Pilz des Monats September 2018 - Knoblauch-Saftling (Hygrocybe helobia)
Heute möche ich - um auch noch etwas Werbung für das Seminar "Saftlingsgesellschaften" von 29.-30. September zu machen - mit dem "Knoblauch-Saftling" (Hygrocybe helobia) eine attraktive, wenn auch häufig verkannte Art vorstellen. In der Literatur liest man oft, die Art sei typisch für Moorstandorte (ich lese gerade bei wikipedia den meiner Meinung nach irreführenden Namen "Moor-Saftling") - aber das kann ich anhand meiner Funde überhaupt nicht bestätigen. Man kann davon ausgehen, dass einerseits viele Bestimmungen falsch sind (Verwechslungen z.B. mit H. coccineocrenata oder H. turunda), andererseits viele Funde von H. helobia mit anderen Artnamen, z.B. mit H. miniata (Mennigroter Saftling") versehen wurden (s.u. - z.B. in "G.J. Krieglsteiner, Pilze Baden-Württemberg).
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Knoblauch-Saftling (Hygrocybe helobia) im NSG "Himmelreich-Hirzau" bei Deggendorf (Bayern, Donautal-Hang Richtung Bayerischer Wald), in bodensaurer Magerwiese zusammen mit zahlreichen anderen Saftlingsarten (u.a), aber ohne H. miniata (dort nie gefunden) - am 1.9.2008, leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner (am Fundort standorttreu) |
Knoblauch-Saftling (Hygrocybe helobia) im NSG "Himmelreich-Hirzau" bei Deggendorf (Bayern, Donautal-Hang Richtung Bayerischer Wald), in bodensaurer Magerwiese zusammen mit zahlreichen anderen Saftlingsarten (u.a), aber ohne H. miniata (dort nie gefunden) - am 10.09.2007, leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner |
Knoblauch-Saftling (Hygrocybe helobia) am "Stöckelberg" bei Söhnstetten (Schwäbische Alb), in "saurer Heide" (Gentiano-Koelerietum agrostietosum) und an angrenzendem, kurz gemähtem Hundesportplatz, zusammen mit zahlreichen weiteren Saftlingsarten (u.a.), aber ohne H. miniata (dort nie gefunden), am 18.9.2014, leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner (am Fundort immer wieder gefunden) |
Knoblauch-Saftling (Hygrocybe helobia) im Waldgebiet "Höllbachschlucht" am Großen Falkenstein (Nationalpark Bayerischer Wald), an grasiger Böschung in saurem Buchenmischwald, am 14.8.2016, leg., det. Katharina & Lothar Krieglsteiner, det. Lothar Krieglsteiner |
H. miniata ist vielleicht auch der engste makroskopische Doppelgänger - denn gemeinsam sind relativ intensiv rote Farben (zumindest in jungem Zustand), der schuppige Hut und die vollkommen trockene Hut- und Stielbekleidung. Im Vergleich zu H. miniata ist aber H. helobia eher noch intensiver rot und vor allem deutlicher schuppig (H. miniata und die ähnliche H. calciphila sind typischer Weise eher fein rau bis nur schwach angedeutet schuppig), das Fleisch ist brüchiger als bei H: miniata (vgl. auch D. Boertmann: The genus Hygrocybe). Das namengebende Merkmal, ein nur manchmal wahrnehmbarer (am Besten längere Zeit vor der Geruchsprobe in einem geschlossenen Gefäß aufbewahren) Geruch nach Knoblauch, sollte bei Nicht-Feststellen nicht überbewertet werden. Wenig hilft die Färbung der Lamellen - diese kann bei H. helobia wie auch bei H. miniata von deutlich rot über gelb bis annähernd weiß ausfallen.
Meiner Erfahrung nach wächst H. helobia eher in nährstoffarmen, sauren Wiesen - manchmal in großer Zahl und oft schon relativ früh im Jahr, bevor die meisten anderen Saftlings-Arten "loslegen". Boertmann (s.o.) gibt auch gelegentliches Vorkommen in Seggenrasen u.a. Feuchtstandorten an - dort sind allerdings andere Arten typischer (s.o.). H. miniata habe ich nie in der gleichen Wiese wie H. helobia gefunden, und überhaupt nur ausnahmsweise überhaupt in Wiesen - diese Art wächst meiner Meinung nach eher an Waldweg-Böschungen, in Bach-Auen, oder Heide-Standorten - wie H. helobia allerdings ebenfalls auf meist saurem, nährstoffarmem Standort. H. helobia kann allerdings ebenfalls "im Wald" vorkommen - wie wohl alle Saftlingsarten.
Wie ich schon schrieb, kann man H. helobia makroskopisch leicht mit H. miniata (oder anderen trocken-feinschuppigen roten Saftlingen) verwechseln. Aber wie kann man sich sicher sein? Man muss einen Lamellen-Querschnitt machen. Während die Doppelgänger alle eine Lamellen-Trama mit relativ kurzen Zellen, mit vielen Querwänden (Septen) aufweisen, hat H. helobia eine "reguläre" Trama mit langen Elementen; Septen sind nur vereinzelt zu finden. Insofern stellt Boertmann die Art in die UG Hygrocybe, zusammen mit H. conica und H. acutoconica.