Pilz des Monats Februar 2018 - Rinden-Schüppchenschnitzling (Phaeomarasmius rimulincola)
Katharina und ich waren von Mitte Dezember bis Mitte Januar mal wieder in Portugal - überwiegend ganz im Süden an der Algarve - um einerseits etwas auszuspannen und uns von der Saison zu erholen. Andererseits sieht das bei uns so aus, dass wir das Gleiche machen wie immer, nur ohne Vorgabe durch die Interessen von Kurs-Teilnehmern oder Auftraggebern von wissenschaftlichen Untersuchungen. Das heißt, wir sind an den meisten Tagen die ganze Zeit draußen - und das führt entsprechend natürlich auch wieder dazu, dass auch einige Zeit am Mikroskop zugebracht werden muss.
Einen der besonders schönen Funde möchte ich hier vorstellen - es handelt sich um eine Art, die ich erst einmal vorher zu Gesicht bekommen habe, und zwar damals in der Rhön, an der Borke eines stehenden alten Birnbaumes. Allgemein scheint die sehr selten nachgewiesene Art eine Vorliebe für Rosengewächse-Borken zu haben. So fand sie z.B. Markus Wilhelm mehrfach an dünnen Zweigspitzen stehender Weißdorne. Auch ist die Art vermutlich wärmeliebend - und vielleicht in Südeuropa häufiger als "bei uns". Und was die Substratwahl betrifft, weniger wählerisch. Der hier vorgestellte Fund bestand aus nur 4 Fruchtkörpern und stammt von der Borke einer stehenden Steineiche (Quercus ilex) in einer Macchie. Und um sich gleich eine Vorstellung machen zu können - unsere Fruchtkörper waren in etwa 3-4 mm groß (ansonsten erreicht die Art Größen von maximal 1 cm). Insofern bitte ich um Entschuldigung, was die Schärfe des Makro-Fotos betrifft ...
Rinden-Schüppchen-Schnitzling (Phaeomarasmius rimulincola) an Borke von stehender Steineiche (Quercus ilex) - Portugal, Algarve, s. Loule, in Macchia an stehendem Stämmchen von Steineiche (Quercus ilex), nur 4 Frk., zusammen mit Rindenhelmlings-Arten (M. meliigena, M. cf. hiemalis) - leg., det., Foto Katharina & Lothar Krieglteiner, Foto Lothar Krieglsteiner am 10.1.2018 |
Makroskopisch íst die prägnante Art u.a. durch die deutliche Hut-Riefung gut kenntlich und von winzigen Formen des Igel-Schüppchenschnitzlings (P. erinaceus) zu unterscheiden, der durchaus an ähnlichen Substraten vorkommen kann (z.B. oft an Zweigen von Rosa), dessen "Lieblings"-Substrat aber Weiden sind. Besonders reichlich findet man ihn im Luftraum in feuchten Strauchweidengebüschen (Grau- oder Ohrweide). Dass man Funde auf alle Fälle auch mikroskopisch überprüfen sollte, besonders in Südeuropa, liegt u.a. auch in der Verwechslungsmöglichkeit mit ganz ähnlich aussehenden Blass-Sporern (Marasmiellus phaeomarasmioides - mir bisher nicht begegnet).
Mikroskopisch sind für die Gattung u.a. die stark inkrustierten Huthaut-Zellen typisch, für die Art relativ große Sporen sowie die Form der Cheilozystiden. Weiteres kann man der Spezial-Literatur entnehmen - hier nur noch ein paar Fotos :-)
inkrustierte Huthaut-Hyphen von Phaeomarasmius rimulincola ("Rinden-Schüppchenschnitzling") aus der Algarve - fotographiert am 10.1.2018 von Lothar Krieglsteiner |
Cheilozystiden (Zystiden der Lamellenschneide) von Phaeomarasmius rimulincola ("Rinden-Schüppchenschnitzling") aus der Algarve - fotographiert am 10.1.2018 von Lothar Krieglsteiner |
Sporen von Phaeomarasmius rimulincola ("Rinden-Schüppchenschnitzling") aus der Algarve - fotographiert am 10.1.2018 von Lothar Krieglsteiner |
Ich suche schon lange in Süddeutschland nach weiteren Fundstellen - vielleicht klappt es ja 2018? Wir möchten auf alle Fälle zur Nachsuche an den Borken älterer Bäume anregen. Und was man auf alle Fälle findet, sind wunderschöne Helmlinge :-) - und weiteres mehr.