Pilz des Monats April 2022 – Rosenroter Baumschwamm (Fomitopsis rosea, auch Rhodofomes roseus)
Heute stelle ich einen leicht kenntlichen, wenn auch ziemlich seltenen Porling dar, der in Deutchland nur weit gestreut vorkommt und der etwas häufiger nur im Alpenraum sowie in den Höheren Lagen des Bayerischen Waldes gefunden wurde. Es handelt sich also um eine nordisch-montan verbreitete Art der kalten Lagen; sie kommt vorwiegend auf Fichtenholz (Picea abies) vor, vorzugsweise im natürlichen Areal der Fichte.
Der Rosenrote Baumschwamm ist ein sehr hübscher Pilz und zumindest in frischem Zustand kaum verwechselbar. Von oben erinnert er etwas an den nahe verwandten, aber um Dimensionen häufigeren Rotrandigen Baumschwamm (F. pinicola), der aber nicht nur größer wird, leuchtendere Hutfarben aufweist, sondern dem auch das besonders typische Merkmal von F. rosea, nämlich die lila-rosa Färbung der frischen Röhrenschicht und in etwas minderem Maße der frischen Trama fehlt. Letztere verliert die Farbe allerdings recht rasch zu einem auch für F. pinicola typischen Holzbräunlich. Wie bei F. pinicola findet man an jungen Pilzen öfter Guttationstropfen.
Im Schwäbischen Wald, wo wir die Vielzahl unserer Kurse geben, ist die Art noch nie gefunden worden – und vermutlich kommt sie dort auch nicht vor, obwohl dort durchaus viele Gebirgspilze wachsen. Aber F. rosea ist recht auffällig und wir suchen sie dort schon ein halbes Jahrhundert. Schon einer meiner ersten Pilzlehrer, der legendäre Dr. Hans Haas (verstorben 2003), forderte meinen Vater und mich dazu auf, die Art „bei uns“ zu suchen. Dies taten wir schon damals gründlich, aber immer erfolglos. Aber man kann ja nie wissen.
Rosenroter Baumschwamm (Fomitopsis rosea) im "Turia-Wald" (Österreich, Kärnten) am 20.10.2015, an Fichtenstumpf (Picea abies) in montanem Nadelmischwald, leg, det. Matthaeus Koncilja & Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner |
Rosenroter Baumschwamm (Fomitopsis rosea) nördlich des Weißensee (Österreich, Kärnten) am 04.08.2009, an liegendem Fichtenstamm (Picea abies), leg., det. Hermine Lotz-Winter & Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner. Nicht weit entfernt wurde auf dieser Exkursion auch der seltene Lärchen-Baumschwamm (F. officinalis) gefunden! |
Rosenroter Baumschwamm (Fomitopsis rosea) im Nationalpark Fulufjället (Norwegen) am 15.06.2015, an liegendem Fichtenstamm (Picea abies), ältere und mehrschichtige Fruchtkörper. Das attraktive Rosa-Lila ist fast verschwunden - leg., det. Katharina & Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner |
Rosenroter Baumschwamm (Fomitopsis rosea) am Hang zum "Königstein" bei Zarnesti (Rumänien, Karpaten) an liegendem Nadelholzstamm (Fichte oder Tanne), leg., det. Katharina & Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner. Beachten Sie die wunderschönen Guttationstropfen, die ja auch der nahe Verwandte Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) bildet sowie die bei dem abgerissenen Exemplar eher holzfarbene Trama. In ganz frischem Zustand soll auch die Trama eine (deutlichere) rosa Färbung haben. |
Rosenroter Baumschwamm (Fomitopsis rosea) bei Roubion am Rand des Nationalpark Mercantour (Frankreich, Seealpen) am 24.06.2017, an liegendem Fichtenstamm (Picea abies), leg., det. Katharina & Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner |
Rosenroter Baumschwamm (Fomitopsis rosea) im Urwald-Naturschutzgebiet Boubin (Kubany) w. Prachatice (Tschechien, Böhmerwald) an Fichtenstumpf (Picea abies) am 27.10.2015, leg., det. Katharina & Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner |
Rosenroter Baumschwamm (Fomitopsis rosea) im Urwald-Naturschutzgebiet Zofinsky prales sw. Nové Hrady (Süd-Tschechien nahe der österreichischen Grenze) am 8. und 9.9.2015 im Rahmen eines Biomonitoring-Projektes an liegenden Baumstämmen, mehrfach an liegendem Nadelholz, Fotos Lothar Krieglsteiner |
Rosenroter Baumschwamm (Fomitopsis rosea) im Nationalpark Bayerischer Wald unweit Spiegelau am 10.10.2017 im Rahmen einer Biomonitoring-Untersuchung im Rahmen des Projektes BioHolz, an liegendem Fichtenstamm (Picea abies), leg., det., Katharina & Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner |
Vielleicht finden gerade Sie den Pilz als Erster in unserer Region, vielleicht bei einem unserer nächsten Seminare? Behandelt wird die Art beim Kurs „Feldmykologe 2“ von 15.-18. August – denn dort gehört sie zum Kreis der 500 zu kennenden Arten (300 neue nach 200 vom Feldmykologen 1). Ich habe vor wenigen Tagen eine hübsche powerpoint-Folie zu F. rosea erstellt, die mich dazu ermuntert hat, den Pilz auch als Pilz des Monats für eine breitere Leserschaft vorzustellen 😉