Pilz der Monats Mai 2019 - Schwarzweiße Scheibenlorchel (Gyromitra melaleuca alias Discina melaleuca)
Diese seltene Art konnten wir (Katharina und ich) am letzten Wochenende (genau am 28.4.2019) am Standort beobachten – dankenswerter Weise gezeigt von Dirk Arlinghaus von der Naturschutzgruppe Taubergrund (Pilzgruppe Bad Mergentheim). Wir hatten zuvor eine Tagesführung Frühlingspilze mit Morchelsuche bei Würzburg und hatten mit Dirk via facebook (das macht nur Katharina 😊 ) ausgemacht, ihn auf dem Heimweg Richtung Schwäbisch Gmünd zu treffen. Spontan wurde auch gleich ein Treffen mit Klaus Neeser und Monika Schmid möglich, alten Pilzfreunden, die ich lange nicht gesehen hatte. Wer möchte, kann hier noch Bilder dazu ansehen: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=2330506970346065&set=pcb.820738811611317&type=3&theater&ifg=1
Die Schwarzweiße Scheibenlorchel ist in Deutschland sehr selten und neben dem Fundort bei Bad Mergentheim nur von wenigen weiteren Fundorten z.B. im Ost-Schwarzwald bekannt. Die Art wächst unter Nadelbäumen auf Kalkböden, in der Regel auf nackter Erde. Vermutlich ist jedoch auch hier stets Holz im Boden zu finden, von dem die Art lebt – zumindest ist dies bei der Verwandtschaft so, die teils direkt auf Holz, aber auch auf vergrabenen Holzresten anzutreffen ist. Die Verwandtschaft sind natürlich weitere Scheibenbecherlinge (früher Discina) sowie „echte“ Giftlorcheln (Gyromitra im engeren Sinne). Ich kannte den Schwarzweißen Scheibenbecherling bisher nur von einem Fund im Botanischen Garten Würzburg (dem meines Wissens bisher immer noch einzigen Fund in Bayern) – ein Studio-Foto von diesem Fund (Dia-Scan) kann ich hier ebenfalls zeigen.
Schwarzweißer Scheinbenbecherling, Schwarzweiße Scheinbenlorchel (Gyromitra melaleuca alias Discina melaleuca) am 23.4.1995, Bayern, Botanischer Garten Würzburg,unter Eiche und Waldkiefer auf Erdboden über Muschelkalk, leg., det. Lothar Krieglsteiner, Foto Angelika Huber (Dia-Scan von Studio-Foto) |
Schwarzweißer Scheinbenbecherling, Schwarzweiße Scheinbenlorchel (Gyromitra melaleuca alias Discina melaleuca) am 28.4.2019, Bad-Mergentheim-Neunkirchen, "Wolfsthal", an Waldweg-Böschung auf nackter Erde über Muschelkalk, zwischen Moosen und Kräutern unter Fichte, Weißtanne und Buche, wenige Fruchtkörper, leg., det. Dirk Arlinghaus, Klaus Neeser & Monika Schmid, Foto Lothar Krieglsteiner. Der gezeigte Fruchtkörper ist noch jung, aber voll entwickelt und feucht - deshalb relativ hell gefärbt (in etwa leberbraun). |
Schwarzweißer Scheinbenbecherling, Schwarzweiße Scheinbenlorchel (Gyromitra melaleuca alias Discina melaleuca) am 28.4.2019, Bad-Mergentheim-Neunkirchen, "Wolfsthal", an Waldweg-Böschung auf nackter Erde über Muschelkalk, zwischen Moosen und Kräutern unter Fichte, Weißtanne und Buche, wenige Fruchtkörper, leg., det. Dirk Arlinghaus, Klaus Neeser & Monika Schmid, Foto Lothar Krieglsteiner. Der Fruchtkörper von oben ist umgedreht, dazu ein ganz junger dunkel rotbrauner sowie ein ganz alter fast schwarzer Fruchtkörper. |
Schwarzweißer Scheinbenbecherling, Schwarzweiße Scheinbenlorchel (Gyromitra melaleuca alias Discina melaleuca) am 28.4.2019, Bad-Mergentheim-Neunkirchen, "Wolfsthal", an Waldweg-Böschung auf nackter Erde über Muschelkalk, zwischen Moosen und Kräutern unter Fichte, Weißtanne und Buche, wenige Fruchtkörper, leg., det. Dirk Arlinghaus, Klaus Neeser & Monika Schmid, Foto Lothar Krieglsteiner. Das Fot zeigt die Unterseite mit Blick auf den Rand - Endhyphen des Gehäuses (Excipulum ectale) mit braunen Inhalten. |
Vor allem makroskopisch ist die Art leicht kenntlich, hat sie doch deutlich dunklere Farben als die nahe Verwandtschaft. Bei Feuchtigkeit eher dunkel rot- bis leberbraun, sind ältere und abgetrocknete Exemplare nahezu schwarz in der Fruchtschicht und bilden somit einen deutlichen Kontrast von Oberseite und nahezu weißer Unterseite. Eine leichte schwarze „Körnelung“ durch pigmentierte Endhyphen ist jedoch auch auf dem Detailbild der Unterseite erkennbar.
Mikroskopisch gibt es in der ganzen Verwandtschaftsgruppe das Problem sehr später Reifung. Intakte Pilze enthalten oft nur unreife Schläuche, und selbst der schon etwas angegriffene alte Fruchtkörper auf dem Foto enthielt zwar reichliche Asci mit Sporen, aber fast alle zeigten kein Ornament, auch nicht nach Anfärbung mit Lactophenol-Baumwollblau. Nur wenige Sporen lagen außerhalb der Schläuche vor, und selbst diese zeigten noch nicht oder erst ansatzweise das für die Art typische warzige Sporenornament, ohne klare Sporen-Anhänge am Ende. Einen kleinen Teil des Fruchtkörpers haben wir noch aufgehoben und hoffen, dass noch Sporen nachreifen …
Schwarzweißer Scheinbenbecherling, Schwarzweiße Scheinbenlorchel (Gyromitra melaleuca alias Discina melaleuca) am 28.4.2019, Bad-Mergentheim-Neunkirchen, "Wolfsthal", an Waldweg-Böschung auf nackter Erde über Muschelkalk, zwischen Moosen und Kräutern unter Fichte, Weißtanne und Buche, wenige Fruchtkörper, leg., det. Dirk Arlinghaus, Klaus Neeser & Monika Schmid, Foto Lothar Krieglsteiner. Das Foto eines Quetschpräparates zeigt noch weitgehend unreife Sporen in den (abgeknickten) Schläuchen. Die Sporen enthalten zwei große sowie einige winzige Öltropfen und sind weitgehend glatt - auch nach Anfärbung mit Lactophenol-Baumwollblau. |
Schwarzweißer Scheinbenbecherling, Schwarzweiße Scheinbenlorchel (Gyromitra melaleuca alias Discina melaleuca) am 28.4.2019, Bad-Mergentheim-Neunkirchen, "Wolfsthal", an Waldweg-Böschung auf nackter Erde über Muschelkalk, zwischen Moosen und Kräutern unter Fichte, Weißtanne und Buche, wenige Fruchtkörper, leg., det. Dirk Arlinghaus, Klaus Neeser & Monika Schmid, Foto Lothar Krieglsteiner. Die Paraphysen zeigen braunes Pigment in einem Vakuolenkörper, woduirch die braune Färbung der Fruchtscheibe verursacht wird (Schläuche und Sporen sind hell). Wie die Paraphysen enthalten auch die Excipulum-Endzellen dunkles Vakuolen-Pigment (s.o. - Körnelung der Außenseite). Im Gegensatz zu den Asci und ascogenen Hyphen sind Paraphysen und Excipulum monokaryotisch - entstammen also dem Primärmyzel vor der Befruchtung. |
Schwarzweißer Scheinbenbecherling, Schwarzweiße Scheinbenlorchel (Gyromitra melaleuca alias Discina melaleuca) am 28.4.2019, Bad-Mergentheim-Neunkirchen, "Wolfsthal", an Waldweg-Böschung auf nackter Erde über Muschelkalk, zwischen Moosen und Kräutern unter Fichte, Weißtanne und Buche, wenige Fruchtkörper, leg., det. Dirk Arlinghaus, Klaus Neeser & Monika Schmid, Foto Lothar Krieglsteiner. Hier zwei Sporen außerhalb des Schlauchs, die schon ein schwaches Ornament zeigen. Dieses ist jedoch typisch und vollreif viel deutlicher - vor allem nach Anfärbung mit Lactophenol-Baumwollblau. Entsprechende Färbungen waren jedoch bei dem noch weitgehend vorreifen Material erfolglos. Wir bleiben dran ... |
Frage am Rande: wie giftig ist der Schwarzweiße Scheibenbecherling? Ich denke - niemand weiß es genau. Auf alle Fälle ist Vorsicht geboten, aufgrund der teils sehr giftigen Verwandtschaft, die teils große Mengen an Gyromitrin enthält (z.B. die Frühjahrslorchel G. esculenta, die Riesenlorchel G. gigas und vermutlich die Bischofsmütze G. infula - weniger wohl der Größte Scheibenbecherling G. ancilis).