Pilz des Monats Juli 2022 – Glatter Sumpf-Nabeling (Arrhenia oniscus)
Derzeit auf Exkursionsfahrt in Skandinavien gibt es trotz momentan (noch – es hat vorgestern geregnet) geringen Pilz-Aufkommens die Möglichkeit, die eine oder andere in Deutschland sehr selten gewordene Pilzart zu studieren, so die hier vorgestellte. Sie ist eine von drei Nabelings-Arten, die (mit welcher exakten Biologie auch immer) ausschließlich in Torfmoos-Rasen in Moor-Standorten gefunden werden können. Ihr Hut ist im Gegensatz zu den beiden anderen Arten nicht schuppig, sondern nur unter der Lupe gut erkennbar eingewachsen faserig bis uneben (eine gewisse Berg- und Tal-Landschaft mit radialer Struktur). Die wohl seltene A. philonotis hat helle Schüppchen, die häufigere A. gerardiana (früher A. sphagnicola) dunkle Schüppchen auf hellem Grund – diese Art haben wir in den letzten Tagen ebenfalls (zweimal) finden können.
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Glattter Moor-Nabeling (Arrhenia oniscus) am 28.06.2022 südwestlich von Trofors (Gamle Stavasdalen) im Nationalpark Lomsdal-Visten (Norwegen), in Moos-Mischrasen von vor allem Sphagnum spec. und Aulacomnium palustre, 2 Frk., leg., det. Katharina & Lothar Krieglsteiner, Fotos Lothar Krieglsteiner. Beachten Sie die für die Art helle Färbung sowie den glatten, allenfalls faserig-faltig-runzelig skulpturierten Hut. |
Letzte Sicherheit bei noch vorhandenen Zweifeln bei der Zuordnung bieten Sporenform- und -größe. A. oniscus ist durch relativ kleine (unter 10 µm große), breit ellispoidische (fast rundliche) Sporen charakterisiert, während die von A. philonotis ähnlich geformt, aber deutlich größer sind, und die von A. gerardiana schmaler tränenförmig.
Glattter Moor-Nabeling (Arrhenia oniscus) am 28.06.2022 südwestlich von Trofors (Gamle Stavasdalen) im Nationalpark Lomsdal-Visten (Norwegen), in Moos-Mischrasen von vor allem Sphagnum spec. und Aulacomnium palustre, 2 Frk., leg., det. Katharina & Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner - Beachten Sie die breit ellipsoidischen, relativ kleinen Sporen (Aufnahme in Kongorot). |
Allerdings – und nur selten passt ja eine Bestimmung ganz hundertprozentig zur Literatur – sollen de Hüte von A. oniscus dunkel graubraun bis fast schwärzlich sein, was man so zur obigen Aufsammlung kaum sagen kann. Die Sporenform- und -größe in Kombination mit der Skulptur der Hut-Oberfläche lässt aber keine andere Einordnung zu.
Schägt man im Index of Fungi nach, dann wird A. oniscus dort als Synonym zu Lchenomphala umbellifera, dem Heide-Flechten-Naeling geführt (eine „hier“ in Skandinavien sehr häufige Art), was auf den vorgestellten Pilz kaum zutreffen kann. „Nur“ Varietät fusconigra (ein sehr dunkler Pilz) ist als eigene Art anerkannt. Rätsel über Rätsel …
Leider ist es inzwischen sehr schwer geworden, solche Pilze in Deutschland zu studieren, da nährstoffarme Moore hier Mangelware sind. Wollen wir hoffen, dass dies in Skandinavien noch länger anders bleibt.