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Pilz des Monats Juni 2023 – Violetter Flaumrindenpilz (Hypochnella violacea)

Seit einigen Jahren fahren Katharina und ich gerne im Winter für einige Wochen auf Exkursionsfahrt nach Portugal (dort vor allem an die ganz im Süden gelegene Algarve), um dort auch einmal intensiv Pilze ansehen zu können – und zwar nicht ausschließlich solche, die Kursteilnehmer finden oder die wir bei Kartierungsaufträgen beispielsweise aus festgelegten Probeflächen oder Stammlagern entnehmen. Und das Ganze in Ruhe und ohne Terminstress. Die Algarve ist fast die einzige Region in Europa, wo dies im Winter möglich ist – und zwar mit einer Fast-Garantie für frostfreie Bedingungen. Leider hatten wir die letzten Male etwas Pech mit den Feuchtigkeitsverhältnissen; der Klimawandel hat Portugal ganz bestimmt nicht außen vor gelassen, was sich in zunehmender Winter-Trockenheit auswirkt. Aber immerhin gab es diesmal doch noch eine gewisse Restfeuchte, da es vor Weihnachten ausgiebig geregnet hatte, wovon man im Februar noch ein kleines bisschen zehren konnte. Große Pilze (Lamellenpilze, Röhrlinge etc.) gab es aber sehr wenige, und so standen auch diesmal wieder die Rindenpilze (corticioide Pilze, resupinate Basidiomyceten, Crustothecien-Bildner) im Vordergrund – eine Gruppe, in die ich mich seit ein paar Jahren einarbeite, mit zunehmendem Erfolg.

Einen besonders attraktiven Rindenpilz möchte ich heute vorstellen. Beim Sammeln hatte ich noch keine Vorstellung, dachte entfernt an Tulasnella violea, nicht ohne die doch andere Konsistenz, die andere Oberflächen-Beschaffenheit zu bemerken. Als ich das erste Präparat unter dem Mikroskop ansah, erschrak ich fast, denn ich sah eine große Menge intensiv violett gefärbter Sporen, so viele, dass ich zunächst dachte, eine Anamorphe (Nebenfruchtform, „Schimmelpilz“) gefunden zu haben – bei solchen findet man häufig sehr viele Sporen und muss die Feinheiten der „Innereien“ erst freipräparieren. Also zunächst einerseits Enttäuschung (Anamorphen zu bestimmen ist sehr häufig eine frustrierende, schwierige Angelegenheit, die nur gelegentlich zu guten Erfolgen führt), andererseits erfreutes Erstaunen über die Farbe der Sporen: so etwas hatte ich vorher noch nie gesehen. Als ich dann kurze Zeit später bemerkte, dass die Sporen einen Apikulus (Appendix) haben (das haben nur Ständerpilze – es ist die Stelle, wo die Sporen am Ständer angeheftet sind, bevor sie durch ein anschwellendes Tröpfchen „abgeschossen“ werden) und kurz darauf auch Ständer mit vier Sterigmen entdeckte, war meine Neugier und die Motivation, das „Ding“ heraus zu bekommen stark angestiegen. Dies gelang dann auch mit den entsprechenden Schlüsseln, aber nicht unbedingt sehr schnell, denn die violette Sporenfarbe scheint nur bei frischen Aufsammlungen so auffällig zu sein, und sie findet als Schlüsselmerkmal erstaunlicherweise keine Anwendung. Der ablösbare Fruchtkörper (die Art gehört in F. Atheliaceae, in die Verwandtschaft der „Gewebehäute“ Athelia) zeigte unter dem Mikroskop sonst wenig auffällige Merkmale, so gibt es keine Zystiden zu bewundern, aber immerhin sind Hyphen komplett ohne Schnallen auch ein Merkmal, das die Auswahl der in Frage kommenden Gattungen doch deutlich einschränkt.

Hypochnella violacea 1 Violetter Flaumrindenpilz Sporen violett Portugal Algarve Laubholz Rindenpilz Kurs Cortis Corticiaceae Mikroskopie Anamorphe Pilzschule
Hypochnella violacea 2 Rindenpilze Atheliales Mikroskopierkurs Gewebehaut Feldmykologie Cortis Rindenpilze Saprobiont Laubholz Sporenpulver violett Teleomorphe
Hypochnella violacea 3 Violetter Flaumrindenpilz Atheliaceae Gewebehaut Sporen violett amyloid Melzers Reagens Mikroskopierkurs Feldmykologe Krieglsteiner
Violetter Flaumrindenpilz (Hypochnella violacea) am 11.02.2023 bei Tor (Vicentes, Funchais de Baixo - Barrocal nw. Loule, Algarve, Portugal), an liegendem Laubholzast in temporärer, extensiv als Obstgarten genutzter Bach-Aue über Kalkboden, an liegendem Laubholzast, 112 m NN, GPS: N37°11'15.90" W8°2'43.60", leg.. Katharina & Lothar Krieglsteiner, det., Fotos Lothar Krieglsteiner
 Hypochnella violacea 4 Sporen violett massenhaft reichlich Anamorphe Teleomorphe Stnder Basidie ohne Schnallen Mikroskopierkurs Krieglsteiner
 Hypochnella violacea 5 Sporen Basidien Staender viersporig ohne Schnallen Apikulus Krieglsteiner Portugal Algarve Loule Barrocal Kalkgebiet Krieglsteiner Pilzkurse
 Violetter Flaumrindenpilz (Hypochnella violacea) am 11.02.2023 bei Tor (Vicentes, Funchais de Baixo - Barrocal nw. Loule, Algarve, Portugal), an liegendem Laubholzast in temporärer, extensiv als Obstgarten genutzter Bach-Aue über Kalkboden, an liegendem Laubholzast, 112 m NN, GPS: N37°11'15.90" W8°2'43.60", leg.. Katharina & Lothar Krieglsteiner, det., Fotos Lothar Krieglsteiner - der erste Eindruck unter dem Mikroskop zeigte eine große Vielzahl von violett gefärbten Sporen. Eine Anamorphe war es aber nicht, denn die Sporen haben einen Apikulus und es waren 4-sporige Ständer nachzuweisen ;-)
 Hypochnella violacea 6 Mikroskopierkurs Algarve Portugal Barrocal Loule Tor Hyphen ohne Schnallen Sporen violett amyloid PSV DGfM Feldmykologe Krieglsteiner
 Violetter Flaumrindenpilz (Hypochnella violacea) am 11.02.2023 bei Tor (Vicentes, Funchais de Baixo - Barrocal nw. Loule, Algarve, Portugal), an liegendem Laubholzast in temporärer, extensiv als Obstgarten genutzter Bach-Aue über Kalkboden, an liegendem Laubholzast, 112 m NN, GPS: N37°11'15.90" W8°2'43.60", leg.. Katharina & Lothar Krieglsteiner, det., Fotos Lothar Krieglsteiner - beachten Sie die ebenfalls violettlich gefärbten Hyphen ohne Schnallen. Letzteres ist ein bei "Cortis" (Rindenpilzen) nicht so häufiges Merkmal.
 Hypochnella violacea 7 Rindenpilz corticioid resupinat Crustothecium Krieglsteiner Portugal Pilzexpertin Katharina Lothar Feldmykologe Corti Kurs amyloid Melzer
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 Violetter Flaumrindenpilz (Hypochnella violacea) am 11.02.2023 bei Tor (Vicentes, Funchais de Baixo - Barrocal nw. Loule, Algarve, Portugal), an liegendem Laubholzast in temporärer, extensiv als Obstgarten genutzter Bach-Aue über Kalkboden, an liegendem Laubholzast, 112 m NN, GPS: N37°11'15.90" W8°2'43.60", leg.. Katharina & Lothar Krieglsteiner, det., Fotos Lothar Krieglsteiner - die für H. violacea geforderte Amyloidität der Sporen (in Melzers Reagens) konnte bestätigt werden; diese ist allerdings (zumindest bei meinem Frischmaterial) wenig attraktiv und entspricht einer Verfärbung von leuchtend-prächtigem Violett in ein bläuliches Weinbraun ... - Beachten Sie ferner auf dem letzten Foto den Apikulus der Sporen: dies ist ein eindeutiges Merkmal für einen Ständerpilz mit Ballistosporen, also mit aktiver Sporen-Ausschleuderung (nicht vorhanden bei Bauchpilzen, nicht bei anderen Pilzgruppen).

 

Dazu das Merkmal der amyloiden Sporen – wobei amyloide Sporen bei Rindenpilzen im Falle von zunächst farblosen Sporen ein attraktiveres Merkmal darstellen wie hier. Farblose Sporen färben sich oft schön blau (z.B. bei Arten der Gattung Gloeocystidiellum oder Aleurodiscus, um nur zwei Beispiele zu nennen). Beim vorgestellten Pilz färbt sich das schöne Lila der ungefärbten Sporen zu einem weniger intensiven Weinrot um. Ich habe mir vorgenommen, bei Gelegenheit den Beleg noch einmal zu untersuchen, um zu sehen, ob die Farbe der ungefärbten Sporen im Beleg gelitten hat und in diesem Falle zu sehen, wie das mit der Amyloidität dann im Herbarmaterial aussieht.

Hypochnella violacea kommt auch in Deutschland vor, die bekannten Fundpunkte sind sehr zerstreut: Verbreitung Hypochnella violacea Auersw. ex J. Schröt. 1888 (pilze-deutschland.de)

Wie die Ökologie der Art einzustufen ist, kann ich nicht beurteilen. In Portugal wuchs die Art an einem wärmebegüstigten Standort an Holz in einer temporären Bachaue über Kalkboden.

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