Pilz des Monats September 2022 – Duftender Goldporling (Auriporia aurulenta)
Dieser Pilz des Monats kommt zustande aufgrund eines aktuellen Fundes im Nationalpark Eifel (übrigens der erste dort und offenbar sogar Erstnachweis für Nordrhein-Westfalen). Die Art kenne ich aber gut von Funden in verschiedenen Regionen, darunter dem Schwäbischen Wald, der Schwäbischen Alb und – mit Abstand am häufigsten – im hohen Bayerischen Wald, wo uns der Porling bei Biodiversitäts-Forschungen vor allem in den Projekten BioHolz und BioKlim schon häufiger begegnete. Die Art ist leicht kenntlich und (fast – s.u.) unverwechselbar, wenn man neben der schön orangen Farbe auch das rein resupinate Wachstum (Vorsicht z.B. vor untypischen Wuchsformen des Orangefarbenen Weichporlings Pycnoporellus fulgens ohne Hut) und nicht zuletzt den recht starken, angenehm süßlichen Geruch kontrolliert. Dieser wird in der Literatur und im Netz verschieden bezeichnet (z.B. Aprikosengeruch nach Jülich, süßlich mit Aniskomponente nach Marqua). Diese Angaben sind natürlich nur Näherungen an die Realität und insofern unvollkommene Beschreibungen.
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Duftender Goldporling (Auriporia aurulenta) am 23.08.2022 im Bachtal "Döppeskaul" im Bezirk Wahlerscheid im Nationalpark Eifel (Nordrhein-Westfalen, kaum 100 m von der belgischen Grenze entfernt, MTB 5403.4) an größerem Fichtenstumpf inmitten Birken-Junggestrüpp in Moorbirkenbruch auf saurem Boden, 589 m NN, GPS: N50°30'1.02" E6°18'3.54", leg., det., Fotos Lothar Krieglsteiner. Die ersten beiden Standort-Fotos sind nicht besonders gut, da der Wuchsort kaum mit dem Foto erreichbar und außerdem besonders dunkel gelegen war. Auf dem Studio-Foto (3) sieht man die rundlichen Poren gut. Der Fruchtkörper erreicht(e) eine beachtliche Dicke von mehr als einem cm und roch ausgiebig süßlich-chemisch. |
Duftender Goldporling (Auripoira aurulenta) am 22.08.2017 im Nationalpark Bayerischer Wald (unweit Zwieslerwaldhaus, "Lackenberg" im Grenzgebiet zur Tschechischen Republik) an Fichtenholz von liegendem Stamm auf Plot des Projektes BioKlim, leg., det. Katharina und Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner |
Duftender Goldporling (Auriporia aurulenta) am 05.09.2021 im Nationalpark Bayerischer Wald unweit Spiegelau (Bayern), auf Plot des Projektes BioHolz, an Fichtenstamm (Picea abies), leg, det. Lothar & Katharina Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner. Beachten Sie am ersten Foto die Guttationstropfen, auf allen Fotos die rundlichen Poren. |
Beachtet man den Geruch nämlich nicht (und hat keine Zeit und Muße für eine mikroskopische Untersuchung), dann gibt es einen, wenn auch noch viel selteneren (ich kenne ihn nur von einem einzelnen Fund aus Italien – der Fruchtkörper dort war auch viel kleiner und vor allem dünner als jede Auriporia, die ich je zu Gesicht bekam, was auf den Fotos nicht so zur Geltung kommen kann), ebenfalls orangefarbenen und resupinaten Doppelgänger, den Lachsfarbenen Weichporling (Hapalopilus salmonicolor, heute auch Erastia salmonicolor), der keinen nenenswerten Geruch hat und auch bei genauerer Betrachtung nicht so runde, sondern etwas mehr eckige Poren. Auch wenn man gerade Schnupfen hat, gibt es ein weiteres schönes Trennmerkmal. H. salmonicolor färbt mit KOH direkt purpurrot („violett“ nach Jülich – m.E. aber anders als der bekannte Zimtfarbene Weichporling H. rutilans), während zumindest frische Auriporia KOH-negativ ist (bzw. für eine gewisse Zeit eine gelbe Entfärbung erhält). Allerdings färbt, was ich noch nicht probiert habe, älteres Herbarmaterial von A. aurulenta mit KOH rot bis rotviolett (nach Jülich). Nun ja – in der Regel hat man den Pilz ja direkt frisch zur Hand, und älteres Herbar sollte man sowieso besser mikroskopieren 😊
Dies ist der Doppelgänger: Lachsfarbener Weichporling (Hapalopilus salmonicolor, jetzt auch Erastia salmonicolor) am 23.11.2016 auf der Halbinsel Portofino (Italien, Ligurien) an liegendem Kiefern-Stammstück (Pinus spec.), leg., det. Katharina & Lothar Krieglsteiner. Beachten Sie die schön purpurrote Färbung mit KOH am frischen Pilz sowie die eher etwas eckigen Poren. Dazu war der Pilz deutlich kleiner und dünner als Auriporia und roch nicht nennenswert, jedenfalls nicht süßlich. |
und das ist wieder Auriporia (der Fund aus der Eifel ganz oben im Beitrag): oben ein Tropfen KOH 3 %, unten schon etwas länger einwirkend ein Tropfen KOH 10 %. Die zunächst gelbe Entfärbung weicht einer zunehmenden Gewebs-Auflösung besonders bei starker Konzentration. Eine Purpur-oder Violettt-Verfärbung tritt nicht ein. Eine solche solll allerdings bei altem Herbarmaterial erfolgen (!?). |
Der Duftende Goldporling zu finden ist jedenfalls immer eine Freude – und am Besten gelingt dies an Nadelholz (Fichte, Tanne) in Gebirgslagen (seltene Funde an Laubholz sind in der Literatur berichtet). Der aktuelle Fund im Nationalpark Eifel (ganz nahe der belgischen Grenze) war gut versteckt – in einem jungen Birkendickicht direkt an einem Bachlauf durch einen Birkenbruch, schwer zugänglich und nur mit genügend Expositions-Bereitschaft und nur mit dem Fuß im Bach auffindbar. Aber dann leuchtete der halbe Stumpf orange auf – wow! Was mir zum Schluss noch einfällt: Auriporia aurulenta ist leider nicht in der Liste zum Feldmykologen 2 enthalten, passt da aber eigentlich optimal hinein – handelt es sich doch um eine Art, die im Gelände mit dem richtigen Hintergrundwissen sicher erkannt, also kartiert werden kann.