saure Heide (Magerwiese - "Heidebeet")
Unser Ziel war wie im ganzen Garten die Ermöglichung von so viel wie möglich heimischer Artenvielfalt von Pflanzen und damit auch von Pilzen und Kleintieren, die letzlich von dieser heimischen Artenvielfalt abhängig sind. Nachdem für den basen-liebenden Flügel dieser Vegetation schon im Morchelfeld, im sich nach beiden Seiten mit der Zeit erweiternden Kalk-Saumbeet sowie im Bereich der Kalkstein-Mauer (siehe jeweils dort) eine Heimat zu schaffen versucht wurde, war das Projekt "saure Heide" der Versuch, Ähnliches für die acidophile, saure Verhältnisse benötigende heimische Flora zu schaffen (dazu kam später das Projekt Moorheide, siehe dort).
Dazu wählten wir einen kleinen Streifen von ca. 10 m Länge und 2 m Breite von der Verweigung des Brunnenwegs bis in etwa zur gepflanzten Josta, den wir zur bodensauren Magerwiese, zur "sauren Heide" umgestalten woll(t)en. Die von uns dort vorgefundene Vegetation bestand damals zum Einen aus Gehölzen aus den örtlichen Gartenmärkten (z.B. Kirschlorbeer, Zierpflaume und einer zu einer bizarren Form gezüchteten Fichte) - und zwar besonders an der nördlichsten (am Meisten von Spaziergängern beachteten) Gartenecke. Dort staken auch besonders viele der auch sonst im ganzen Garten verstreuten Blumenzwiebeln von kultivaren Lilien-Verwandten (z.B. Hyazinthen-Verschnitte und Blaustern-Kultivare, die wir nicht näher zu identifizieren suchten - dazu Sedum aus dem Gartenmarkt) im Boden und entfalteten diese "Pracht" im Frühjahr.
Für uns war all dies Bio-Müll, ohne (viel) Nutzen für die heimische Artenvielfalt auch bezüglich Insekten und Kleintieren. Dazu war vor allem diese Ecke besonders regelmäßig gedüngt worden und bestand aus dunkelbrauner Gartenerde. Diese entfernten wir dort so vollständig wie möglich - wie auch (wohl zum Unverständnis unserer Nachbarn) die "ursrprüngliche" oben beschriebene Vegetation. Weiter unten die Hausfront entlang war die Situation besser - hier war ein nur mäßig nährstoffreicher, nicht (zumindest nicht regelmäßig) gedüngter Gartenrasen anzutreffen, in dem sogar einzelne Lichtblicke in der Vegetation zu sehen waren, so schon damals vorhandene Wald-Erdbeeren (Fragaria vesca), die uns auch heute noch an vielen Stellen unseres Gartens erfreuen und sich so gut vermehren, dass wir sie örtlich sogar zurückdrängen müssen. In diesem Bereich entfernten wir den Oberboden nicht vollständig, besonders nicht um die Josta selbst herum und an der direkten Kante zur Straße hin. Im Übergangsfeld der beiden Bereiche gestalteten wir eine kleine Erhebungs-Kante mit Steinen - und auch an der ganze Straßenfront steckten wir von Reisen mitgebrachte Steine (Granit, Sandstein u.a.) in den Boden.
Ansosten warteten wir ab, pflanzten einzelne erwünschte Pflanzen ein, brachten Samen ein. Die Entwicklung bis heute zeigen die nun folgenden Bilder.
spätere saure Heide am 28.03.2017 (von N aus photographiert) - noch ganz am Anfang der Umgestaltung. Sie sehen noch Ziergehölze aus dem Gartenmarkt sowie stark kultivar veränderte Zwiebelpflanzen im Vordergrund. Die Fichte (im Mittelgrund die Reste) wurde bereits gefällt und entfernt. Nach hinten zu der damalige Zustand des Gartenrasens bis zur Josta (Ende des "Beetes") und darüber hinaus. - Anm.: vom Anfangs-Zustand gibt es leider keine Fotos mehr. |
ebenfalls am 28.03.2017, anderer Blickwinkel mit dem damaligen Zustand des Gartenrasens im Vordergrund |
Heidebeet am 09.07.2017. Sie sehen erste Veränderungen und den begonnenen Austausch des Oberbodens (von der Josta aus nach N photographiert). Im Hintergrund ist ein Teil der Ziersträuchern noch vorhanden. |
nördlichster Zipfel des Heidebeetes am 20.01.2018. Der Oberboden ist dort vollständig erneuert, ein kleiner Steinwall zum südlicheren Teil begonnen. Im Vordergrund etwas undeutlich zu sehen: Besenheide (Calluna vulgaris). |
noch ein ähnliches Foto vom 16.03.2018. Als Neuerung sehen Sie die Grenzsteine - dies sind von Reisen eingebrachte Granit- und Sandsteinblöcke. |
südlicherer Teil des Heidebeetes am 30.03.2018. Sie sehen den in Teilen erneuerten sand-haltigen Oberboen und schon erste angesiedelte Pflanzen uns Moose. Der Farn ist noch von den Vorbesitzern. |
nördlichster Bereich am 06.06.2018. Die beiden kleinen Hainbuchen im Hintergrund sind von selbst gewachsen und werden von uns (vorläufig) belassen. |
weiteres Foto vom 06.06.2018 in den südlicheren Teil des Heidebeetes. Besonders charmant der blühende Färberginster (Genista tinctoria - von uns eingebracht). Ganz rechts sehen Sie noch die Zierpflaume, die inzwischen entfernt wurde. |
und noch einmal vom gleichen Datum der gleiche Färberginster in einer Ansicht von S aus photographiert (hinter dem Photograph die Josta). Ganz im Vordergrund frisch ausgetauschter Oberboden mit Sand in der (aktuell) obersten Schicht. |
das nächste Foto erst wieder nach langer Pause am 21.12.2019. Das Heidebeet ist im N und südlich des Steinriegels gut eingewachsen. |
noch einmal vom 21.12.2019 ein Detail: Sie sehen v.a. links Kleines Habichtskraut (HIeracium pilosella). Die Pflanze eroberte bis heute weitere Bereiche und muss punktuell auch zurück gedrängt werden. |
und noch eine Totale vom 21.12.2019: ganz im Vordergrund sehen Sie (vom straßenbegleitenden Gehweg aus photographiert) unsere kleine Waldkiefer (Pinus silvestris) aus Norwegen sowie ganz rechts die Besenheide (Calluna vulgaris). Das Heidebeet endet an der Josta - ganz hinten links unser Buchsbaum (Buxus sempervirens), den wir von unseren Vorgängern übernommen und bis heute behalten haben. |
noch ein Foto vom 21.12.2019 - im mittleren Bereich des Heidebeetes |
Blick von Süden am 14.02.2020. Das Heidebeet hat sich weiter entwickelt und ist jetzt schon Heimat für verschiedene heimische, an Nährstoffarmut angepasste Gräser, Moose, Flechten und Wildblumen. |
und noch einmal am 14.02.2020. Das Heidebeet (beginnend an der links mit einzelnen Zweigen erkennbaren Josta) ist hinter dem Photograph, das Foto zeigt den restlichen auf dieser Front gelegenen Gartenrasen mit dem Buchsbaum und gerade noch erkennbar hinten rechts unserem Walnussbaum. |
nördlicher Bereich des Heidebeetes am 16.05.2020. Sie sehen blühend den Kleinen Sauerampfer (Rumex acetosella) und hinten rechts als Bodendecker das Kleine Habichtskraut (Hieracium pilosella). |
und noch einmal ein vergleichbares Foto vom gleichen Tag: Kleiner Sauerampfer und Kleines Habichtskraut. Oben links Wald-Habichtskraut (Hieracium murorum - mit Samen eingeschleppt). |
noch ein Foto vom 16.05.2020. Links im Bild sehen Sie unseren wohl-etablierten Salbei-Gamander (Teucrium scorodonia), der jedes Jahr üppig wächst und blüht. |
Blick von der Seitenstraße am 15.05.2020 - vor allem rechts sehen Sie reichlich die Wald-Erdbeere (Fragaria vesca) auf dort nicht oder nur teilweise ausgetauschtem Oberboden. |
Blick von der Josta am 16.06.2020. Links blühen (u.a.) Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys) und Wiesen-Glockenjblume (Campanula patula). Rechts ganz im Vordergrund eine üppige Lanzett-Kratzdistel (Cirsium vulgare). Wir akzeptieren diese eher ruderale und auch im gedüngten "Kultur"-Land häufige Distel (im Gegensatz zur vergleichbaren Acker-Kratzdistel C. arvense, die wir ziemlich konsequent austilgen), solange wir es noch nicht geschafft haben, genügend "bessere" Distel-Arten in unserem Garten heimisch zu machen. |
saures Heidebeet am 13.11.2020 - Spätherbst-Aspekt unserer schon weit entwickelten kleinen, aber feinen Heide. |
Detail des kleinen Steinriegels an der Grenze der Teilflächen am 09.03.2021. |
noch einmal am 09.03.2021 der südlichste Teilbereich bis zur Josta (r.). Sie sehen Moose, die einen Teil des Heidebeets bedecken. Die dort wachsenden Kräuter erscheinen später im Jahr. |
zentrales Heidebeet am 23.03.2021. Unsere eingebrachten Preiselbeeren (Vaccinium vitis-idaea) wachsen prächtig. Die im Schwäbischen Wald einst verbreitete Art saurer Waldstandorte ist dort heute sehr selten geworden. Auch Heidelbeeren (V. myrtillus) wachsen, wenn auch noch spärlich, in unserem Heidebeet. |
noch ein Foto vom 23.03.2021. Bisher sieht man nur Grün (von säureliebenden Gräser, Moosen, Flechten und Kräutern). Blüten sehen wir später im Jahr. Wir sind schon wieder sehr gespannt :-) |
Wie Sie sehen, hat sich das saure Heidebeet im Laufe der ersten Jahre bereits stark verändert und zu einem schon durchaus ganz interessanten Habitat entwickelt, in dem einzelne Pflanzen nährstoffarmer saurer Standorte bereits eine stabile Heimat gefunden haben. Anderes ist noch im Fluss, und so müssen wir auch noch nachhelfen, damit sich nicht einzelne Pflanzen zu stark ausbreiten. Dies galt ein Stück weit temporär z.B. für den (von uns eingebrachten) Kleinen Sauerampfer (Rumex acetosella - er hat sich aber mittlerweile reduziert, da seine Ausbreitung doch stark vom Vorhandensein von Erdblößen abhängig ist, die sich nun zu schließen begonnen haben) oder für das (ebenfalls von uns eingebrachte) Kleine Habichtskraut (Hieracium pilosella). Das Letztere ist am nährstoffarmen Boden sehr konkurrenzkräftig und droht andere eingebrachte Arten örtlich zu "ersticken" - wir müssen es ab und zu örtlich etwas zurück drängen, um dies zu verhindern.
Auch keimen nach wie vor häufiger die Samen von Ruderalpflanzen auf, die trotz unserer Bemühungen noch in der Samenbank (ja, so heißt das!) des Bodens vorhanden sind, so z.B. Breitwegerich, Haarfeiner Pippau oder Lolch. Es wird noch dauern, bis die kleine saure Heide einmal so stabil ist, dass dies unterbleiben kann - und sich weitere Arten nährstoffarmer Standorte so gut etablieren können, dass sie eine stabile, wenn auch kleine Heimat in unserem Garten gefunden haben.
Wir halten Sie jedenfalls auf dem Laufenden!