Pilz des Monats August 2022 – Wolliger Korkstacheling (Hydnellum mirabile)
Gestern sind wir von unserer Exkursionsfahrt nach Skandinavien (Schweden und dann Norwegen) zurück gekehrt – und eine der sich nun stapelnden Aufgaben ist es, den „Pilz des Monats“ zu erstellen. Deshalb gibt es heute einen eher kleinen Beitrag und ich stelle einen tollen Einzelfund vor, von einer Art, die ich bisher durch eigenen Funde nur von etwas älteren Aufsammlungen aus Portugal (Algarve) kannte (die ich heute nicht in den Beitrag einschließe).
In der Nähe von Snåsa (Norwegen, Trøndelag) machten wir eine Tour auf eine teilweise unter Schutz stehende Halbinsel, die auf beiden Seiten mit einem Wanderweg erschlossen ist. Es war leider die einzige Exkursion, bei der wir Kiorkstachelinge finden konnten – dafür aber verschiedene Arten (neben H. mirabile noch H. peckii und Phellodon cf. confluens und P. tomentosus). Es handelte sich um einen nährstoffarmen Kiefernwald mit Beersträuchern und auch z.T. Bodenflechten (Cladonia stellaris u.a.), ein typisches Habitat für Korkstachelinge, wie es leider auch in Norwegen zumindest in Tallagen immer seltener wird (Norwegen hat in den letzten Jahren bezüglich Intenisv-Landwirtschaft und Düngung stark „aufgeholt“). Der Boden erschien auf den ersten Blick sauer, allerdings zeigten verschiedene Pflanzen (z.B. Wintergrün-Arten) einen gewissen Basenanteil des Bodens an. Häufig hat man in niederschlagsreichen, kalten Regionen eine stärkere Humusbildung, die eine unterschiedlich dicke, saure Auflage auch über basenreichem Ausgangsgestein schafft, welche aber von Pflanzen und Pilzen mit tiefer reichendem Wurzel- bzw. Myzelsystem durchdrungen wird. Bei uns in Deutschland sind dickere Humusauflagen immer seltener – Nährstoffeinträge und Temperaturerhöhungen lassen den Abbau der Baumstreu beschleunigen.
Wolliger Korkstacheling (Hydnellum mirabile) am 10.07.2022 auf der Halbinsel Alnestangen im See Snåsavatnet (Norwegen, Trøndelag, w. Snåsa, GPS: N64°12'19.10" E12°9'18.58", ca. 24 m NN) in moosiger Partie von nährstoffarmem Kiefernwald über basenhaltigem Gestein, bedeckt durch dicke Humusauflage, gesellig und frisch fruchtend, in etwa 3 m Abstand zu Phellodon cf. confluens, leg., det. Katharina & Lothar Krieglsteiner, Fotos Lothar Krieglsteiner |
H. mirabile ist durch mehrere Merkmale gut kenntlich. Zum einen die starke Filzigkeit vor allem der Hut-Oberseite, die mit junge strohgelber, dann rotbrauner Färbung aufwartet und im Farbspiel ein wenig an den Färbenden Braunporling (Phaeolus schwenitzii) erinnert. Dazu das helle zonierte Fleisch, das mit KOH kaum Verfärbungen erfährt. Und nicht zuletzt noch der deutlich scharfe Geschmack, der schon zur Benennung als Hydnum acre Quel. 1878 (heute ein Synonym) führte. Eine mikroskopische Untersuichung, die das Fehlen von Schnallen und die passende Sporengröße verifiziert, erübrigt sich fast, wenn man nur die Identifikation im Blick hat.
Korkstachelinge sind nicht immer leicht zu bestimmen, vor allem, wenn man nur ältere oder auch nur junge Fruchtkörper zur Verfügung hat. Die Probe aus Snåsa war hier eine wohltuende Ausnahme 😊.