Pilz des Monats Juli 2018 - Hirschbrauner Sternseten-Rindenpilz (Asterostroma cervicolor)
"Rindenpilze" sind Pilze mit dem Substrat ganz anliegenden, rein effusen (Gegenteile effuso-reflex mit anliegender und abstehender Zone, pileat rein hütig) Fruchtkörpern - man nennt sie auch Crustothecien. Diese PIlze werden von vielen Pilz-Interessierten eher gemieden - einer der Gründe ist sicher, dass die Gruppe keine Speisepilze enthält. Früher bezeichnete man alle Rindenpilze als "Corticiaceae" - in der Zwischenzeit hat sich heraus gestellt, dass sie zu ganz verschiedenen Ordnungen der Ständerpilze gehören. Damit habe ich mich in den letzten Wochen viel befasst und auch einen längeren ppt-Vortrag verfasst - ich plane nämlich, 2019 meinen ersten eigenen Rindenpilze-Kurs zu geben.
Dazu möchte ich heute entwas "anleckern" - mit dem Hirschbraunen bzw. Ockerbraunen Sternseten-Rindenpilz. Dieser begegnete mir bisher nicht sehr oft - aber erst kürzlich wieder, als ich eine Probe aus dem tschechischen Urwald Zofin mikroskopierte. Über die Artabgrenzung (die meist als Synonyme geführten Taxa A. ochroleucum und A. medium werden auch teils als eigene Arten gesehen) möchte ich hier nicht diskutieren, aber die wesentlichen Merkmale der Gattung an meinen Fotos zeigen. Makroskopisch sind Rindenpilze (mit einigen Ausnahmen) oft nicht zu bestimmen - dies gilt sicher auch für "unseren" Pilz. Auch mikroskopisch sind Rindenpilze keineswegs immer einfach (ein weiterer Grund, warum sie von vielen, auch von mir bis vor Kurzem, oft gemieden werden) - manchmal hat man aber das Glück, einen leicht zumindest bis zur Gattung bestimmbaren Pilz zu erwischen.
Hirschbrauner Sternseten-Rindenpilz (Asterostroma cervicolor) an Nadelholzstamm im Urwaldrest Žofín (Tschechien, unweit ČESKÝ KRUMLOV, am 10.9.2015 (bestimmt erst vor einigen Wochen), leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner |
Hirschbrauner Sternseten-Rindenpilz (Asterostroma cervicolor) an altem Verputz von Haus in Üdersdorf (Eifel, Rheinland-Pfalz) am 2.8.2008, leg. H. Magdanz, S. Hanck & L. Krieglsteiner, det., Foto Lothar Krieglsteiner |
Wie das zweite Foto zeigt und auch in Fach-Artikeln nachgelesen werden kann, gehört die Art auch zu potenziellen Schädlingen in Häusern, von denen der Echte Hausschwamm der bekannteste und wohl auch gefährlichste ist.
Aber zurück zu A. cervicolor (bzw. der Gattung Asterostroma) und ihrer Mikroskopie. Zunächst fallen einem sofort im Präparat die zahlreichen Asterosetae auf, die es nur bei dieser Gattung gibt. Dies sind sternförmig verzweigte, starre braune Hyphen, die optisch durchaus reizvoll sind. Als besondere Mikromerkmale kommen noch ornamentierte (fein bestachelte) Sporen mit amyloider Reaktion dieses Ornaments (blau in Jod-Reagentien) dazu.
Asterosetae von Asterostroma cervicolor aus dem Urwald Žofín (s.o.) - Foto Lothar Krieglsteiner |
Sporen von Asterostroma cervicolor aus dem Urwald Žofín (s.o.) in Lugolscher Lösung - die Anfärbung mit Jod-Reagens ist durch die blaue Verfärbung erkennbar. Fotos Lothar Krieglsteiner |
Amyloides Sporen-Ornament? Das kennen wir doch von Täublingen und Milchlingen her! Und in der Tat - hier liegt die Verwandtschaft. Die Familie Lachnocladiaceae (zu der neben Asterostroma auch Vararia gehört) gehört heute zu den Russulales :-)
Und - hat Ihnen der Beitrag gefallen. Falls ja, dann sind Sie ein Kandidat für den Rindenpilze-Kurs 2019. Der Termin wird erst im Spätherbst festgelegt - wenn Sie Vorschläge machen wollen: gerne :-)