Pilz des Monats Mai 2017 – Schneestieliger Helmling (Mycena niveipes)
Abseits der klassischen Frühlingspilze wie Maipilz oder Morcheln wachsen in diesen Wochen schon etliche Pilze – viele von ihnen haben wie Glimmertintling oder Grünblättriger Schwefelkopf eine lange Saison und sind insofern kaum als Frühlingspilze zu bezeichnen. Dies gilt auch für viele Vertreter der Helmlinge, von denen man z.B. den Rosablättrigen Helmling als „Ganzjahres-Art“ nennen kann. Relativ wenige Arten dieser Gattung fragiler weißsporiger Lamellenpilze sind jedoch typisch für die Frühjahrs-Saison und insofern normaler Beifang bei Morchelkursen und -seminaren. Wer sich näher mit Helmlingen befasst hat, weiß auch, dass eine größere Zahl an Arten der Gattung einen Geruch nach Chlor-Verbindungen hat („Schwimmbad-Geruch“), der in früheren Abhandlungen oft eigentlich fälschlich als „nitrös“ bezeichnet wurde. Auch unter diesen gibt es Ganzjahres-Arten, die man schon im Frühling finden kann, z.B. den Gelbstieligen Helmling (Mycena renati) oder den Gemeinen Chlor-Helmling (M. leptocephala). Auch die „typischen Frühlings-Helmlinge“ findet man gelegentlich später im Jahr – unter diesen sind z.B. der Voreilende Helmling (Mycena abramsii) und der Schwarzwald-Helmling (M. silvae-nigrae) nicht immer leicht und meist nicht sicher ohne Mikroskop bestimmbar. Und was macht nun den Schneestieligen Helmling (Mycena niveipes – nivis: Schnee, pes: Fuß) aus, den man auch unter dem Namen Frühlings-Helmling finden kann? Nun – neben dem Chlorgeruch ist es das einzelne Wachstum (anders z.B. als beim Büscheligen Chlor-Helmling Mycena stipata), die für einen Helmling relativ kräftige, relativ kurzstielige Statur, das Wachstum auf Laubholz oder scheinbar auf dem Erdboden sowie vor allem der angedeutet bis deutlich längsgerillte Stiel, der eine Verwechslung mit dem Rillstieligen Helmling (Mycena polygramma) nahelegt. Letztere wächst allerdings meist später im Jahr, hat einen meist längeren Stiel und vor allem: er riecht nicht nach Chlor.
Wie viele andere ist auch der Schneestielige Helmling eine variable Art – wenn Sie die Bilder alle vergleichen, könnte man sich auch verschiedene Arten vorstellen. Aber sehen Sie sich einmal den Fichtenzapfen-Rübling an -er kommt von rein weiß bis nahezu schwarz in allen Braun- und Grautönen vor. Ähnlich ist es auch bei vielen Helmlingen – und auch der Schneestielige Helmling fällt blass aus oder dunkler. Dazu kommt, dass es sich um einen hygrophanen Pilz handelt, der bei Feuchtigkeit mehr Färbung erkennen lässt als abgetrocknet. Ältere Pilze können – wie viele Helmlinge und nicht nur der Rosablättrige H. (M. galericulata) – einen Rosaton in den Lamellen annehmen sowie insgesamt auch dunkle Flecken bekommen. Damit muss der Pilzbestimmer leben …
Schneestieliger Helmling alias Frühlings-Helmling (Mycena niveipes) - ganz aktueller Fund anlässlich des Seminars "Frühlingspilze mit Morchelsuche" in Würzburg: "Loheholz" bei Hohestadt, 23.4.2017, leg. Pilzkurs, det. Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner |
Schneestieliger Hemling (Mycena niveipes) - Gruppe von Fruchtkörpern (alle einzeln wachsend!) am 3.5.2014 auf der Schwäbischen Wald sö. von Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg, Ostalbkreis), "Kaltes Feld", an Laubholz, leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner. Der gerillte Stiel ist auf dem Übersichtsbild nicht mehr zu erkennen. |
Hier ist der gerillte Stiel des Schneestieligen Helmlings (Mycena niveipes) gut zu erkennen. Die Aufnahme stammt von einem relativ späten Zeitpunkt im Jahr: Rhön (Bayern), "Mühlwiesen" bei Oberelsbach, an Laubholz in Bach-Aue über Muschelkalk, leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner am 26.8.2009 |
Schneestieliger Helmling alias Frühlings-Helmling (Mycena niveipes): Die Aufnahme zeigt bei Trockenheit ausgeblasste Fruchtkörper. Wie bei vielen Helmlingen sind auch bei dieser Art die Hüte hygrophan, d.h. trocken heller als feucht. Das Foto stamm aus Baden-Württemberg, unweit Heilbronn, Bannwald "Schlierbach" unweit Bad Rappenau am 25.6.2012, leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner |
Schneestieliger Helmling (Mycena niveipes) - etwas hellere Aufsammlung aus Kroatien (Nationalpark Plitvicer Seen) - 29.5.2013, leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner |
Schneestieliger Helmling (Mycena niveipes) - noch eine Aufsammlung von der Schwäbischen Alb. Sie zeigt vor allem gut die hygrophanen, feucht durchscheinend gerieften Hüte. Der längsgerillte Stiel ist etwas durchweicht und nicht mehr so gut erkennbar - Aufnahme vom 14.5.2013, "Haarberg" bei Unterböhringen (sw. Geislingen an der Steige, Baden-Württemberg), leg., det., Foto Lothar Krieglsteiner |
... und noch eine ältere Aufsammlung des Schneestieligen Helmlings (Mycena niveipes) aus Baden-Württemberg, unweit Stuttgart-Plieningen am 12.4.2015, leg., det. Katharina & Lothar Krieglsteiner, Foto Lothar Krieglsteiner. Das Bild zeigt die rotbräunlichen Verfärbungen älterer Pilze sowie einen leichten Rosaton in den Lamellen älterer Pilze. Ein solcher ist für viele Helmlingsarten charakteristisch. |
Helmlinge sind eine schwierige Gattung – und Arten, die nicht so eindeutig durch makroskopische Merkmale festgelegt sind, muss man oft sehr aufwändig mikroskopisch bestimmen. Neben den Sporenmerkmalen und den Zystiden von Lamellenschneide und -fläche benötigt man häufig auch Schnitte durch die Huthaut und Stiel-Oberfläche, da dort charakteristische Haare zu finden und zu beurteilen sind. Das kostet Zeit … -