Pilz des Monats Januar 2021 - Faltiger Glockenschüppling (Pholiotina sulcata)
Die heute vorgestellte Art ist – zumindest wenn man von Freilandlagen Mittel-Europas redet – derzeit unverwechselbar. Der schmächtige Habitus mit trockenem Hut sowie die Sporen- und Lamellenfarbe passen zu einem Samthäubchen (Conocybe) oder Glockenschüppling, erinnern vielleicht noch an einen Häubling (Galerina), aber dann geht die Liste der in Frage kommenden Gattungen schon zu Ende. Und in keiner dieser Gattungen gibt es sonst Arten mit plissierten, radial gefaltet werdenden Hüten, wie sie sonst noch bei Mistpilzen (Bolbitius – mit ähnlicher Sporenpulverfarbe, aber jung schleimig-schmierigem Hut) und Tintlingen (Coprinopsis, Coprinellus und Parasola – nicht bei Coprinus!) vorkommen, die aber schon durch ihr viel dunkleres, ± schwarzes Sporenpulver deutlich geschieden sind.
Keine Verwechslungsmöglichkeit also? Doch – weltweit, in Südeuropa, in Warmhäusern, und vielleicht bald ja (durch den Klimawandel) auch im Freiland bei uns? Der Gefurchte Faltenhäubling (Galerella plicatella) hat ebenfalls zimtbraunes Sporenpulver und einen plissierten Hut, aber (neben abweichenden Mikromerkmalen) einen anderen Habitus (kürzer gestielt) und vor allem besitzt er im Gegensatz zu P. sulcata Velum auf dem Hut. Gut dargestellt ist die von mir noch nie gefundene Art hier: ADPF3.tmp (univie.ac.at). Früher hielt man die hier dargestellte Art für Galerella plicatella, und so ist sie auch in älterer mitteleuropäischer Art genannt worden – bis 2003, als sie von Arnolds & Hausknecht als eigenständige Art beschrieben wurde. Noch heute findet man Darstellungen von P. sulcata unter Galerella plicatella, so z.B. hier: Beschreibung: Agaricales Blätterpilze Dunkelsporer - Fredis Pilzseite (jimdofree.com)
P. sulcata ist mir bisher erst 4mal begegnet – von allen Funden kann ich Fotos zeigen, vom ersten Fund in der Rhön gibt es einen Dia-Scan. Allen Funden gemeinsam ist das Habitat: mäßig bis deutlich saure, halbwegs nährstoffarme Grasland-Standorte. Insofern kann es durchaus sein, dass es sich um eine gefährdete Art handelt. In Roten Listen ist sie bisher aber noch nicht klassifiziert worden.
Gefurchter Faltenhäubling (Pholiotina sulcata alias Galerella plicatella ss. auct.) am 14.9.2001 im Biosphärenreservat Rhön (Deutschland, Bayern), Debachtal bei Wegfurt, MTB 5626/1, am Rand von extensiver Rinderweide über Buntsandstein, in magereren Partien (hier im Sparrigen Kranzmoos Rhytidiadelphus squarrosus), im Jahresverlauf dort Tausende von Fruchtkörpern, leg., det., Foto (Dia-Scan) Lothar Krieglsteiner |
Gefurchter Faltenhäubling (Pholiotina sulcata alias Galerella plicatella ss. auct.) am 26.08.2008 im NSG "Lindenfeld" bei Schwäbisch Gmünd-Unterbettringen (Deutschland, Baden-Württemberg), wenige Fruchtkörper in mäßig nährstoffarmer Magerweide über Dogger, leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner |
Gefurchter Faltenhäubling (Pholiotina sulcata alias Galerella plicatella ss. auct.) am 15.10.2013 unweit Deggendorf-Mietzing (Deutschland, Bayern, Fuß des Bayerischen Waldes), in saurer Magerwiese, wenige Fruchtkörper, leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner - der Fundort liegt im Bereich einer Soden-Auspflanzungsfläche für Walters Haarzunge (Trichoglossum walteri) aus einem innerstädtischen Baugebiet in Deggendorf. |
Gefurchter Faltenhäubling (Pholiotina sulcata alias Galerella plicatella ss. auct.) am 10.10.2020 bei Gschwend-Mittelbronn, Waldlichtung ö. Bruckenhaus, in mäßig nährstoffreicher (nur gelegentlich gedüngter) Wiese an Waldrand, leg. PIlzkurs mit Lothar Krieglsteiner, det., Foto Lothar Krieglsteiner |
Pilzkunde.de - Dr. Lothar Krieglsteiner - Pilz des Monats - 2020 - Dermoloma pseudocuneifolium