Pilz des Monats September 2021 – Getropfter Saftporling (Postia guttulata)
Heute stelle ich einen der häufigsten Porlinge des Schwäbischen Waldes und anderer Regionen in Deutschland vor, zumindest an Nadelholz, an dem die Art (nahezu?) ausschließlich vorkommt, bei uns vorzugsweise an Stümpfen von Fichte, anderswo an Kiefer. Wie alle Arten der Gattung Postia (und im Gegensatz zu Saftporlingen z.B. der Gattung Tyromyces) löst der Getropfte Saftporling eine Braunfäule aus, was den befallenen Stümpfen (sie befinden sich in der späten Optimal- und Finalphase) oft auch anzusehen ist (Anm.: Braunfäule-Pilze bauen das Lignin nicht ab, was zu einer Würfelbruch-Fäule führt, bei der das Holz die vom Lignin stammende braune Färbung behält bzw. anreichert). Anlass für diesen Pilz des Monats ist die Tatsache, dass mich Kursteilnehmer Thomas Holl dazu veranlasste, den Kartierungsstand der Art für Baden-Württemberg anzusehen – und ich mit etwas Unglauben zur Kenntnis nahm, dass die Art in der breiten Öffentlichkeit der Pilzkundler zumindest in Baden-Württemberg offenbar noch unbekannter ist, als ich angenommen hatte – am Besten schauen Sie hier nach: Verbreitung Postia guttulata (Peck) Jülich 1982 (pilze-deutschland.de)).
Getropfter Saftporling (Postia guttulata, vormals auch Tyromyces guttulatus und Sporngiporus guttulatus) am 15.09.2014 im Waldgebiet "Hafental" bei Alfdorf-Hintersteinenberg (Baden-Württemberg n. Schwäbisch Gmünd, ö. Stuttgart), an Fichtenstumpf in Mittelgebirgs-Nadelmischwald (Foto Lothar Krieglsteiner) |
Getropfter Saftporling (Postia guttulata) am 05.10.2014 im "Offrenbachtal" bei Hornberg im Schwarzwald (Baden-Württemberg), an Fichtenstumpf der Finalphase (Foto Lothar Krieglsteiner) |
Getropfter Saftporling (Postia guttulata) am 29.09.2011 im Solling bei Dassel (Niedersachsen) an Fichtenstumpf in saurem Fichtenforst (Foto Lothar Krieglsteiner). Beobachten Sie die deutlichen Guttationstropfen am ganz jungen Pilz. |
Getropfter Saftporling (Postia guttulata) am 28.07.2012 beim "Wacholderhof" b. Murrhardt (Baden-Württemberg, Schwäbisch-Fränkischer Wald nö. Stuttgart), an Fichtenstumpf in Nadelmischforst (Foto Lothar Krieglsteiner). Sie sehen einen jungen Fruchtkörper mit noch gut erhaltenen Guttationstropfen. |
Getropfter Saftporling (Postia guttulata) am 23.08.2015 im Waldgebiet "Hafental" bei Alfdorf-Hintersteinenberg (Baden-Württemberg, Schwäbisch-Fränkischer Wald n. Schwäbisch Gmünd, ö. Stuttgart) an Fichtenstumpf in Nadelmischwald (Foto Lothar Krieglsteiner). Die Guttationstropfen sind eingetrocknet, aber noch gut als "Wasserflecken" erkennbar. |
Getropfter Saftporling (Postia guttulata) am 15.10.2012 im "Auerbachtal" bei Ruppertshofen-Hönig (Baden-Württemberg, Schwäbisch-Fränkischer Wald n. Schwäbisch Gmünd, ö. Stuttgart) an Fichtenstumpf in Nadelmischwald (Foto Lothar Krieglsteiner). Beachten Sie den stielartig ins Holz hinein verlängerten Fruchtkörper. Von außen so nicht erkennbar. |
Getropfter Saftporling (Postia guttulata) am 23.08.2015 im Waldgebiet "Hafental" bei Alfdorf-Hintersteinenberg (Baden-Württemberg, Schwäbisch-Fränkischer Wald n. Schwäbisch Gmünd), an Fichtenstumpf (Foto Lothar Krieglsteiner). Das Foto zeigt im Detail die eng stehenden Poren (laut Literatur 4-6 pro mm). |
Getropfter Saftporling (Postia guttulata) am 25.07.2007 am "Neubäuer Weiher" (Bayern, Oberpfalz nö. Regensburg) an Kiefernstumpf der Finalphase in anmoorigem, saurem Kiefern-Mischforst (Foto Lothar Krieglsteiner). Beachten Sie das gezonte "Fleisch" (Context). |
Getropfter Saftporling (Postia guttulata) am 06.07.2007 im Waldgebiet "Spitzhallde" bei Durlangen-Tanau (Baden-Württemberg, Schwäbisch-Fränkischer Wald n. Schwäbisch Gmünd, ö. Stuttgart) an Fichtenstumpf in Mittelgebirgs-Nadelmischwald (Foto Lothar Krieglsteiner). Beobachten Sie die hier deutliche rosa (Ver-)färbung der unsauber gezonten Hutoberseite. |
Getropfter Saftporling (Postia guttulata) am 09.08.2018 bei Thurmannsbang (Bayern, südlicher Bayerischer Wald), an Fichtenstumpf in Mittelgebirgs-Nadelmischwald (Foto Lothar Krieglsteiner). Die schon etwas angetrockneten Fruchtkörper sind rosa-bräunlich verfärbt, die Zonierung schwach ausgebildet, aber erkennbar. |
Getropfter Saftporling (Postia guttulata) am 25.06.2016 im Waldgebiet "Spitzhalde" bei Durlangen-Tanau (Baden-Wüttemberg, Schwäbischer Wald n. Schwäbisch Gmünd, ö. Stuttgart), an Fichtenstumpf der Finalphase in Mittelgebirgs-Nadelmischwald (Foto Lothar Krieglsteiner). Die älteren, stärker angetrockneten Fruchtkörper sind rosa-braun verfärbt und zeigen hier eine recht deutliche Zonierung. |
Nun – wie kann man die m.E. bereits makroskopisch leicht kenntliche Art charakterisieren. Wie der Name sagt, bilden junge Fruchtkörper häufig Guttationstropfen aus, die im Glücksfall auch an älteren Pilzen noch zu sehen sind, oft aber auch nicht. Weiterhin ist der meist stielartig ausgezogene Wuchs (oft erst zu bemerken, wenn man den Pilz ganz aus dem Substrat heraus-präpariert) und der oft (nicht immer) zungen- bis fächerförmige Habitus oft charakteristisch. Dazu die für einen Saftporling recht harte Konsistenz – jung sehr wasserhaltig, aber bald austrocknend und dann eher ein zäher Porling, den man dann nicht mehr unbedingt als Saftporling einordnen würde. Die jung eher bräunlichen Pilze blassen bald typisch schmutzig rosa-weißlich aus – eine Tönung, die sich im Alter noch verstärkt, bis schließlich am Alten Pilz bräunliche Töne überwiegen können. Die Hut-Oberfläche ist uneben rau und erscheint mehr oder weniger deutlich unsauber gezont. Die sehr eng stehenden, weißen Poren sind auf Übersichtsfotos meist nicht zu erkennen. Das mäßig bitter schmeckende Fleisch ist ebenfalls meist einigermaßen gezont. Insgesamt genug, um die Art wie schon gesagt sicher zu erkennen. Wir finden sie fast bei jeder Exkursion, wenn wir in Nadelwaldgebieten unterwegs sind.