlechnerae ein viel feineres, warziges Sporen-Ornament - vergleichen Sie :-)

z Lamprospora lutziana NOR Jotunheimen Spiterstulen 9 18.16.07. Medium
z Lamprospora lutziana NOR Jotunheimen Spiterstulen BWB 10 18.16.07. Medium
z Lamprospora lutziana NOR Jotunheimen Spiterstulen BWB 25 18.16.07. Medium
 z Lamprospora lutziana NOR Jotunheimen Spiterstulen BWB 29 18.16.07. Medium
 Sporenfotos von Lamprospora lutziana - ganz oben in Wasser, dann in Lactophenol-Baumwollblau. Die unteren beiden Fotos zeigen den gleichen Ausschnitt in unterschiedlichen Schärfe-Ebenen. Auch der Sporen-Öltropfen ist dadurch deutlicher bzw. undeutlicher sichtbar. Fund vom 16.7.2018, Norwegen, Nationalpark Jotunheimen, an Philonotis fontana in arktisch-alpiner Vegetation, Fotos Lothar Krieglsteiner

Pilz des Monats November 2018 - Staubiger Olivschnitzling (Simocybe coniophora)

 Die auch als „Kleinsporiger Olivschnitzling“ bezeichnete Art (ein anderer guter Name wäre „Kopfzystiden-Olivschnitzling“) habe ich zusammen mit Katharina bei einer Auftragskartierung (Projekt BeLongDead) im Hainich (Thüringen) gefunden, in der Nähe der „Fuchsfarm“ nahe Mülverstedt. Mehrere Fruchtkörper wuchsen in einer kleinen Stammhöhlung an einem liegendem Hainbuchen-Stamm – und zuerst dachte ich an den viel häufigeren Kurzstieligen Olivschnitzling (S. haustellaris alias S. rubi), aber sicherheitshalber – und gottseidank – prüfte ich die Bestimmung mikroskopisch nach ...

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Simocybe coniophora Kopfzystiden Olivschnitzling Ramicola Hainich Thueringen BeLongDead Krieglsteiner Lothar Katharina 
 Staubiger Olivschnitzling (Kleinsporiger O., Kopfzystiden-O., Simocybe coniophora), gefunden am 15.10.2018 an kleiner Stammhöhlung an liegendem Hainbuchen-Stamm (in Stammlager des Projektes BeLongDead) bei der "Fuchsfarm" unweit Mülverstedt im Nationalpark Hainich (Thüringen), leg., det. Katharina & Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner
 Simocybe coniophora haustellaris rubi Staubiger Olivschnitzling Kurzsporiger Kopfzystiden Hainich Thueringen
  Staubiger Olivschnitzling (Kleinsporiger O., Kopfzystiden-O., Simocybe coniophora), gefunden am 15.10.2018 an kleiner Stammhöhlung an liegendem Hainbuchen-Stamm (in Stammlager des Projektes BeLongDead) bei der "Fuchsfarm" unweit Mülverstedt im Nationalpark Hainich (Thüringen), leg., det. Katharina & Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner. Auf dem Foto ist auch (u.r.) das braune Sporenpulver sichtbar.

 ... und erlebte eine Überraschung. Die in Deutschland bisher selten gefundene Art ist durch ihre blasig-keulig-kopfigen Cheilozystiden und Huthaut-Terminalzellen sehr charakteristisch. Sicherlich ist die Art häufiger als bisher bekannt – und nicht jede Aufsammlung von S. haustellaris wird mikroskopiert; wohl ein Fehler …

Simocybe coniophora Sporen nierenfoermig eingeschnuert klein Thuringia Hainich Krieglsteiner BeLongDead
 Staubiger Olivschnitzling (Kleinsporiger O., Kopfzystiden-O., Simocybe coniophora) - nierenförmige, seitlich leicht eingeschnürte braune Sporen ohne Keimporus sind typisch für die ganze Gattung. Gefunden am 15.10.2018 an kleiner Stammhöhlung an liegendem Hainbuchen-Stamm (in Stammlager des Projektes BeLongDead) bei der "Fuchsfarm" unweit Mülverstedt im Nationalpark Hainich (Thüringen), leg., det. Katharina & Lothar Krieglsteiner, Mikro-Foto Lothar Krieglsteiner
 Simocybe coniophora Staubiger Olivschnitzling Kopfzystiden Cheilocystiden Hainich Germany Deutschland Thueringen Krieglsteiner
 Staubiger Olivschnitzling (Kleinsporiger O., Kopfzystiden-O., Simocybe coniophora) - blasig-ballonförmige Cheilozystiden an der Lamellenschneide sind sehr charakteristisch und machen einen wesentlichen Unterschied zur makroskopisch ähnlichen S. haustellaris (rubi). Gefunden am 15.10.2018 an kleiner Stammhöhlung an liegendem Hainbuchen-Stamm (in Stammlager des Projektes BeLongDead) bei der "Fuchsfarm" unweit Mülverstedt im Nationalpark Hainich (Thüringen), leg., det. Katharina & Lothar Krieglsteiner, Mikro-Foto Lothar Krieglsteiner
 Simocybe coniophora Kopfzystiden Olivschnitzling Pileipellis Huthaut Hainich Thuringia Germany Krieglsteiner Pilzschule pilzkunde
 Staubiger Olivschnitzling (Kleinsporiger O., Kopfzystiden-O., Simocybe coniophora) - auch die Huthaut trägt angeschwollene Endzellen bzw. Pileozystiden, anders als bei den anderen Arten der Gattung. Gefunden am 15.10.2018 an kleiner Stammhöhlung an liegendem Hainbuchen-Stamm (in Stammlager des Projektes BeLongDead) bei der "Fuchsfarm" unweit Mülverstedt im Nationalpark Hainich (Thüringen), leg., det. Katharina & Lothar Krieglsteiner, Mikro-Foto Lothar Krieglsteiner

Und ach ja: „Conis“ bedeutet auf griechisch „Staub“ – und „coniophora“ somit „Staubträger“ (auch der "Warzenschwamm" Coniophora, ein Rindenpilz aus den Boletales, ist also ein Staubträger). Was mich zum obigen deutschen Namen verleitete. Ich finde ihn nicht unpassend, auch wenn er auf S. haustellaris wohl genauso zutreffen würde.

Und ferner: die Pilze sind ziemlich klein - der größte Hut mag einen knappen cm groß gewesen sein.


Pilz des Monats Oktober 2018 - Striegeliger Kreiselpilz (Cotylidia pannosa)

Heute nur ein kurzer Text – momentan in der Pilzsaison ist es ziemlich eng mit der Zeit. Im Gegensatz zu den anderen Arten der Gattung, die mit ziemlicher Sicherheit wie ihre Verwandten (zunächst rede ich von denen aus der gleichen Gattung) Moosparasiten sind, ist dies bei C. pannosa zumindest nicht augenfällig, obwohl auch hier meist Moose in der Umgebung zu finden sind. In der Literatur findet man meist, die Art würde auf nackter Erde wachsen - was auch zutrifft. Moose - bei meinen Funden stets aus der Familie der Haarmützenmoose (Polytrichaceae) sind aber in der Umgebung in der Regel (immer?) vorhanden.

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Cotylidia pannosa Striegeliger Kreiselpilz Schwaebisch Fraenkischer Wald Welzheim Bannwald Pilzschule Krieglsteiner Fagus naehrstoffarm Leistlinge
Striegeliger Kreiselpilz (Cotylidia pannosa) am 2.10.2007 im Bannwald "Heidenhau" bei Welzheim-Schmalenberg, in mäßig saurem Buchenwald auf nährstoffarmem Humusboden, neben Polytrichum formosum (Schönes Widertonmoos), leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner
 Cotylidia pannosa Striegeliger Kreiselpilz Schwaebisch Gmuend Ostalbkreis Stuttgart Baden Wuerttemberg Buchenwald Krieglsteiner Pilzkurse
Striegeliger Kreiselpilz (Cotylidia pannosa) am 18.09.2014 im Waldgebiet "Költ" bei Schwäbisch Gmünd-Weiler i.d. Bergen, in mäßig saurem Buchenwald neben Atrichum undulatum (Welliges Katharinenmoos), leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner, junge Fruchtkörper
 Cotylidia pannosa Striegeliger Kreiselpilz Schwarzwald Hornberg Buchenwald Krieglsteiner Moose Mykorrhiza
Striegeliger Kreiselpilz (Cotylidia pannosa) am 5.10.2014 im Schwarzwald unweit Hornberg, "Büchereck", in mäßig saurem Buchenwald, neben Atrichum undulatum (Welliges Katharinenmoos), leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner, ältere, ausgetrocknete und verblasste Fruchtkörper

 Die Art ist auf alle Fälle typisch für Standorte, wo man sonst eher Mykorrhizapilze findet, z.B. Leistlinge u.a. – und sie ist nicht allzu häufig.

Noch ein paar Worte zur Verwandtschaft - in der gleichen Gattung findet man mit C. muscigena und C. undulata recht klare Moosparasiten - und in mutmaßlichen Verwandtschaft (Repetobasidiaceae, O. Hymenochaetales) gibt es weitere Moosparasiten mit ähnlichem Habitus (Muscinupta laevis alias Cyphellostereum laeve) und auch solche, die auf der Außenseite Lamellen tragen (Rickenella, Contumyces, Loreleia). Man darf gespannt sein, ob die Systematik so bleibt - im Index of Fungi steht bei Cotylidia (nicht bei den anderen genannten Taxa) momentan nur (noch) Agaricomycetes ...

Mehr ein anderes Mal – diesmal wie gesagt nur ein ganz kurzer Text 😊


Pilz des Monats September 2018 - Knoblauch-Saftling (Hygrocybe helobia)

Heute möche ich - um auch noch etwas Werbung für das Seminar "Saftlingsgesellschaften" von 29.-30. September zu machen - mit dem "Knoblauch-Saftling" (Hygrocybe helobia) eine attraktive, wenn auch häufig verkannte Art vorstellen. In der Literatur liest man oft, die Art sei typisch für Moorstandorte (ich lese gerade bei wikipedia den meiner Meinung nach irreführenden Namen "Moor-Saftling") - aber das kann ich anhand meiner Funde überhaupt nicht bestätigen. Man kann davon ausgehen, dass einerseits viele Bestimmungen falsch sind (Verwechslungen z.B. mit H. coccineocrenata oder H. turunda), andererseits viele Funde von H. helobia mit anderen Artnamen, z.B. mit H. miniata (Mennigroter Saftling") versehen wurden (s.u. - z.B. in "G.J. Krieglsteiner, Pilze Baden-Württemberg).

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Hygrocybe helobia Knoblauch Saftling miniata schuppig Lamellentrama Bayern Krieglsteiner Pilzschule Schwaebischer Wald Deggendorf Himmelreich NSG Hirzau
Knoblauch-Saftling (Hygrocybe helobia) im NSG "Himmelreich-Hirzau" bei Deggendorf (Bayern, Donautal-Hang Richtung Bayerischer Wald), in bodensaurer Magerwiese zusammen mit zahlreichen anderen Saftlingsarten (u.a), aber ohne H. miniata (dort nie gefunden) - am 1.9.2008, leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner (am Fundort standorttreu)
 Hygrocybe helobia Knoblauchsaftling Geruch Deggendorf Bayern NSG Rote Liste Krieglsteiner Bayern Donau Magerrasen ungeduengt
 Knoblauch-Saftling (Hygrocybe helobia) im NSG "Himmelreich-Hirzau" bei Deggendorf (Bayern, Donautal-Hang Richtung Bayerischer Wald), in bodensaurer Magerwiese zusammen mit zahlreichen anderen Saftlingsarten (u.a), aber ohne H. miniata (dort nie gefunden) - am 10.09.2007, leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner
 Hygrocybe helobia Knoblauch Saftling saure Heide Stoeckelberg Soehnstetten Schwaebische Alb Baden Wuerttemberg Rote Liste gefaehrdet Magerrasen naehrstoffarm
 Knoblauch-Saftling (Hygrocybe helobia) am "Stöckelberg" bei Söhnstetten (Schwäbische Alb), in "saurer Heide" (Gentiano-Koelerietum agrostietosum) und an angrenzendem, kurz gemähtem Hundesportplatz, zusammen mit zahlreichen weiteren Saftlingsarten (u.a.), aber ohne H. miniata (dort nie gefunden), am 18.9.2014, leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner (am Fundort immer wieder gefunden)
 
 
 Hygrocybe helobia Knoblauchsaftling Endobiont Nationalpark Bayerischer Wald Groer Falkenstein Hoellbachgespreng
 Knoblauch-Saftling (Hygrocybe helobia) im Waldgebiet "Höllbachschlucht" am Großen Falkenstein (Nationalpark Bayerischer Wald), an grasiger Böschung in saurem Buchenmischwald, am 14.8.2016, leg., det. Katharina & Lothar Krieglsteiner, det. Lothar Krieglsteiner

H. miniata ist vielleicht auch der engste makroskopische Doppelgänger - denn gemeinsam sind relativ intensiv rote Farben (zumindest in jungem Zustand), der schuppige Hut und die vollkommen trockene Hut- und Stielbekleidung. Im Vergleich zu H. miniata ist aber H. helobia eher noch intensiver rot und vor allem deutlicher schuppig (H. miniata und die ähnliche H. calciphila sind typischer Weise eher fein rau bis nur schwach angedeutet schuppig), das Fleisch ist brüchiger als bei H: miniata (vgl. auch D. Boertmann: The genus Hygrocybe). Das namengebende Merkmal, ein nur manchmal wahrnehmbarer (am Besten längere Zeit vor der Geruchsprobe in einem geschlossenen Gefäß aufbewahren) Geruch nach Knoblauch, sollte bei Nicht-Feststellen nicht überbewertet werden. Wenig hilft die Färbung der Lamellen - diese kann bei H. helobia wie auch bei H. miniata von deutlich rot über gelb bis annähernd weiß ausfallen.

Meiner Erfahrung nach wächst H. helobia eher in nährstoffarmen, sauren Wiesen - manchmal in großer Zahl und oft schon relativ früh im Jahr, bevor die meisten anderen Saftlings-Arten "loslegen". Boertmann (s.o.) gibt auch gelegentliches Vorkommen in Seggenrasen u.a. Feuchtstandorten an - dort sind allerdings andere Arten typischer (s.o.). H. miniata habe ich nie in der gleichen Wiese wie H. helobia gefunden, und überhaupt nur ausnahmsweise überhaupt in Wiesen - diese Art wächst meiner Meinung nach eher an Waldweg-Böschungen, in Bach-Auen, oder Heide-Standorten - wie H. helobia allerdings ebenfalls auf meist saurem, nährstoffarmem Standort. H. helobia kann allerdings ebenfalls "im Wald" vorkommen - wie wohl alle Saftlingsarten.

Wie ich schon schrieb, kann man H. helobia makroskopisch leicht mit H. miniata (oder anderen trocken-feinschuppigen roten Saftlingen) verwechseln. Aber wie kann man sich sicher sein? Man muss einen Lamellen-Querschnitt machen. Während die Doppelgänger alle eine Lamellen-Trama mit relativ kurzen Zellen, mit vielen Querwänden (Septen) aufweisen, hat H. helobia eine "reguläre" Trama mit langen Elementen; Septen sind nur vereinzelt zu finden. Insofern stellt Boertmann die Art in die UG Hygrocybe, zusammen mit H. conica und H. acutoconica.


Pilz des Monats August 2018 - Frühlings-Stockschwämmchen (Kuehneromyces lignicola – auch Glattstieliges Stockschwämmchen, Kuehneromyces myriadophylla, K. vernalis und Pholiota lignicola)

Diesen Pilz fanden wir (bzw. war es eigentlich Katharina) anlässlich unserer jüngsten Exkursionsfahrt nach Skandinavien – und zwar am nördlichsten Punkt unserer Reise, im schwedischen Bjurälven (Jämtland, nahe der norwegischen Grenze). Als mir Katharina die an einem Fichtenstumpf der Finalphase wachsenden, frischen und voll durchfeuchteten Pilze zeigte, war ich mir über die Gattung zunächst ganz im Unklaren – am Ehesten dachte ich an einen Gymnopilus oder eine Galerina-Art (Flämmling oder Häubling). Dabei handelt es sich um eine Art, die schon länger auf meiner „Wunschliste“ steht, kommt sie doch auch in Deutschland vor und wurde so auch von meinen Kollegen bei wissenschaftlichen Projekten im Bayerischen Wald dort schon gefunden, so z.B. von Andreas Gminder. Für mich also ein Lebens-Erstfund! (für Katharina auch 😊.

Pholiota lignicola Kuehneromyces Fruehlings Stockschwaemmchen Schweden Norwegen Fichte Holz braunfaul Finalphase Habitus Krieglsteiner
Frühlings-Stockschwämmchen (Kuehneromyces lignicola) - alias Glattstieliges Stockschwämmchen (auch Pholiota lignicola, Kuehneromyces vermalis, K. myriadophylla) - gefunden von Katharina Krieglsteiner am 5.7.2018 bei Bjurälven (Jämtland, Schweden) an einem Fichtenstumpf der Finalphase in subarktischem Fichten-Mischwald. Foto Lothar Krieglsteiner

Nun – unter dem Mikroskop war schnell klar, dass es sich nicht um einen Flämmling oder Häubling handeln konnte, denn die Sporen sind vollkommen glatt und besitzen einen kräftigen, durchaus auffälligen Keimporus. Nur wenig Recherche war nötig, um den Fund zuzuordnen – alles passte hervorragend (vielleicht bis auf die Tatsache, dass die Zystiden bei unserem Fund nur wenige knorrige Formen zeigten, wie sie sonst häufiger angegeben werden – ansonsten passt auch hier die Form und Größe gut).

Pholiota lignicola Kuehneromyces Fruehlings Stockschwaemmchen Cheilozystiden Lamellenschneide Mikroskopie Schweden Bjurlven
Cheilozystiden (Zystiden der Lamellenschneide) beim Frühlings-Stockschwämmchen (Kuehneromyces lignicola) - knorrige Formen, wie oft in der Literatur gezeigt, waren bei unserem Fund selten (dies gibt jedoch auch Moser 1994 so an). Ansonsten passt die flaschenförmige Ausprägung mit angeschwollenen Enden gut. Fund bei Bjurälven (Schweden, Jämtland) an Fichtenstumpf, leg. Katharina Krieglsteiner am 5.7.2018, Mikrofoto Lothar Krieglsteiner
 Pholiota lignicola Kuehneromyces Sporen Keimporus Schweden Bjurlven Holz Stumpf Picea Fichte Krieglsteiner
 Sporen von Kuehneromyces lignicola (Frühlings-Stockschwämmchen) mit deutlichem, großem Keimporus. Fund bei Bjurälven (Schweden, Jämtland) an Fichtenstumpf, leg. Katharina Krieglsteiner am 5.7.2018, Mikrofoto Lothar Krieglsteiner

 Makroskopisch zeichnet sich der Pilz durch ein flüchtiges Velum (kaum Ring zu nennen – siehe das Detailbild), einen nicht schuppigen Stiel sowie durch deutlich hygrophane Hüte (wie beim Gift-Häubling feucht ganz dunkel und bald vollkommen verblassend – siehe Studio-Foto) aus. Ansonsten fand ich von allen mir bekannten Pilzen die größte makroskopische Ähnlichkeit zum Dunkelbraunen Flämmling (Gymnopilus picreus) – außer, dass unserem Pilz die gelben Färbungen speziell in den Lamellen vollkommen abgingen.

 Pholiota Kuehneromyces lignicola Fruehlings Stockschwaemmchen Glattstieliges Speisewert unbekannt Schweden Fichtenstumpf montan alpin arktisch
 Frühlings-Stockschwämmchen (Kuehneromyces lignicola) - alias Glattstieliges Stockschwämmchen (auch Pholiota lignicola, Kuehneromyces vermalis, K. myriadophylla) - gefunden von Katharina Krieglsteiner am 5.7.2018 bei Bjurälven (Jämtland, Schweden) an einem Fichtenstumpf der Finalphase in subarktischem Fichten-Mischwald. Das Detail-Foto von Lothar Krieglsteiner zeigt  v.a. beim linken Fruchtkörper im Büschel rechts die Andeutung einer Ringzone, die aber bei älteren Fruchtkörpern vollkommen verschwunden ist. Die Stiele sind nicht glatt, aber auf keinen Fall schuppig wie beim "normalen" Stockschwämmchen, sondern in etwa ähnlich beim Gifthäubling längs hell überfasert.
 Pholiota Kuehneromyces myriadophylla vernalis lignicola Studio hygrophan Stockschwaemmchen essbar giftig Speisewert
 Frühlings-Stockschwämmchen (Kuehneromyces lignicola) - alias Glattstieliges Stockschwämmchen (auch Pholiota lignicola, Kuehneromyces vermalis, K. myriadophylla) - gefunden von Katharina Krieglsteiner am 5.7.2018 bei Bjurälven (Jämtland, Schweden) an einem Fichtenstumpf der Finalphase in subarktischem Fichten-Mischwald. Das Studio-Foto von Lothar Krieglsteiner zeigt die ringförmige Hygrophaneität. Durchfeuchtete Pilze sind ganz braun, abgetrocknete bald komplett hell - wie beim Gifthäubling und nicht wie beim "normalen" Stockschwämmchen, welches abgesehen von ganz jungen Pilzen eigentlich stets zweifarbig ist (also kaum je ganz durchfeuchtet oder ganz ausgetrocknet angetroffen wird). 

Nun warten wir darauf, den hübschen Pilz auch einmal in Deutschland zu finden. Die Verbreitung dürfte dabei hochmontan-subalpin-alpin sein (sie steigt in den Alpen bis über 2000 m NN auf) – und subarktisch. Auch Moser (1994 – in Österreichische Zeitschrift für Pilzkunde) fand die Art wiederholt in den Alpen, aber auch in Skandinavien.

Noch nicht völlig geklärt ist die Gattungszugehörigkeit des Pilzes, der (wie auch das normale Stockschwämmchen K. mutabilis) von typischen Arten der Gattung Pholiota u.a. durch hygrophane Hüte, aber auch durch die Sporen mit deutlichem Keimporus und das Fehlen von Chrysozystiden (Zystiden mit in Laugen gelbem Inhalt) abweicht. Im Index of Fungi sind beide Stockschwämmchen unter Pholiota (Schüpplinge) geführt, eine Groß-Gattung, die in mehrere Gattungen aufgespalten wurde und wird. Auf die Schnelle habe ich keine molekulare Untersuchung gefunden, die beide Stockschwämmchen-Arten in einen größeren phylogenetischen Zusammenhang stellt. Moser (s.o.) kommt jedenfalls wie etliche andere Autoren aufgrund der morphologischen Merkmale zum Schluss, dass Frühlings-Stockschwämmchen und „normales“ Stockschwämmchen nahe miteinander verwandt sind und in eine eigene Gattung Kuehneromyces gestellt werden sollten (in die – am Rande vermerkt- das Chinesische Stockschwämmchen Pholiota nameko nicht gehört; dies sind die unsäglichen schleimig-glibberigen Konserven, die uns als Stockschwämmchen verkauft werden). Womit wir zur Frage kommen, ob wir einen essbaren oder einen giftigen Pilz gefunden haben. Nun – offensichtlich ist dies noch ungeklärt, aber zumindest dürfte die Wahrscheinlichkeit, dass K. lignicola Knollenblätterpilz-Gifte enhalten könnte (wie der durchaus ähnliche Gift-Häubling Galerina marginata), eher als gering einzustufen sein. Wir haben uns trotzdem nicht getraut, den Pilz zu essen *g*. Dafür fanden wir das Material auch zu schade – wir haben einen Beleg angefertigt, den wir bei Bedarf jederzeit noch einmal nachuntersuchen können.


Pilz des Monats Juli 2018 - Hirschbrauner Sternseten-Rindenpilz (Asterostroma cervicolor)

"Rindenpilze" sind Pilze mit dem Substrat ganz anliegenden, rein effusen (Gegenteile effuso-reflex mit anliegender und abstehender Zone, pileat rein hütig) Fruchtkörpern - man nennt sie auch Crustothecien. Diese PIlze werden von vielen Pilz-Interessierten eher gemieden - einer der Gründe ist sicher, dass die Gruppe keine Speisepilze enthält. Früher bezeichnete man alle Rindenpilze als "Corticiaceae" - in der Zwischenzeit hat sich heraus gestellt, dass sie zu ganz verschiedenen Ordnungen der Ständerpilze gehören. Damit habe ich mich in den letzten Wochen viel befasst und auch einen längeren ppt-Vortrag verfasst - ich plane nämlich, 2019 meinen ersten eigenen Rindenpilze-Kurs zu geben.

Dazu möchte ich heute entwas "anleckern" - mit dem Hirschbraunen bzw. Ockerbraunen Sternseten-Rindenpilz. Dieser begegnete mir bisher nicht sehr oft - aber erst kürzlich wieder, als ich eine Probe aus dem tschechischen Urwald Zofin mikroskopierte. Über die Artabgrenzung (die meist als Synonyme geführten Taxa A. ochroleucum und A. medium werden auch teils als eigene Arten gesehen) möchte ich hier nicht diskutieren, aber die wesentlichen Merkmale der Gattung an meinen Fotos zeigen. Makroskopisch sind Rindenpilze (mit einigen Ausnahmen) oft nicht zu bestimmen - dies gilt sicher auch für "unseren" Pilz. Auch mikroskopisch sind Rindenpilze keineswegs immer einfach (ein weiterer Grund, warum sie von vielen, auch von mir bis vor Kurzem, oft gemieden werden) - manchmal hat man aber das Glück, einen leicht zumindest bis zur Gattung bestimmbaren Pilz zu erwischen.

Asterostroma cervicolor Ockerfarbener Sternsetenrindenpilz Tschechien Urwald Zofin Nadelholz Asterosetae Sporen ornamentiert amyloid
Hirschbrauner Sternseten-Rindenpilz (Asterostroma cervicolor) an Nadelholzstamm im Urwaldrest Žofín (Tschechien, unweit ČESKÝ KRUMLOV, am 10.9.2015 (bestimmt erst vor einigen Wochen), leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner 
Asterostroma cervicolor Hirschbrauner Sternsetenrindenpilz Eifel Rheinland Pfalz Schaedling Haus Lachnocladiaceae
Hirschbrauner Sternseten-Rindenpilz (Asterostroma cervicolor) an altem Verputz von Haus in Üdersdorf (Eifel, Rheinland-Pfalz) am 2.8.2008, leg. H. Magdanz, S. Hanck & L. Krieglsteiner, det., Foto Lothar Krieglsteiner

Wie das zweite Foto zeigt und auch in Fach-Artikeln nachgelesen werden kann, gehört die Art auch zu potenziellen Schädlingen in Häusern, von denen der Echte Hausschwamm der bekannteste und wohl auch gefährlichste ist.

Aber zurück zu A. cervicolor (bzw. der Gattung Asterostroma) und ihrer Mikroskopie. Zunächst fallen einem sofort im Präparat die zahlreichen Asterosetae auf, die es nur bei dieser Gattung gibt. Dies sind sternförmig verzweigte, starre braune Hyphen, die optisch durchaus reizvoll sind. Als besondere Mikromerkmale kommen noch ornamentierte (fein bestachelte) Sporen mit amyloider Reaktion dieses Ornaments (blau in Jod-Reagentien) dazu.

Asterostroma cervicolor Asterosetae Urwald Tschechien Rindenpilz Mikroskopie Pilzschule Schwaebischer Wald
Asterosetae von Asterostroma cervicolor aus dem Urwald Žofín (s.o.) - Foto Lothar Krieglsteiner
Asterostroma cervicolor Hirschbrauner Sternsetenrindenpilz corticioid resupinat Crustothecium effus Asterosetae Hymenochaetales
Asterostroma cervicolor ochroleucum medium Rindenpilz Asterosetae Sporen amyloid ornamentiert Mikroskopie
Sporen von Asterostroma cervicolor aus dem Urwald Žofín (s.o.) in Lugolscher Lösung - die Anfärbung mit Jod-Reagens ist durch die blaue Verfärbung erkennbar. Fotos Lothar Krieglsteiner

Amyloides Sporen-Ornament? Das kennen wir doch von Täublingen und Milchlingen her! Und in der Tat - hier liegt die Verwandtschaft. Die Familie Lachnocladiaceae (zu der neben Asterostroma auch Vararia gehört) gehört heute zu den Russulales :-)

Und - hat Ihnen der Beitrag gefallen. Falls ja, dann sind Sie ein Kandidat für den Rindenpilze-Kurs 2019. Der Termin wird erst im Spätherbst festgelegt - wenn Sie Vorschläge machen wollen: gerne :-)


Pilz des Monats Juni 2018 - Rosenroter Porling alias Mutterkuchen-Porling (Rhodonia placenta alias Postia placenta)

Resupinat wachsende Porlinge (d.h. solche, die keine Hut-Oberseiten ausbilden und ± nur flächig wachsen), sind in den meisten Fällen rein makroskopisch nicht bestimmbar. Eine gewisse Ausnahme bildet der Rosenrote Porling (auch Rosaroter Porling oder Mutterkuchen-Porling) aufgrund der Färbung seiner Fruchtkörper, die ein blasses, aber deutliches Lachs-Rosenrot annehmen. Verwechslungsmöglichkeiten bestehen trotzdem, auch wenn die Färbung z.B. der seltenen Erastia salmonicolor (= Hapalopilus s.) eine andere ist und der Pilz auch eine andere Wuchsform einnimmt. Rhodonia placenta wächst meist (nicht immer) unregelmäßig knotig ("nodulos"). Für zweifelsfreie Bestimmungen sollte aber - gerade bei nicht so großer Erfahrung - das Mikroskop zur Absicherung mitbenutzt werden.

Rhodonia placenta ist ein Braunfäule-Erreger (d.h. sein Myzel kann zwar Cellulose, aber kein Lignin abbauen - das befallene Holz zerfällt daher würfelartig und behält seine braune Färbung) - dennoch haben molekulare Studien gezeigt, dass er zur Familie Polyporaceae gehört (in der vor allem Weißfäule-Erreger stehen) und nicht zur Familie Fomitopsidaceae (ebenfalls zu O. Polyporales), in welcher Braunfäule-Erreger untergebracht sind, so auch die Mehrzahl der als "Saftporlinge" (Gattung Postia alias Oligoporus - Vorsicht: die heute noch Tyromyces heißenden Arten gehören wiederum als Weißfäule-Erreger zu den Polyporaceae).

Rhodonia placenta (auch bekannt als Poria placenta, Postia placenta und Tyromyces placenta) wächst ausschließlich an Nadelholz (Fichte, Kiefer, Tanne u.a.) und soll auch in Gebäuden als Bauholz-Schädling auftreten. Einer unserer Funde (s.u.) gelang an einem verbauten Nadelholz-Pfosten an einer angelegten "Meditationsstätte" inmitten eines Mittelgebirgs-Nadelmischwaldes. In Normalfall sind es aber Stümpfe oder liegende Stämme, in denen der Pilz im Stadium der Optimalphase (nicht zu frisch und noch nicht zu stark zersetzt) gefunden werden kann. Nicht allzu häufig ...

Rhodonia placenta Braunfaeule Postia Polyporaceae Fomitopsidaceae Bayerischer Wald Zwieslerwaldhaus Urwaldrest
Rhodonia placenta Rosaroter Saftporling Bayern Urwald Stamm Optimalphase Fichte Tanne
Rhodonia placenta Tyromyces Poria Bayerischer Wald Zwieslerwaldhaus Mittelsteighuette Urwald Picea
Rhodonia placenta Tyromyces Postia Poria Rosenroter Saftporling Mutterkuchen Urwald Fichte Braunfaeule
Rosenroter Porling alias Mutterkuchen-Porling (Rhodonia placenta, vormals Poria placenta, Tyromyces placenta, Postia placenta und Oligoporus placenta)  an liegendem Nadelholz-Stamm (Fichte?) an Wegrand im Urwald-NSG "Mittelsteighütte" bei Zwieslerwaldhaus (Bayerischer Wald, Bayern), am 20.5.2018, leg., det. Rudi Markones, Katharina & Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner
 Rhodonia placenta Rosenroter Saftporling Mutterkuchen Porling Kroatien Nationalpark Plitvicer Seen Picea Fichte Holz
 Rosenroter Porling alias Mutterkuchen-Porling (Rhodonia placenta) im Nationalpark Plitvicer Seen (Kroatien) am 1.8.2010, an Fichtenstumpf, leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner
 Rhodonia placenta Mutterkochen Porling Schwaebischer Wald Baden Wuerttemberg Stuttgart Rotenhar Weiterweg Picea
 Rosenroter Porling alias Mutterkuchen-Porling (Rhodonia placenta, auch als Tyromyces placenta oder Postia placenta bekannt) am "Weiterweg" bei Gschwend-Rotenhar (Schwäbischer Wald n. Schwäbisch Gmünd, ö. Stuttgart, Baden-Württemberg), am 5.10.2015, an eingebrachtem "Pflock" aus Fichtenholz an "Meditationsstätte" inmitten eines Mittelgebirgs-Nadelmischwaldes in luftfeuchter (bachnaher) Lage, leg. Pilzkurs mit Lothar & Katharina Krieglsteiner, det., Foto Lothar Krieglsteiner

Der Beitrag soll daran erinnern, dass in diesem Sommer (genau genommen von 20.-22. August) ein Porlingskurs bei Pilzschule Schwäbischer Wald angeboten wird. Die resupinaten Arten sind dort allerdings nur am Rande Thema - vor allem werden hutbildende Porlinge gelernt und geübt.

P.S. Im Internet und anderswo findet man auch die falsche Schreibweise Tyromyces placentus oder Oligoporus placentus. Falsch - warum denn, wird mancher fragen, denn Tyromyces und Oligoporus sind doch männliche Nomina (Hauptwörter, Substantive) und dann muss doch das Adjektiv im Artnamen hinten angeglichen werden? Nun ja: Adjektive schon, aber "placenta" ist ebenfalls ein Nomen und darf deshalb nicht dekliniert werden! "Placenta" bedeutet - das werden die meisten wissen - Mutterkuchen und soll auf die Färbung des Porlings anspielen. "Placentus" ist aber einfach nur Unlatein, einfach nur falsch und nicht etwa eine "alternative Schreibweise" (https://www.pilzforum.eu/board/thread/19207-rhodonia-placenta-rosafarbener-saftporling/). Auch nicht im Zeitalter der alternativen Fakten, das wir ja derzeit durchleben :-) 


Pilz des Monats Mai 2018 - Leuchtender Prachtbecherling (Caloscypha fulgens)

Heute möchte ich einen wunderschönen Frühlingspilz vorstellen, der aufgrund seiner jung grünlichen Außenseite sowie den leuchtend orangegelben Gesamt-Farben in Anbetracht seiner Größe (ca. 1-5 cm) und seines Wachstums im späten Winter bis ins Frühjahr hinein eigentlich unverwechselbar ist. Obwohl heute einiges mehr bekannt ist als früher, gibt dieser Pilz immer noch Rätsel auf. So zum Beispiel, warum er einerseits fast ausschließlich in der Streu unter Tannen (Abies alba) gefunden wird, zum anderen aber dann doch immer wieder auch vollkommen standort-untypisch z.B. im reinen Buchenwald oder unter Kiefer und Fichte (so wird zumindest immer wieder glaubhaft berichtet). Ich selbst sah die Art bisher nur in Tannen-Streu, so in den französischen Alpen, im Dinarischen Gebirge Kroatiens, im Südschwarzwald, im Allgäu sowie etliche Male im Schwäbisch-Fränkischen Wald (Welzheimer Wald). Hinzu kommt eine besonders ergiebige Stelle in einem gepflanzten Tannenwald unweit von Würzburg (bei Gerchsheim), wo ich die Art jetzt erst wieder (am 30.4.18) zusammen mit dem Entdecker der Stelle, dem Würzburger Pilzexperten Rudi Markones, in großen Mengen, wenn auch überwiegend schon ältere Fruchtkörper, antreffen konnte. Ein anderes Rätsel ist die Tatsache, dass der Pilz in manchen Zeiten (und momentan sind wir in einer solchen) jedes Jahr regelmäßig an seinen Fundorten fruktifiziert, aber auch jahrzehntelang in ganzen Regionen ausbleiben kann – so z.B. etwa zwischen 1970 und 2006 im Schwäbisch-Fränkischen Wald – ich selbst sah die Art „bei uns“ zum ersten Mal am im April 2006 und konnte mein Glück kaum fassen, die seltene Art in Händen zu halten. In den Jahren danach gelangen mir allerdings immer wieder Funde.

Caloscypha fulgens Kroatien Dinarisches Gebirge Nationalpark Plitvicer Seen Plitvicka jezera Abies alba Streu Leuchtender Prachtbecherling
Leuchtender Prachtbecherling (Caloscypha fulgens) - ältere Aufsammlung am 1.6.2013 im Nationalpark Plitvicer Seen (Kroatien) - in montanem Nadelmischwald unter Tanne (Abies alba), leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner. Die grüne Außenseite ist nur noch schwach erkennbar.
Caloscypha fulgens Leuchtender Prachtbecherling Geniculodendron pyriforme Fichtensamen Schimmel Schwaebisch Gmuend Welzheimer Wald Abies alba Weitanne
Leuchtender Prachtbecherling (Caloscypha fulgens) im "Hölltal" bei Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg ö. Stuttgart) in Nadelmischwald, in der Streu unter Weißtanne (Abies alba) im April 2006. Dies war mein erster Fund der auffälligen Art im Schwäbisch-Fränkischen Wald, obwohl ich dort schon seit ca. 1970 regelmäßig Pilze suche (leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner - Dia-Scan).
Caloscypha fulgens gruen orange Becherling Ascomycet Pezizales Fruehling Fichtensamen Schimmel Pilzschule Baden Wuerttemberg Stuttgart
Leuchtender Prachtbecherling (Caloscypha fulgens) im Schwäbisch-Fränkischen Wald bei Täferrot (unweit Ruppertshofen, n. Schwäbisch Gmünd, ö. Stuttgart, Baden-Württemberg) am 17.4.2016, in Nadelmischforst, in der Streu von Weißtanne (Abies alba). Die grüne Farbe der Außenseite ist durch die Regenfälle ausgewaschen worden und hat sich im Becher-Inneren im Wasser gelöst. Leg., det. Katharina und Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner
Caloscypha fulgens Leuchtender Prachtbecherling Frhlingspilze Pilzfuehrung Pilzkurs Pilzschule Schwaebischer Wald Krieglsteiner Wuerzburg Abies alba Tanne Geniculodendron
Leuchtender Prachtbecherling (Caloscypha fulgens) in der Streu in Tannen-Forst (Abies alba) unweit Gerchsheim (nahe Würzburg, aber Baden-Württemberg), am 30.4.2018. Fundstelle schon seit Jahren bekannt durch Rudi Markones. Der jüngste von Hunderten von Fruchtkörpern im Foto - eingedeckt in Fichtenpollen. Leg., det. Rudi Markones & Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner.

Was nicht allgemein bekannt ist: der Leuchtende Prachtbecherling hat eine Nebenfruchtform (Anamorphe) namens Geniculodendron pyriforme, ein unscheinbarer „Schimmelpilz“ in der Bodenstreu. Dieser ist offenbar sehr häufig und ist ein Forstschädling, weil er Fichten- (und Tannen?) -samen an der Keimung hindert. Nur unter besonderen Bedingungen „macht der Pilz Sex“ – bildet also Becherlings-Fruchtkörper. Welche Bedingungen dies sind und warum man ihn kaum je unter Fichten, fast stets aber unter Tannen findet – dies bleibt auch für mich weiterhin rätselhaft.


Pilz des Monats April 2018 - Kornelkirschen-Stromabecherling (Lambertella corni-maris)

Heute möchte ich - als Einstimmung auf den hoffentlich bald beginnenden Frühling - wieder einmal einen kleinen Becherling als Pilz des Monats wählen, auch wenn mir klar ist, dass ich z.B. mit einer Morchel oder wenigstens Lorchel bzw. wenigstens einem Lamellenpilz mehr Leser begeistern würde. Aber für die Freunde der Groß- und Speisepilz-Front: bald kommt auch Ihr wieder einmal auf Eure Kosten, jetzt müsst Ihr da durch :-)

Sklerotienbecherlinge (O. Helotiales, F. Sclerotiniaceae i.w.S.) und ihre Verwandten ohne Sklerotien (teils als eigene Familie Rutstroemiaceae abgetrennt), die dann gerne auch Stromabecherlinge genannt werden (weil zumindest die Mehrzahl der Arten das Substrat sklerifizieren, in ein "Stroma" verwandeln, schwärzen), sind eine durchaus artenreiche Gruppierung. Ein großer Teil der Arten wächst vor allem im Frühling, meist in etwa zur Zeit der Blüte ihrer Wirtspflanzen, denn dann können die sexuell gebildeten Sporen gut über die Narben der Blüten wieder neue Pflanzen infizieren. Es handelt sich also um parasitische Pilze, die mit ihrem Myzel und ihrer Nebenfruchtform eben lebende Pflanzen besiedeln - ihre Fruchtkörper erscheinen aber in der Regel auf abgestorbenen Pflanzenresten und leben saprobiontisch.

Lambertella corni maris Kornelkirschen Becherling Remstal Birne Pyrus Fruechte Stuttgart Lorch Waldhausen
Lambertella corni maris Sclerotiniaceae Stromabecherling Birne Kornelkische Baden Wuerttemberg Stuttgart Gmuend Pilzschule Schwaebischer Wald
Lambertella corni maris Cornus mas Pyrus Becherling Apothezien Pilzschule Pilzkurse Pilzfuehrungen Pilzseminare
Lambertella corni maris Birne Garten Parasit Remstal Schlauchpilz Pilzschule Schwaebischer Wald Pilzbestimmung
Kornelkirschen-Stromabecherling (Lambertella corni-maris (s.l.)) am 30.7.2016 bei Lorch-Waldhausen, verwildertes Garten-Grundstück, an abgefallenen, faulen und sklerotisierten Früchten von Kultur-Birne (Pyrus communis), leg. Katharina Krieglsteiner, det., Foto Lothar Krieglsteiner - Anm.: die gezeigten Fruchtkörper sind wenige mm, etwa einen halben cm, groß (Durchmesser der Apothezien).

 Die gezeigte Art ist insofern also nicht so typisch, denn der hier vorgestellte Fund gelang erst Ende Juli (30.7.2016) - eine Jahreszeit, die auch für die Art durchaus typisch zu sein scheint. Es handelt sich im Übrigen um den einzigen Fund der Art, der mir jemals zu Gesicht gelangte, und um einen von nur 3 Funden aus der ganzen Gattung. Die Artbestimmung ist hier im Übrigen keineswegs besonders leicht - und auch die Gattung selbst ist nicht unumstritten. Definiert ist sie nämlich (bzw. von ähnlichen Gattungen wie etwa Ciboria oder Rutstroemia abgegrenzt) vor allem durch eine Eigenschaft ihrer Sporen - sie werden nämlich bei Reife braun, was sonst bei inoperculaten Becherlingen (das sind die, deren Schläuche einen Porus besitzen, durch den die Sporen nach außen kommen - und nicht etwa einen Deckel wie bei den "Operculaten") überhaupt ein ganz seltenes Merkmal ist.

Lambertella corni maris Schlaeuche Asci Sporen Guttulen Tropfen Paraphysen Mikroskopierkurs Pilzschule
Lambertella corni maris Asci Paraphysen Fruchtschicht Sclerotiniaceae Pilzschule Schwaebischer Wald Kornelkirschen Becherling
Lambertella corni maris Schlaeuche Sporen Tropfen Paraphysen Mirkoskopierkurs Stromabecherling Kornelkirsche Birne Baden Wuerttemberg
Lambertella corni maris reife Sporen gefaerbt selten Becherling Bestimmungskurs Mikroskop Fruehling
Lambertella corni maris Sporen bei Reife dunkel Lorch Waldhausen Pyrus Birne Fruechte Pilzschule Pilzkurse
 Mikroskop-Fotos zum Kornelkirschen-Stromabecherling (Lambertella corni-maris) im Remstal bei Lorch-Waldhausen (Baden-Würtemberg ö. Stuttgart) am 30.7.2016, an sklerifizierten Früchten von Kultur-Birne (Pyrus communis) in verwildertem Feld-Garten, leg. Katharina Krieglsteiner, det., Foto Lothar Krieglsteiner - Man beachte die zunächst hyalinen Sporen mit 2 großen Tropfen, die zu 8 in den Schläuchen liegen). Erst bei Reife (auf den Fotos außerhalb der Schläuche) färben sich die Wände braun und die Sicht auf die Tropfen wird schwierig. Auf den ersten beiden Bilder zu sehen: zwischen den Schläuchen stehen fädig-dünne Paraphysen mit nur wenig Inhalt (kleine Tröpfchen).

 Lambertella corni-maris ist ursprünglich von Kornelkirschen-Früchten beschrieben worden, aber in Internet und Literatur finden sich auch Angaben an anderen Pflanzenresten, z.B. eben - wie hier - Birne (Pyrus). Es darf dabei durchaus überlegt werden, ob hier nicht noch eine Sammelart vorliegt und der Pilz an Birne eigentlich etwas anderes ist. Dies zu klären vermag ich hier leider nicht - dies könnte man durch ausführliche morphologische Detail-Vergleiche und durch molekularbiologische Untersuchungen ("die DNA").

P.S. Vorhin schrieb ich ja schon, dass viele Sklerotienbecherlinge und ihre Verwandten jetzt im Frühjahr wachsen. Achten Sie in den nächsten Wochen z.B. einmal auf den Anemonen-Becherling (Sclerotinia tuberosa alias Dumontinia t.) - er ist deutlich größer als die hier vorgestellte Art und kann bei gezielter Suche doch ganz gut bei den Busch-Windröschen (Anemone nemorosa) gefunden werden.

P.S. (Anmerkung am 1.5.2018): Herrn Gunnar Hensel verdanke ich einen weiteren Hinweis, den ich gerne hier aufgreife: Gunnar schreibt, dass meine Aufsammlung ziemlich unreif ist, was man ja auch an den nur wenigen reifen (braunen) Sporen erkennen kann - aber eben auch am Foto selbst, denn die Fruchtscheibe von L. corni-maris wird bei stärkerer Reife durch die zahlreichen gebildeten dunklen Sporen viel dunkler braun gefärbt. Herr Hensel merkte auch an, dass er bei seinen Funden (an Kornelkirschen) auch immer erst später im Jahr - eben nicht zur Blütezeit der Kornelkirsche - fündig wurde. Ich bin schon gespannt darauf, zur rechten Zeit unter Kornelkirsche-Sträuchern zu suchen.


Pilz des Monats März 2018 - Kräuter-Seitling (Pleurotus eryngii)

Wie schon im Februar möchte ich auch nun wieder einen Fund (genau: 3 Funde) vorstellen, der uns in diesem Winter in der Algarve (Süd-Portugal) gelang. Für mich absoluter Erstfund in freier Natur: wilder Kräuter-Seitlinge! Die meisten Leser werden den Kräuter-Seitling aus dem Supermarkt kennen und ihn vielleicht auch schon einmal lecker zubereitet haben - ein wirklich guter Speisepilz. In freier Natur wächst die Art stets auf unterirdischen Wurzelteilen von Doldenblütlern (Stauden der Familie Apiaceae - eigentlich fälschlich als (einjährige) Kräuter bezeichnet), und zwar in Mitteleuropa aussschließlich auf Mannstreu (Eryngium - var. eryngii) und Laserkraut (Laserpitium - var. elaeoselini, oft fälschlich als P. nebrodensis). Mannstreu wächst bei uns in Steppen- und Trockenrasen; in Deutschland sind nur wenige Fundstellen (alle var. eryngii) in Trockengebieten von Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt bekannt. Laserkraut wächst in Kalkgebieten Süd-Deutschlands durchaus verbreitet; für die var. elaeoselini ("nebrodensis" s.auct.) muss man aber bis in den südlichen Alpenraum fahren. Die anderen Varianten dann in Südeuropa.

Nun - wie gesagt wurden wir in der Algarve gleich dreimal fündig. Zunächst fanden wir nur einen Fruchtkörper - und von einem Doldenblütler haben wir zunächst nicht viel mehr als ein Blatt neben dem einzigen - ganz jungen - Fruchtkörper gefunden, und es war nicht ganz leicht, diesen Doldenblütler zu identifizieren. Hier sind wir Jörg Müller (auf www.nafoku.de/forum) dankbar, dem wir die Identifikation als Thapsia villosa, einem im Übrigen giftigen Doldenblütler ohne deutschen Namen, verdanken. Und damit auch die Zuordnung zur var. thapsiae, die aus Sizilien beschrieben wurde. Ich bin übrigens nicht sehr besorgt, dass var. thapsiae durch den Wirt giftig sein könnte.

Pleurotus eryngii thapsiae wilder Kraeuterseitling Kulturpilz Portugal Algarve Macchia Faro essbar wohlschmeckend lecker Fotor Collage
wilder Kräuter-Seitling (Pleurotus eryngii var. thapsiae) - am 23.12.2017 bei Brotual (w. Loule, Portugal, Algarve, Barrocal), in Macchia über Kalk, 1 Frk., leg., det., Katharina & Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner
Thapsia villosa Doldenbluetler Apiaceae giftig Blaetter Pflanzenbestimmung Kraeuterseminar Pleurotus eryngii Wirt
Wirtspflanze von Pleurotus eryngii var. thapsiae: der giftige Doldenblütler Thapsia villosa. Die Bestimmung eines Doldenblütlers nur anhand von Blättern ist so eine Sache ...

Durch den ersten Fund "angefixt", versuchten wir natürlich, weitere Stellen zu finden. Zunächst war ja auch der Wirt noch vollkommen ungeklärt - und so muss ich zugeben, dass auch der zweite Fund vollkommen zufällig gelang - an einem anderen Wirt!

Pleurotus eryngii ferulae Kraeuterseitling Kulturpilz Portugal Algarve Trockenrasen Steppe Macchia Mitteleuropa Suedeuropa
wilder Kräuter-Seitling (Pleurotus eryngii var. ferulae) am 7.1.2018 bei Colinas Verdes unweit Bensafrim (Algarve, Portugal), an Wurzeln von (neben) Riesen-Fenchel (Ferula communis), leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner
Ferula communis Apiaceae Riesenfenchel Steckenkraut Doldenbluetler Portugal Algarve Rocha da Pena
Riesenfenchel (Ferula communis) - zur Pilz-Zeit findet man nur die vorjährigen, mehrere Meter hohen Sprosse sowie, wenn man Glück hat, schon frische Blätter für das nächste Jahr. Trotzdem: diesen Wirt konnten wir leichter identifizieren ... - hier fotographiert im Schutzgebiet Rocha da Pena am 12.1.2018, ohne die Seitlinge ...

 "Einer geht noch", dachten wir uns, und tatsächlich fanden wir noch einmal var. thapsiae, allerdings diesmal nicht (wie beim ersten Fund) einen ganz jungen, sondern drei schon etwas ältere Fruchtkörper. Auf diese Weise lernt man einen Pilz auf alle Fälle etwas besser kennen ...

Pleurotus eryngii thapsiae Portugal Algarve Fonte Benemola Lothar Krieglsteiner Katharina Macchia Doldenbluetler Speisepilz
wilder Kräuter-Seitling (Pleurotus eryngii var. thapsiae), ältere Fruchtkörper - fotographiert am 14.1.2018 im Schutzgebiet Fonte Benemola (n. Loule, Algarve), neben Thapsia villosa in Macchia über Kalkboden, leg., det. Katharina & Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner

Nun - wer den Kräuter-Seitling nur aus dem Supermarkt kennt, hätte ihn bei den gezeigten Funden vielleicht nicht wieder erkannt? Diese stammen ja auch aus Kulturen, und sie wuchsen nicht aus dem Boden heraus, aus Wurzeln von Doldenblütlern. Es ist schon interessant zu wissen, dass die Art auf ganz "normalem" Kultursubstrat, also Stroh- und Holz-Gemisch, gezüchtet werden kann, während er in der Natur eine sehr enge Nische besetzt und nicht ohne seine Wirte gefunden werden kann. Wir (genau genommen Katharina) haben Kräuter-Seitlinge auch schon in unserem Keller gehabt, und davon zeigen wir auch noch gerne ein Foto. Absolut nachahmenswert, denn die PIlze schmecken wirklich vorzüglich. Wir müssen ja auch zugeben: zum Essen geeignet wäre von unseren Funden nur der allererste Fruchtkörper gewesen, und wir müssen auf alle Fälle mindestens bis zum nächsten Mal warten, wenn wir einmal wilde Kräuterseitlinge in Portugal ernten wollen. Hätten wir dort ein Grundstück, wüssten wir allerdings, was wir machen würden ...

Pleurotus eryngii Kultur zu Hause Zuchtpilz Pilzkurs Baden Wuerttemberg Stuttgart Schwaebisch Gmuend
Kultur von Kräuter-Seitling (Pleurotus eryngii - var.?) in Spraitbach im Keller. Absolut nachahmenswert. Fotographiert am 31.8.2017 von Lothar Krieglsteiner

Pilz des Monats Februar 2018 - Rinden-Schüppchenschnitzling (Phaeomarasmius rimulincola)

Katharina und ich waren von Mitte Dezember bis Mitte Januar mal wieder in Portugal - überwiegend ganz im Süden an der Algarve - um einerseits etwas auszuspannen und uns von der Saison zu erholen. Andererseits sieht das bei uns so aus, dass wir das Gleiche machen wie immer, nur ohne Vorgabe durch die Interessen von Kurs-Teilnehmern oder Auftraggebern von wissenschaftlichen Untersuchungen. Das heißt, wir sind an den meisten Tagen die ganze Zeit draußen - und das führt entsprechend natürlich auch wieder dazu, dass auch einige Zeit am Mikroskop zugebracht werden muss.

Einen der besonders schönen Funde möchte ich hier vorstellen - es handelt sich um eine Art, die ich erst einmal vorher zu Gesicht bekommen habe, und zwar damals in der Rhön, an der Borke eines stehenden alten Birnbaumes. Allgemein scheint die sehr selten nachgewiesene Art eine Vorliebe für Rosengewächse-Borken zu haben. So fand sie z.B. Markus Wilhelm mehrfach an dünnen Zweigspitzen stehender Weißdorne. Auch ist die Art vermutlich wärmeliebend - und vielleicht in Südeuropa häufiger als "bei uns". Und was die Substratwahl betrifft, weniger wählerisch. Der hier vorgestellte Fund bestand aus nur 4 Fruchtkörpern und stammt von der Borke einer stehenden Steineiche (Quercus ilex) in einer Macchie. Und um sich gleich eine Vorstellung machen zu können - unsere Fruchtkörper waren in etwa 3-4 mm groß (ansonsten erreicht die Art Größen von maximal 1 cm). Insofern bitte ich um Entschuldigung, was die Schärfe des Makro-Fotos betrifft ...

Phaeomarasmius rimulincola Rinden Schueppchenschnitzling Portugal Algarve Borke Steineiche Quercus ilex Loule
Rinden-Schüppchen-Schnitzling (Phaeomarasmius rimulincola) an Borke von stehender Steineiche (Quercus ilex) - Portugal, Algarve, s. Loule, in Macchia an stehendem Stämmchen von Steineiche (Quercus ilex), nur 4 Frk., zusammen mit Rindenhelmlings-Arten (M. meliigena, M. cf. hiemalis) - leg., det., Foto Katharina & Lothar Krieglteiner, Foto Lothar Krieglsteiner am 10.1.2018

Makroskopisch íst die prägnante Art u.a. durch die deutliche Hut-Riefung gut kenntlich und von winzigen Formen des Igel-Schüppchenschnitzlings (P. erinaceus) zu unterscheiden, der durchaus an ähnlichen Substraten vorkommen kann (z.B. oft an Zweigen von Rosa), dessen "Lieblings"-Substrat aber Weiden sind. Besonders reichlich findet man ihn im Luftraum in feuchten Strauchweidengebüschen (Grau- oder Ohrweide). Dass man Funde auf alle Fälle auch mikroskopisch überprüfen sollte, besonders in Südeuropa, liegt u.a. auch in der Verwechslungsmöglichkeit mit ganz ähnlich aussehenden Blass-Sporern (Marasmiellus phaeomarasmioides - mir bisher nicht begegnet).

Mikroskopisch sind für die Gattung u.a. die stark inkrustierten Huthaut-Zellen typisch, für die Art relativ große Sporen sowie die Form der Cheilozystiden. Weiteres kann man der Spezial-Literatur entnehmen - hier nur noch ein paar Fotos :-)

Phaeomarasmius rimulincola Huthaut Zellen inkrustiert Portugal Algarve Loule Borke Eiche Quercus ilex
inkrustierte Huthaut-Hyphen von Phaeomarasmius rimulincola ("Rinden-Schüppchenschnitzling") aus der Algarve - fotographiert am 10.1.2018 von Lothar Krieglsteiner
Phaeomarasmius rimulincola Cheilozystiden Braunsporer Portugal Algarve corticol Borke Rinde winzig
Cheilozystiden (Zystiden der Lamellenschneide) von Phaeomarasmius rimulincola ("Rinden-Schüppchenschnitzling") aus der Algarve - fotographiert am 10.1.2018 von Lothar Krieglsteiner
 Phaeomarasmius rimulincola Sporen Rinden Schueppchenschnitzling Lamellen gerieft winzig Mikroskop Steineiche Quercus Rosaceae Pyrus Crataegus 800x600
 Sporen von Phaeomarasmius rimulincola ("Rinden-Schüppchenschnitzling") aus der Algarve - fotographiert am 10.1.2018 von Lothar Krieglsteiner

Ich suche schon lange in Süddeutschland nach weiteren Fundstellen - vielleicht klappt es ja 2018? Wir möchten auf alle Fälle zur Nachsuche an den Borken älterer Bäume anregen. Und was man auf alle Fälle findet, sind wunderschöne Helmlinge :-) - und weiteres mehr. 


Pilz des Monats Januar 2018 - Nordischer Gurken-Helmling (Mycena pasvikensis)

Katharina und ich sind ja häufiger im Zuge wissenschaftlicher Projekte unterwegs, wo im Rahmen von Untersuchungen in größerem Rahmen bestimmte "Plots" nach Pilzen untersucht werden. BioKlim ist so ein Projekt, für das wir schon öfter im Bayerischen Wald unterwegs waren. Die meisten Plots sind bewaldet oder auf Sturmwurf-Flächen - und ehrlich gesagt finden wir dabei nur selten besonders bemerkenswerte Pilze. Ein Plot (sein Name ist T4-57 und liegt im Bereich der Ruckowies-Schachten (oberhalb von Zwieslerwaldhaus, Landkreis Regen) im Nationalpark Bayerischer Wald. Hier handelt es sich um einen Fleck bodensaure Magerwiese, in der ich schon frühzeitig Saftlings-Gesellschaften vermutete und schon verschiedene Saftlinge, Erdzungen und Wiesenkeulen sowie ebenfalls neu für den Bayerischen Wald das Gestreifte Purpurblatt (Pseudobaeospora celluloderma) nachweisen konnte.

Am 5.10. wuchs relativ wenig, aber einige Fruchtkörper eines Helmlings, der mit seiner (grau)-bräunlichen Färbung wenig auffällig wirkte. An einem anderen Fundort hätte ich ihn vielleicht ignoriert, oder aber ausschließlich wegen eines Details, nämlich der herablaufenden Lamellen, mitgenommen.

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Nordischer Gurken-Helmling (Mycena pasvikensis) am 5.10.2017 am "Ruckowiesberg" (oberhalb Zwieslerwaldhaus im Nationalpark Bayerischer Wald, Bayern, Deutschland - unweit der Grenze nach Tschechienleg., det., Foto Lothar Krieglsteiner, conf. Arne Aronsen

Aufgrund der herablaufenden Lamellen dachte ich zunächst an eine andere recht seltene Helmlings-Art, die ich schon ein paar Mal in sauren Magerwiesen gefunden hatte, nämlich den (geruchlosen) Breitblättrigen Helmling (Mycena latifolia), der aber eine deutlicher graue Hutfärbung hat. Überhaupt nicht dachte ich jedenfalls an den Gewöhnlichen Gurken-Helmling (Mycena cinerella), den wir in diesen Tagen ganz reichlich in den Fichtenwald-Plots fanden - und so muss ich zugeben, dass ich (eigentlich sträflich bei einem Helmling) im Gelände gar nicht auf die Idee kam, eine Geruchsprobe zu nehmen. Zu Hause dann doch - aber erst, nachdem ich mit dem neuen Helmlings-Buch von Arne Aronsen auf ein schier unglaubliches Ergebnis kam - aufgrund der sehr lang fadenförmig verlängerten Cheilozystiden ....

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Cheilozystiden mit langen fadenförmigen Anhängen beim Nordischen Gurken-Helmling (Mycena pasvikensis) - am 5.10.2017 in einer bodensauren Magerwiese im Bereich "Ruckowies-Schachten" oberhalb von Zwieslerwaldhaus (Bayern, Nationalpark Bayerischer Wald), leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner
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Nordischer Gurken-Helmling (Mycena pasvikensis) - weitere Fotos vom "Ruckowies-Berg" am 5.10. (oben) und 10.10.2017 (unten), leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner - conf. A. Aronsen

 Die auffälligen Zystiden erschienen mir gleich als etwas Besonderes - denn ich hatte so etwas noch bei keinem Helmling gesehen. Beim Schmökern in "Fungi of Northern Europe 5" (der Mycena-Monographie von Arne Aronsen) stieß ich tatsächlich auf eine Art mit vergleichbaren Zystiden, die allerdings nur aus dem Norden Norwegens (Pasvik, nahe der russischen Grenze) und nur an Blattstreu von Weiden (Salix) vorgestellt wurde. Weiden waren bei meinem Fund nicht in der Nähe - Substrat ist entweder schlichtweg Gras oder auch zum Teil die Blattreste des in der Wiese dort sehr üppig wachsenden Gefleckten Johanniskrauts (Hypericum maculatum). Erst als ich die Bilder von M. pasvikensis verglich, nahm ich die eigentlich längst fällige Geruchsprobe und stellte tatsächlich Gurkengeruch fest.

Dies führte dann dazu, dass ich Arne Aronsen kontaktierte und ihm die Probe schließlich auch per Post zusandte - mit dem Ergebnis der Bestätigung meiner Bestimmung. Also Neufund für Deutschland und Erstfunds außerhalb Norwegens. Arne Aronsen schrieb mir allerdings noch, dass inzwischen auch Funde aus Süd-Norwegen vorliegen, also aus nicht-arktischem Habitat, und auch ohne Anwesenheit von Weiden-Streu. Die ökologische Amplitude von Mycena pasvikensis scheint also größer zu sein als bisher angenommen. Immerhin: recht kalt wird es auch in den Ruckowies-Schachten rasch - der Fund stammt aus einer Meereshöhe von 1160 m NN - und nicht nur im Winter kann man da öfter mal auch ganz hübsch frieren ...