Pilz des Monats November 2015 - Orangegelber Lärchen-Schneckling (Hygrophorus speciosus)
In der zweiten Oktoberhälfte verbrachte ich eine Woche im österreichischen Kärnten, wo es im Gegensatz zu den Regionen Deutschlands, die ich vorher besuchte, fantastisch viele Pilze zu finden gab. Darunter auch mehrfach einen Schneckling, der mir so vorher noch nie begegnet war und der durch seine orangeroten Farbtöne vor allem in der Hutmitte auffiel.
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Orangegelber Lärchen-Schneckling (Hygrophorus speciosus) - A-Kärnten, St. Egyden, "Rupertiberg", 21.10.2015, unter Kiefern auf oberflächlich versauertem Boden über Kalk, leg. M. Koncilja & L. Krieglsteiner |
Hygrophorus speciosus - A-Kärnten, St. Egyden, "Turia-Wald", 23.10.2015, unter Kiefer und Lärche auf oberflächlich versauertem Boden über Kalk, leg. M. Koncilja & L.. Krieglsteiner, det. L. Krieglsteiner |
Hygrophorus speciosus - Schleimschicht als schleimiges Velum partiale am jungen Fruchtkörper (Funddaten w.v.) |
Ich hatte auch gleich zwei Namen im Hinterkopf – aureus und speciosus – und aufgrund der Tatsache, dass wir beim ersten Fund nur Kiefern und keine Lärchen in der Umgebung feststellen konnten, nahm ich zunächst an, es würde sich um den Orangegelben Frostschneckling (Hygrophorus aureus bzw. H. hypothejus var. aureus) handeln, zumal auch typische Frostschnecklinge (H. hypothejus s.str. – hier wie auch sonst stets bei Kiefern) bei einem Teil der Funde nicht allzu weit entfernt standen.
Frostschneckling (Hygrophorus hypothejus) - Kärnten, St. Egyden, Turia-Wald, unter Kiefer, oberflächlich versauert über Kalkboden, 23.10.2015, leg., det. L. Krieglsteiner |
Allerdings brachte das Mikroskop rasch die Erkenntnis, dass es sich um den Orangegelben Lärchenschneckling (Hygrophorus speciosus, auch H. lucorum var. speciosus) handeln sollte, denn die Sporen erwiesen sich als deutlich verlängert und nicht breit ellipsoidisch (Bestimmung nach Funga Nordica).
verlängerte Sporen von Hygrophorus speciosus - A-Kärnten, St. Egyden, Rupertiberg, 21.10.2015 (leg. M. Koncilja & L. Krieglsteiner, det. L. Krieglsteiner) |
Bei Bon konnte ich dann auch nachlesen, dass die Sippe auch bei Kiefern und nicht nur bei Lärchen gefunden werden kann – etwas ungewöhnlich für einen Schneckling, denn die Mehrzahl der Arten sind recht eng spezialisierte Mykorrhizapilze. Die Frage, ob es sich um eine gute Art handeln, ist ebenfalls berechtigt. Der Lärchenschneckling im engeren Sinne (Hygrophorus lucorum s.str.) hat normalerweise keine, manchmal aber doch schwache Orange-Töne in der Hutmitte. Doch falsch scheint es aber zu sein, orangegelbe Formen des Frostschnecklings („aureus“) und des Lärchenschnecklings („speciosus“) zusammen zu werfen, wie das z.B. auf der Website www.123pilze.de geschieht und zur weiteren Verwirrung beiträgt.
So oder so – es handelt sich hier um einen besonders hübschen Schneckling und wohl auch um eine wohlschmeckende, essbare Art. Ich habe sie zwar nicht ausprobiert, aber in der ganzen Gattung gibt es keine giftigen Arten und die Verwandten, Frost- und Lärchenschneckling gelten als gute Speisepilze. Der Schnecklings-Schleim vergeht beim Braten in der Pfanne vollständig – diese Erfahrung machte ich jedenfalls schon mit dem – wohlschmeckenden – Olivgestiefelten Schneckling (Hygrophorus persoonii), der vor wenigen Monaten schon Pilz des Monats auf dieser Website war und über den ein you-tube-Video mit mir von Katharina Löw vorliegt: https://www.youtube.com/watch?v=s6vUBAyNvFg&feature=youtu.be.
H. speciosus hat seine Hauptverbreitung in Gebirgslagen – nicht verwunderlich bei einem Mykorrhizapilz (u.a.) er Lärche – die gelbe Form des Lärchenschnecklings (H. lucorum im engen Sinn) ist allerdings mit der Lärche auch in der Ebene häufiger zu finden.