Kalkstein-Mauer
Unsere Vorstellung für den ganzen Garten - das klang ja schon mehrmals an - war von Anfang an, eine kleine Arche Noah zu sein für möglichst viele Organismen-Arten aller Gruppen, für Pflanzen incl. Moose und Farnpflanzen, für Pilze und natürlich auch für Tiere aller Art, für die Insekten und andere Wirbellose, Spinnen u.a., und auch für Wirbeltiere, angefangen von Vögeln (hier sind natürlich relativ enge Grenzen gesetzt) bis hin zu Reptilien. So war von Anfang an unser Wunsch, in unserem Garten mögen auch Eidechsen leben - und die Kalkstein-Mauer soll nicht zuletzt als Lebensraum für Eidechsen einmal dienen können. Bisher haben wir diese netten Tiere noch nicht als regelmäßige Bewohner - nur einmal haben wir (in einem anderen Teil des Gartens) eine gesichtet. Wir hoffen, dass sich das noch ändern wird, wobei dies natürlich auch von der Umgebung abhängt, die nicht überall dafür freundlich gesinnt ist. Wir sind gespannt, ob Eidechsen zu uns finden werden, um hier zu leben. Die Voraussetzungen möchten wir jedenfalls schaffen.
Und natürlich soll die Kalk-Mauer mit der Zeit auch Lebensraum für zahlreiche Moose, Farne und auch Gefäßpflanzen sein.
Am Anfang war der ganze hintere Gartenteil kein schöner Anblick - und ökologisch gesehen eine Katastrophe. Die Altreifen, die hier noch bei unserer ersten Besichtigung lagerten, hatten die Vorbesitzer zwar weg geräumt. Aber es gab ein baufälliges kleines Gewächshaus, das wir noch einige Zeit nutzten, mit einem extrem gedüngten Boden, in dem wir noch reichlich Blaukorn fanden (Stellen, wo dies besonders reichlich der Fall war, entsorgten wir mitsamt der Erde). Und darum herum war alles auf begehbar getrimmt - ohne irgendwelche ökologischen Gedanken. In den ersten Jahren war ich oft damit beschäftigt, fast im ganzen hinteren Gartenteil, besonders an den Rändern zur Garage und zur Grenzmauer zum (ebenfalls wenig ökologisch orientierten) Nachbargarten NO, den ganzen Oberboden abzutragen. Dies hört sich ziemlich leicht an, erwies sich aber als sehr schwierig und als Knochenarbeit, denn auf eine obere Schicht aus Betonplatten folgte zunächst eine ca. 20 cm dicke Schicht aus Flusskieseln, in Zement verbacken und darunter nochmals eine extra Schicht Zement. Dazu noch überall Müll mit "verklappt", von Altmetall bis zu Kunststoff-Müll aller Art (beides übrigens auch sonst an vielen Orten des Gartens beim Graben allgegenwärtig). Mir fehlte oft das Verständnis dafür, aber es gibt eben sehr verschiedene Arten von Menschen.
Sicher nicht alles habe ich entfernen können (erst recht nicht im restlichen Garten, der ja nicht überall umgegraben wurde), aber auf alle Fälle habe ich große Fortschritte erzeilt und viel Schrott und Giftiges aus dem Garten entfernt - bevor die Umgestaltung beginnen konnte. Die Ränder wurden zu einer Ausweitung des Kalk-Saumbeetes (bzw. z.T. eher lückiger Kalk-Trockenrasen). Und rund um die von uns belassenen Nutzpflanzen Brombeere (an einem von uns ebenfalls im Boden gelassenen Metallgestell - dort auch schon damals, von uns belassen, wenn auch zurück gedrängt, Brennnessel) und Rote Johannisbeere begann ich damit, eine Kalkstein-Mauer (oder besser einen Kalk-Steinriegel) zu errichten. Die oberen ca. 20 cm Boden wurden durch unbelasteten Kalkboden ersetzt, und darüber Kalksteine meist von der Schwäbischen Alb (aber auch z.B. aus Mainfranken) gestapelt, die auf unzähligen Fahrten immer nur einige auf einmal an erlaubten Stellen gesammelt und eingebracht wurden. So wuchs die Mauer bis heute auf ein schon recht beachtliches Maß - und ich denke, sie wird noch eine Weile weiter wachsen.
Beginn der Kalkstein-Mauer zunächst rund um die Rote Johannisbeere am 08.06.2018. Der Haufen im Hintergrund mit dem Eimer (bei Brombeere und Brennnessel, hinter dem Komposthaufen) besteht aus zerbrochenen Kalkschiefer-Platten, einem Relikt vom Vorbesitzer. Wir haben sie nicht weggeworfen, sondern später in die wachsende Kalkstein-Mauer integriert. |
Kalkstein-Mauer am 13.04.2020 - rund um die Rote Johannisbeere. Der Steinriegel ist gewachsen |
andere Ansicht vom 30.03.2020 - so sieht man, dass die Steinmauer bereits um (fast) die ganze Rote Johannisbeere herumgeht, und auch, dass sie sich noch auf die absolut südlichste Gartenecke beschränkt. Ebenfalls schon begonnen: Böschungsbereich zum Nahrungsfeld im Vordergrund, der einmal eine Fortsetzung der Mauer mit (großenteils aus dem Garten selbst stammenden) (Angulaten)-Sandsteinen besteht. |
am 15.05.2020 hat sich vieles geändert. Vordergründig sieht man, dass nun ein imposanterer Mauer-Anteil rund um das Brombeer-Metallgestell (mit Brombeeren und Brennnesseln) links vom Nahrungsfeld errichtet wurde. Vielleicht weniger auffällig: links von diesem neuen Mauer-Anteil wurde ein guter Teil des Oberbodens bereits ausgetauscht - Sie sehen die dunkelbraune noch weitgehend unbewachsenen Kalkerde-Bereiche. Die Schieferplatten vom Vor-Foto wurden in die Mauer integriert. |
noch einmal der 15.05.2020 - Sie sehen den Mauer-Teil an der Roten Johannisbeere und links davon die Spitze des Mauer-Anteils vom Vor-Foto sowie dazwischen ebenfalls durch Kalkerde ausgetauschten Oberboden. Der braune Hügel dort allerdings besteht (auch heute weiterhin) aus nährstoffreicher Erde aus der Nahrungszone - dort steht nun (auf dem Foto nicht zu sehen) ein Schwarzer Holunder (ganz junge Pflanze, erhalten aus dem Garten meiner Mutter). Rechts im Foto blühend spontan gewachsener (nicht eingebrachter) Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys). Auch rechts der Johannisbeere sehen Sie ein Stück ausgetauschten Oberboden mit Kalkerde. |
und noch einmal am 15.05.2020: Blick von Süden auf den Bereich vor der Johannisbeere - Sie sehen üppig blühend Sand-Schaumkresse (Cardaminopsis arenosa), entgegen des Namens eine typische Kalkfelspflanze. Die Art hat sich seither (vorläufig?) gut in unserem Garten etabliert. |
und noch einmal am 15.05.2020 ein Blick vom Nachbargarten - Sie sehen fast komplett eine schon weit gediehene Kalkstein-Mauer (bis auf kleine Teile um die Rote Johannisbeere) - im Foto rechts blühend spontan gewachsene Rote Lichtnelke (Silene dioica). |
am 16.05.2020 eine (fast vollständige) Ansicht aus der Nahrungszone photographiert |
noch ein Foto vom 24.05.2020, das dem vorletzten ähnelt ... |
blühende Schwalbenwurz (Vincetoxicum officinale) am 15.06.2020 - von Süden parallel zur Grenzmauer photographiert. Im Vordergrund sehen Sie Ausdauernden Lolch (Lolium perenne), eine Pflanze, die wir noch einige Zeit in unsere Garten zurückdrängen werden, bis sie auf ein geringes Maß zurecht gestutzt ist. |
noch ein Foto vom 15.06.2020 - Sie sehen neben der Roten Lichtnelke auch die (gekaufte, aber naturbelassene) Ästige Graslilie (Anthericum ramosum) blühen :-) |
Totale vom Garagendach vom 20.06.2020 - Sie sehen neben dem damals vollständigen Anblick der Kalkstein-Mauer auch die Grenzmauer und den dahinter liegenden Gastank, aber auch einen Teil des weiterhin unfertigen und sich im Wandel befindlichen Kompostfeldes (Nahrungszone) mit auf der Südseite üppigem Kürbis. Links hinten neben der Johannisbeere Gewöhnliches Johanniskraut (Hypericum perforatum) |
Übersichtsfoto vom 09.03.2021 von NW aus - Sie sehen fast die ganze noch einmal deutlich gewachsene Kalkstein-Mauer, die Grenzmauer dahinter - vor ihr links das im August 2020 aufgestellte Insektenhotel (auch ein hervorragender Sichtschutz), im Vordergrund die Nahrungszone mit rechts der beginnenden Sandsteinböschung |
noch einmal am 09.03.2021: Blick von Süden. Sie sehen neben der ganzen Kalkstein-Mauer das Insektenhotel seitlich, dafür die ganz neu erstandene Gartenbank (sie kostet einige Pflanzen Licht, aber dies nahmen wir in Kauf) frontal. Der Oberboden wurde bis auf einen kleinen Bereich im Zentrum fast vollständig durch Kalkerde ersetzt. |
noch ein Foto ähnlich dem vorletzten vom 23.03.2021 - Sie sehen ganz links die noch kleine Sandsteinböschung mit der im Vorjahr gepflanzten Kornelkirsche am Südrand des Kompostfeldes (Nahrungszone) sowie einen Großteil der Kalkstein-Mauer |
noch einmal am 23.03.2021 - von der Kalkstein-Mauer ist nur der westlichste Zipfel links von der Roten Johannisbeere sichtbar - der Großteil des Fotos zeigt die Nahrungszone sowie die südöstliche Verlängerung des Kalk-Saumbeetes links und rechts der Sitzbank. |
noch einmal am 23.03.3021 - mit dem Rücken zur Garage und links vom Komposthaufen photographiert - im Vordergrund eine üppig gewachsene Stängellose Kratzdistel (Cirsium acaule). Man kann auch sehen, dass wir bei der Stein-Auswahl verstärkt auf Bemoosung geachtet haben. Gut zu sehen auch der südöstliche Nachbargarten mit erfreulicher Nährstoffarmut (langjährig ohne Düngung) - im Gartenrasen hat sich großflächig Sparriges Kranzmoos (Rhytidiadelphus squarrosus) breit gemacht, das in unserem Garten noch selten ist. |
Kalkstein-Mauer am 29.03.2021 - sie ist noch einmal ein wenig angewachsen. |
Auch die Ansiedlung von Pflanzen schritt nebenbei voran - und wird weitergehen, besonders die der Moose. Einige sind recht unproblematisch, nämlich mit den Steinen eingeschleppte Polster-Moose. Andere Arten sind schwieriger und lösen sich leicht von den "Mutter"-Steinen. Ob sie auf die Dauer bei uns gedeihen, wird sich zeigen. Und auch die Einbringung von Moos, um es zum Anwachsen zu bringen, ist ein schwieriges Unterfangen. Anfängliche Versuche scheiterten vielfach, weil ich nicht mit den nest-bauenden Vögeln gerechnet hatte, die die schön drappierten Moose herauszogen und z.T. in ihr Nest einbrachten, z.T. einfach liegen ließen. Inzwischen bin ich (u.a.) dazu übergegangen, mitgebrachte Moosrasen (aktuell z.B. Anomodon viticulosus und Neckera complanata) in der Roten Johannisbeere so in Äste festzustecken, dass selbst zupfende Vögel nur einen Teil "erbeuten", der andere Teil haften bleibt - und ihnen auch den Zugang so gut wie möglich zu erschweren. Ich bin selbst gespannt, wie erfolgreich das sein wird.
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